JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
ziemlich nutzlosen niedrigen Zaun und ging in sein Haus. Daisy war in der Küche zugange und versuchte, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Das Wasser war größtenteils verschwunden, und den Schuttbrocken rückte sie gerade mit einem Besen zu Leibe.
„Daisy, das brauchen Sie nicht zu machen! Ich erledige das heute Abend.“
„Bin fast fertig. Ich habe die Umzugskartons abgefegt, damit sie schneller trocknen. In dem einen klirrte etwas, wahrscheinlich sind ein paar Tassen oder Gläser zu Bruch gegangen.“
Ben tat es schulterzuckend ab. Geschirr ließ sich ersetzen, zum Glück war ihm nichts Schlimmeres passiert. Unwillkürlich berührte er die Schnittwunde an der Stirn.
Daisy begutachtete sie kritisch. „Sie brauchen ein Pflaster.“
„Keine Ahnung, wo ich die habe, aber ich werd’s überleben. Vom Klempner haben Sie nichts gehört, oder?“
„Nein, noch nicht. Rufen Sie mich nachher auf dem Handy an, einmal klingeln lassen genügt. Dann habe ich Ihre Nummer und kann Ihnen eine SMS schicken, sobald er sich gemeldet hat.“
Er tippte die Nummer ein, die sie ihm nannte, schob das Telefon in die Jackentasche und fuhr sich mit der Hand durchs feuchte Haar. „Es tut mir leid, ich habe den Anzug einfach in Ihrem Bad gelassen, aber ich muss dringend los. Ich kümmere mich nachher darum und …“, Ben deutete auf das heillose Durcheinander, „… um das hier auch. Lassen Sie es einfach, wie es ist.“
„Ab mit Ihnen. Ich bin hier gleich fertig. Kann ich die Haustür einfach zuziehen?“
„Klar, natürlich. Vielen, vielen Dank, ich schulde Ihnen etwas.“
„Das kostet Sie mindestens ein fürstliches Dinner!“ Schwungvoll wischte sie mit dem Arm feuchte Putzbröckchen von der Arbeitsplatte.
„Versprochen.“
Sie warf ihm ein breites Lächeln zu. Der Schmutzstreifen auf ihrer Wange verlieh ihr das verschmitzte, schelmische Aussehen eines kleinen Mädchens, das seinen Spaß hatte.
Allerdings bestand kein Zweifel, dass sich unter der verwaschenen, mit feuchten Flecken und Gipsstaub übersäten Arbeitskleidung ein verführerischer Frauenkörper verbarg. Diese Frau sollte er zum Abendessen ausführen?
Er räusperte sich, nickte und verschwand nach draußen.
„Puh!“ Daisy richtete sich auf, blies sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht und blickte sich um. Es herrschte zwar immer noch Chaos, aber wenigstens geordnetes Chaos. Der Schutt war in einer Ecke zusammengefegt und das Wasser aufgesaugt … und sie würde zu spät zum Dienst kommen, ausgerechnet heute!
Sie zog die Haustür hinter sich zu, rannte nach drüben, duschte in Windeseile und zog sich an. Die Haare zu waschen, darauf hatte sie verzichtet, und drehte sie stattdessen zu einem lockeren Knoten im Nacken zusammen. Zopfgummi darum, fertig. Keine Zeit fürs Make-up, keine Zeit für nichts mehr, und heute fing der neue Chefarzt an.
Toll, dachte sie. Hoffentlich ist er kein arroganter Snob oder penibler Erbsenzähler. Ein Ordnungsfanatiker im Team reichte. Daisy lief zu ihrem Wagen, fuhr von der Auffahrt, hielt nur noch einmal kurz, um ihr Gartentor zu schließen, und brauste zum Krankenhaus.
Unterwegs kam der Anruf des Klempners, und sie rief zurück, sobald sie aus dem Auto stieg. Dann brachte sie Bens Anzug in die Reinigung neben der Aufnahme und bat darum, ihn vorsichtig zu behandeln. Sie war zusammengezuckt, als sie das Label gesehen hatte. Der Anzug musste ein Vermögen gekostet haben.
Ihre Schritte wurden schneller, je näher sie der Station kam.
Im Stationszimmer hatten sich Leute versammelt. Sie entdeckte den Kopf eines Mannes, der die anderen leicht überragte. Als sie eine ruhige, tiefe Stimme sprechen hörte, sank ihr das Herz in die Zehenspitzen. Oh, verflixt! Ihr neuer Chef war schon da und begrüßte bereits die Mitarbeiter. So viel dazu, einen guten Eindruck zu machen!
Evan Jones, der leitende Oberarzt, warf einen vielsagenden Blick zur Wanduhr, als Daisy sich der Gruppe zugesellte.
„Entschuldigung, ich bin …“, begann sie ein wenig atemlos, verstummte aber schlagartig, als der hochgewachsene Mann sich umdrehte und ihre Blicke sich begegneten. Während sie ihn schockiert anstarrte, sah sie Überraschung in seinen unendlich blauen Augen aufblitzten. Sekunden später hatte er sich wieder in der Gewalt.
„Dr. Walker, das ist Dr. Fuller“, stellte Evan mit seiner näselnden Stimme vor, kam aber nicht dazu, weiter auszuholen.
„Ja, wir kennen uns bereits“, unterbrach Ben ihn, ein professionelles Lächeln auf den
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