JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Das Problem war nämlich, dass die Wippe nicht funktionierte, wenn Ben mit Florence auf der einen und Daisy auf der anderen Seite saß. Damit es überhaupt einigermaßen klappte, musste Daisy die Kleine auf ihre Seite nehmen.
Und Florence war glücklich.
Hoch und runter, hoch und runter, schneller und schneller ging es. Florence quietschte vor Vergnügen, während sie sich dicht an Daisy schmiegte, sicher in ihren Armen geborgen.
Immer wieder kämpfte Daisy mit den Tränen. Doch sie spielte mit, wippte auf und nieder, bis Ben die Fersen in den Boden stemmte und die Wippe zum Halten brachte.
„Weiter, Daddy!“, verlangte Florence.
Aber Ben hatte genug gesehen. Als er diesen traurigen Ausdruck in Daisys Augen entdeckte, war ihm das Lachen sofort vergangen. Was tat er hier eigentlich? Was tat er Daisy an? Und Florence? Sich selbst? Hatte er nicht versprochen, Florence von Daisy fernzuhalten?
„Jetzt haben wir erst einmal genug gewippt“, sagte er sanft, aber bestimmt, und stand auf. „Komm, du kannst schaukeln, das magst du doch.“
Er hob sie von der Wippe und trug sie zum Schaukelgerüst. Als sie sicher im Sitz saß, stieß er die Schaukel an, und bald war die Wippe vergessen. Florences helles Kinderlachen tanzte über den Spielplatz. Daisy setzte sich auf eine der Bänke. Während sie den beiden zusah, fragte sie sich verzweifelt, warum sie sich bloß wieder in so eine Lage manövriert hatte.
„Entschuldige, Daisy.“
Ben hatte seine Tochter auf eins der Wipppferdchen gesetzt, die auf einer überdimensionalen Feder hin und her schwangen, und ließ sich neben Daisy auf die Bank sinken. Vornübergebeugt stützte er die Unterarme auf den Oberschenkeln ab.
„Ich hätte erst nachdenken sollen, bevor ich den Mund aufgemacht habe“, sagte er zerknirscht.
„Genau. Du hättest mich nicht vor ihr fragen dürfen“, antwortete sie. „So hatte ich keine Wahl. Wie hätte ich ihr diesen Wunsch abschlagen können, ohne dass es sich gemein anhört?“
Er hob den Kopf und blickte ihr forschend in die Augen. „Kommt darauf an, wie du es ihr erklärt hättest. Aber ich hatte den Eindruck, dass du gern mit dabei gewesen wärst.“
„Das ist es ja!“, brach es aus ihr hervor. „Ich kann nicht mehr, Ben. Weißt du noch, was wir gesagt hatten? Wir wollten Spaß haben, heißen Sex und nichts Kompliziertes. Aber im Moment macht es keinen Spaß, es tut einfach nur weh. Wir stecken in einem Dilemma, Ben. Du kannst sie nicht von mir fernhalten, weil du nebenan wohnst. Und ich will nicht schon wieder Vater, Mutter, Kind spielen. Ich habe mich vom letzten Mal noch nicht erholt!“
Ihre Blicke begegneten sich, und die Wucht der Gefühle in seinen blauen Augen traf sie wie ein Stoß ins Herz. Dann hatte Ben sich wieder in der Gewalt, sein Gesicht wurde ausdruckslos, und er richtete sich auf. „Was wird jetzt aus uns?“, fragte er.
„Wir wissen beide, dass es keine Zukunft hat“, sagte sie resigniert. „Warum sich weiter quälen?“
Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und presste die Lippen fest zusammen. Eigentlich hast du doch gewusst, dass es nicht funktioniert. „Du hast recht“, erwiderte er. „Es tut mir leid. Willst du schon nach Hause gehen? Wir kommen später nach, und ich verspreche dir, dass du sie nicht zu Gesicht bekommst.“
Sie nickte, erhob sich unsicher, winkte Florence kurz zu und ging.
Etwas, das sie schon vor Wochen hätte tun sollen …
„Daddy, warum geht Daisy weg?“
Ben konnte kaum antworten, sein Hals war wie zugeschnürt. „Sie … sie hat noch zu tun.“
„Kann ich auf die Rutsche?“
„Klar. Dann mal los.“
Er half ihr die Stufen hinauf, lächelte, wenn sie am Fuß der Rutsche in seine Arme plumpste, immer wieder und wieder, bis er das Gefühl hatte, dass sein Gesicht von dem bemühten Lächeln bald einreißen müsste.
Als er fand, dass es reichte, nahm er Florence bei der Hand. „Komm, wir gehen nach Hause, Zeit fürs Abendessen.“
„Kann Daisy mitessen?“
„Sie ist beschäftigt.“ Seine Stimme drohte zu kippen, und er räusperte sich. Mit Florence im Schlepptau marschierte er auf das Parktor zu. Kaum achtete er auf seine Tochter, so sehr verselbstständigten sich seine Gedanken.
Wir wissen beide, dass es keine Zukunft hat.
Aber er brauchte sie, es war alles so schön gewesen. Zum ersten Mal seit Jahren war er wirklich glücklich gewesen.
„Daddy, guck mal!“
Florence balancierte auf einer niedrigen Gartenmauer – etwas, das er unter normalen
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