JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Umständen nie zugelassen hätte. Aber Ben lächelte nur abwesend und verstärkte seinen Griff, damit sie nicht hinunterfiel.
Plötzlich brach ein loser Ziegelstein unter ihrem Fuß weg, sie taumelte, und Ben riss instinktiv ihren Arm hoch.
Der schrille Aufschrei ging ihm durch Mark und Bein. Von heftigen Schuldgefühlen erfüllt sank Ben auf die Knie und wollte Florence in die Arme nehmen.
„Nein!“, schrie sie panisch und wich zurück. „Nicht anfassen!“ Der Arm hing seltsam schlaff vor ihrem Körper, und sie hielt ihn mit der anderen Hand fest.
Ich habe ihr den Ellbogen ausgerenkt! Wie betäubt starrte er seine schluchzende Tochter an.
Natürlich wusste er, was zu tun war, aber er konnte es nicht allein machen. Verdammt, warum hatte er nicht aufgepasst?
„Ist ja gut, mein Schatz. Das ist bald wieder besser. Ich rufe Daisy an, sie kommt und hilft uns gleich.“ Jane war mit Peter weggefahren – ausgerechnet an diesem Wochenende …
Ben holte sein Handy aus der Tasche und drückte auf die Kurzwahltaste. Als Daisys Mailbox ansprang, hätte er fast laut geflucht. Er war gerade dabei, ihre Festnetznummer zu wählen, da rief sie ihn zurück.
„Ben, ich …“
„Daisy, Hilfe. Sie ist von der Mauer gefallen, und ich habe sie festgehalten und ihr den Ellbogen ausgerenkt. Jane ist nicht da, sonst hätte ich sie angerufen.“
Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, nur Florence schluchzte hörbar vor sich hin.
„Okay, ich komme mit dem Wagen, und wir bringen sie ins Krankenhaus. Wo seid ihr?“
„Warte …“ Er blickte sich um. „Am Ende der Straße. Wir sind fast zu Hause. Ich könnte sie tragen, aber sie lässt sich nicht anfassen. Daisy, ich …“
„Schon gut, ich bin gleich da.“
Es dauerte höchstens ein paar Minuten, doch Ben kam es wie eine Ewigkeit vor. Die ganze Zeit war ihm schlecht. „Florence, Liebling, es tut mir so leid … komm her, setz dich auf mein Knie, bis Daisy kommt.“
Zu seiner Erleichterung tat sie es, lehnte sich an seine Schulter und hielt ihren Arm. Sie zitterte wie Espenlaub, immer wieder wurde ihr schmaler Körper von herzzerreißenden Schluchzern erschüttert.
Ben machte sich die schlimmsten Vorwürfe. Warum hatte er nicht besser aufgepasst? Er hätte sie gar nicht erst auf die Mauer lassen dürfen. Und alles nur, weil er mit sich selbst beschäftigt war …
„Ben?“
Er hob den Kopf. Daisy hockte vor ihm und sah ihn besorgt an. Sie berührte flüchtig seine Wange, dann strich sie Florence sanft übers Haar. „Komm, meine Kleine, ich bringe euch ins Krankenhaus, da machen sie deinen Arm wieder gut, okay?“
Florence schüttelte den Kopf. „Will nicht ins Krankenhaus“, stieß sie schluchzend hervor. „Ich will zu Fröschchen!“
Oje. Daisy zog sich das Herz zusammen, und sie streichelte das zitternde Kind mit all der Liebe, die sie seit Wochen unterdrückt hatte. „Du kannst ihm hinterher alles erzählen. Du willst doch nicht, dass es sich Sorgen macht, oder?“
Sie musste Florence dazu bewegen, sich ins Auto zu setzen. Ben war keine große Hilfe. Er schien mit der Situation völlig überfordert zu sein.
„So, mein Schatz“, sagte sie und half ihr behutsam auf die Beine. Dann hob sie die Kleine vorsichtig auf die Arme.
Nachdem Ben in den Wagen gestiegen war, setzte Daisy sie auf seinen Schoß. Sie schloss die Tür, glitt hinters Steuer und fuhr wie auf rohen Eiern ins Krankenhaus. An der Notaufnahme half sie den beiden heraus, stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab und rannte zurück.
Hinter einem der Vorhänge hörte sie Florence schluchzen. Mit rauer, sanfter Stimme versuchte Ben sie zu beruhigen.
„Habt ihr euch angemeldet?“ Als er nickte, fügte sie hinzu: „Ich sehe mal nach, wen ich finde.“
Daisy hatte den Vorhang gerade wieder hinter sich zugezogen, da kam Andy Gallagher auf sie zu.
„Hi, Daisy.“
Erleichtert lächelte sie ihn an. Sie hatte Andy schon ein paar Mal bei anderen Notfällen erlebt und hielt große Stücke auf ihn. „Hi. Kannst du dir Ben Walkers Tochter mal ansehen? Radiusköpfchen-Subluxation. Sie ist von einer Mauer gefallen, und er hat spontan ihren Arm hochgerissen.“
„Verstehe.“ Andy erwiderte ihr Lächeln und zog den Vorhang auf, hinter dem Florence immer noch vor sich hin weinte.
„Hallo, Ben“, begrüßte er den Kollegen und ging vor Florence in die Hocke. „Hi, junge Dame. Wie heißt du denn?“
„F…F…Florence“, stieß sie hervor.
„Schön, Florence. Ich bin Andy, und ich arbeite hier
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