JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
haben Sie nicht richtig hingehört. Die Gerüchte drehen sich vielmehr um Sie und Finn, nicht um Lexi und mich.“
Ein rosiger Hauch überzog Evies Wangen. „Das ist absoluter Blödsinn!“
„Tatsächlich?“
Evie verschränkte die Arme vor der Brust. Genau wie ihre jüngste Schwester, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, dachte Sam. „Es sind nicht nur Gerüchte, Sam. Neulich habe ich Lexis Gesicht gesehen. Die Spuren von kratzigen Bartstoppeln waren eindeutig.“
Er sah sie ausdruckslos an. „Und?“
„Da fragen Sie noch?“ Evie funkelte ihn aufgebracht an. „Sie haben kein Recht, sie zu küssen. Sie ist mit einem anderen verlobt.“
„Ich würde nie eine Frau gegen ihren Willen küssen“, sagte er ruhig.
„Wollen Sie damit sagen, dass sie Sie auch noch ermutigt hat? Sie ist kein Flittchen, Sam, ganz bestimmt nicht! Ich vermute sogar, dass Sie ihr erster Mann waren. Haben Sie das damals gewusst? Muss ja ein tolles Gefühl gewesen sein … die jüngste Lockheart-Erbin. Da hat man etwas, womit man prahlen kann!“
Sam presste die Lippen zusammen. „Sie sollten sich um Ihr Leben kümmern“, sagte er schließlich. „Ihre Schwester wird schon wissen, was gut für sie ist.“
„Aber Sie sind nicht gut für sie, Sam. Sie verwirren sie nur. Lexi hat es verdient, glücklich zu werden. Sie braucht jemanden, der sie aufrichtig liebt, und nicht einen Mann, der sie nur benutzt.“
„So sehen Sie das also?“
„Wie denn sonst? Sie lieben Sie doch nicht, oder? Sonst hätten Sie um sie gekämpft, hätten sich durch nichts und niemandem davon abhalten lassen, sie weiterhin zu sehen, ganz egal, welche persönlichen oder beruflichen Folgen es für Sie gehabt hätte.“
Sie setzte ihm so sehr zu, dass Sam nur mit Mühe ruhig blieb. „Ich liebe niemanden so“, stieß er hervor.
Sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Vielleicht sollten Sie es lernen.“ Damit ließ sie ihn stehen und verschwand in der Station.
7. KAPITEL
Zwei Wochen lang war es Lexi gelungen, ihrem Vater meistens aus dem Weg zu gehen. Sie arbeitete täglich bis in den frühen Abend hinein und ging gleich im Anschluss ins Fitnessstudio. Auf diese Weise musste sie nur gelegentlich mit ihm ein paar belanglose Worte wechseln, entweder abends vor dem Schlafengehen oder bei einem schnellen Frühstück, bevor sie überstürzt zur Arbeit aufbrach.
Heute hatte sie um zehn Uhr einen Termin bei der Schneiderin. Statt den Wagen zu nehmen, sich durch dichten Verkehr zu quälen und vielleicht noch minutenlang nach einem Parkplatz zu suchen, beschloss sie, mit der Hafenfähre in die Innenstadt zu fahren.
Es war einer dieser herrlichen Frühlingstage, die sie in Sydney so liebte: warm, sonnig, und in der leichten Brise lag schon der Duft des Sommers. Der Hafen war voller Jachten, deren Besitzer das wundervolle Wochenendwetter nutzten. Lexi fragte sich, ob Sam unter ihnen war und sein Boot durch das im Sonnenlicht glitzernde Wasser manövrierte. Aber sie konnte keins mit dem Namen Whispering Waves entdecken.
Nach der Anprobe ging sie noch ein bisschen shoppen. Mehr als ein bisschen, dachte sie reumütig, in jeder Hand Tüten und Täschchen mit seidenen Dessous, schicken Tops, Schuhen und Kosmetik, während sie sich auf den Weg zum Circular Quay machte. Dort wollte sie die Nachmittagsfähre nehmen.
Am anderen Hafensteg angekommen, ging sie nicht gleich nach Hause, sondern schlenderte durch den Jachthafen der Neutral Bay. Hier lagen millionenteure Schiffe vor Anker. Auf zwei Jachten wurde gearbeitet, der Geruch nach frischer Farbe hing in der Luft. Der Wind schlug die Takelage gegen die Masten, und Lexi ertappte sich bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, einfach an Bord eines dieser Luxusboote zu springen und in den Sonnenuntergang zu segeln. Für ein paar Stunden frei zu sein und alles zu vergessen, was das Leben kompliziert machte.
Ob es Sam wohl so ging, wenn er nach einem anstrengenden Tag im OP am Steuerruder stand? Sie sah ihn vor sich, wie er mit seinen starken gebräunten Armen geschickt die Segel setzte und die Herausforderung von Wind und Wetter draußen auf dem offenen Meer genoss.
Ganz am Ende des Hafens entdeckte sie eine weiße Jacht mit nachtblauen Seitenstreifen und der Aufschrift Whispering Waves in sanft geschwungenen Buchstaben. Neugierig ging sie darauf zu. Es war ein wunderschönes Boot, gut vierzig Fuß lang und sehr gepflegt. Der Farbanstrich wirkte frisch, glänzender Lack versiegelte die Deckplanken aus rotbraunem
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