JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
da sind“, schluchzte sie. „Meine Füße tun furchtbar weh, und ich kann meine Finger nicht biegen. Die Kopfschmerzen sind schlimmer geworden, und sehen kann ich auch nicht richtig. Da sind ständig Blitze, und es ist, als würden Würmer in meinen Augen herumkriechen. Ich habe solche Angst.“
Netzhautblutungen, dachte Daisy und blickte auf den Monitor. Die Ultraschallaufnahmen zeigten, dass das Baby seit Donnerstag letzter Woche nicht mehr zugenommen hatte. Das bedeutete, es wurde nicht richtig ernährt. Sie nahm Clares Hand. Selbst nach nur zwei Stunden war die Veränderung in den Fingern deutlich zu spüren. Haben Sie mehr Selbstvertrauen, hatte Ben ihr geraten, und er vertraute ihr.
Hoffentlich sehe ich keine Gespenster.
Sanft rieb sie die Finger ihrer Patientin. „Nicht aufregen, Clare, wir haben alles im Griff“, sagte sie bewusst zuversichtlich. „Aber Ihr Blutdruck ist höher als vorhin, die Laborwerte zeigen, dass Ihre Nieren es ganz schön schwer haben, und das Kleine wächst nicht. Am besten verständige ich Dr. Walker, damit er einen Blick auf Sie wirft.“
„Es ist so weit, oder?“ Die junge Frau schniefte. „Müssen Sie mein Kind holen?“
„Ich denke, ja.“
„Aber … acht Wochen zu früh?“ Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen.
„Wenn wir nichts unternehmen, wird es Ihrem Baby nur schlechter gehen. Und Ihnen auch. Es tut mir leid, Clare, wir haben keine andere Wahl. Ich hole Dr. Walker und sage auch Ihrem Mann Bescheid. Sie möchten ihn bestimmt bei sich haben.“
Daisy bat eine der Hebammen, die junge Frau auf den OP vorzubereiten. Dann rief sie in der Ambulanz an und gleich danach Mr Griffiths. Zwei Minuten später war Ben da und untersuchte Clare. Zu Daisys Erleichterung gab er ihr volle Rückendeckung.
„Dr. Fuller hat vollkommen recht, Clare. Wir müssen Ihr Baby jetzt holen. Danach werden Sie sich sofort besser fühlen. Und seien Sie unbesorgt, viele Babys werden in diesem Stadium der Schwangerschaft ohne Probleme geboren. Dr. Fuller und ich machen uns gleich fertig, und wir sehen uns im OP. Denken Sie daran, für uns ist das reine Routine, es wird alles gut gehen.“
Sein Lächeln war freundlich, sein Auftreten selbstsicher und vertrauenerweckend. Sogar Daisy entspannte sich. Zum ersten Mal erlebte sie ihn mit einer Patientin, und er war gut, richtig gut.
Und er war schnell. Ben verlor keine Zeit, als Clare auf dem OP-Tisch lag. Momente später, so erschien es Daisy, hielt er den winzigen Säugling sicher in den Händen. Der dünne Schrei des Kindes war für alle Musik in den Ohren.
„Hallo, Kleiner, herzlich willkommen bei uns“, sagte er sanft und blickte über das Tuch zu Clare hinunter. „Sie haben einen Sohn“, verkündete er lächelnd.
Clare und der völlig aufgeregte Vater durften ihren Sprössling kurz begrüßen, dann wurde er im Wärmebettchen zur Intensivstation gebracht. Daisy und Ben konzentrierten sich wieder auf die junge Mutter.
Was Daisy betraf, so hatte sie allerdings ihre Mühe damit, sich nicht ablenken zu lassen … von seinen schlanken, geschickten Händen oder seinen Augen, wenn ihre Blicke sich trafen. Blaue Augen, die sie über dem Mundschutz ansahen, intensiv, wie es ihr schien, und einen Wimpernschlag länger als nötig …
Ben war gerade rechtzeitig zu Hause.
Er hatte ein Auge auf Clare gehabt, während sie im Aufwachraum lag, und es danach Daisy überlassen, sie zurück zur Station zu begleiten. Unten in der Sprechstunde hatten noch Patientinnen auf ihn gewartet, und bald darauf war eine SMS von Daisy gekommen, dass sie seinen Anzug abgeholt hätte. Clare gehe es gut.
Brillant .
Beschwingt marschierte er ins Haus, nahm die Krawatte ab und hängte sein Jackett über den Geländerknauf. Sekunden später klopfte es an der Haustür.
Draußen stand ein kräftiger Mann mit einem Werkzeugkasten in der schwieligen Hand. „Ich bin Steve, der Klempner. Daisy meinte, Sie hätten ein Problem?“
Ben unterdrückte das Bedürfnis, irre zu lachen. „Das können Sie wohl sagen“, erwiderte er stattdessen und führte Steve in die Küche.
Daisy schloss ihre Haustür auf, hängte Bens Anzug an die Garderobe, streifte die Schuhe ab und fütterte die Katze. Nebenan hörte sie Ben hin und her gehen.
Sie setzte sich an den Tisch und schrieb ein paar Worte auf die Karte, die sie nebst einer Flasche Prosecco für ihn im Supermarkt besorgt hatte. Dann rannte sie die Treppe hinauf, um zu duschen. Eigentlich sehnte sie sich nach einem
Weitere Kostenlose Bücher