JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Patientinnenliste.“
Sie wollte weg, das war ihm klar. Auch er litt darunter, mit ihr im selben Zimmer zu sein wie zwei Kollegen, die sich nicht näher kannten. Wie gern hätte er sie berührt, sich wie früher auf den Abend gefreut, wenn sie endlich allein waren und er sie in die Arme nehmen konnte.
Verdammt, er vermisste sie so sehr!
„Geh ruhig, ich kann auch allein mit den Grieves reden. Falls sich etwas ändert, sage ich dir Bescheid.“
Nachdem Daisy gegangen war, schloss er die Tür hinter ihr, lehnte den Kopf dagegen und atmete tief durch.
Ganz schwerer Fehler. Ihr Duft, der noch im Zimmer hing, stieg ihm in die Nase. Kein Parfum, sondern der schwache Hauch … ihres Shampoos, vielleicht? Was es auch war, es beschwor sehnsüchtige Erinnerungen an glückliche Zeiten herauf. Zeiten, als er noch das Recht hatte, sein Gesicht an ihr duftendes Haar zu schmiegen. Stunden der Leidenschaft, wenn ihr seidiges Haar über seinen Körper glitt, während sie miteinander schliefen. Oft hatte er dagelegen, sie angesehen und sich gefragt, wie er diese atemberaubende Frau verdient hatte.
Gar nicht, so lautete die Antwort heute. Er hatte auf ganzer Linie versagt – seine Ehe war gescheitert, er hatte es geschafft, seiner Tochter den Arm auszurenken, und er hatte sich nicht an sein Versprechen gehalten und Florence von Daisy ferngehalten. Was Beziehungen anging, war er eine wandelnde Katastrophe!
Ben riss die Tür auf und machte sich auf den Weg zu Mr und Mrs Grieves.
„Was ziehst du bei Lauras Hochzeit an?“, wollte Amy wissen.
Daisy war nach einer Saugglockengeburt auf der Entbindungsstation geblieben, um mit ihrer Freundin eine kurze Kaffeepause zu machen.
„Keine Ahnung.“
„Aber sie ist in zehn Tagen!“
„Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust.“
„Ich weiß, Liebes, ich doch auch nicht. Doch das können wir Laura nicht antun, sie rechnet fest mit uns. Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende nach Cambridge fahren? Mädchentag, shoppen … Das haben wir lange nicht mehr gemacht.“
Stimmt . Daisy bekam ein schlechtes Gewissen. „Okay“, sagte sie und versuchte, begeistert zu klingen. Es fiel ihr schwer.
Alles fiel ihr schwer. Mit Ben waren auch die Farben aus ihrem Leben verschwunden, jeder Tag erschien ihr eintönig und grau. Daisy fragte sich, ob sich das jemals wieder ändern würde …
„Oh, Daisy, es tut mir leid“, sagte Amy.
Erst da wurde ihr bewusst, dass ihr eine Träne über die Wange lief. Hastig wischte sie sie weg. „Sei nicht so lieb zu mir. Das kann ich im Moment nicht vertragen. Ich muss erst die nächsten Tage überstehen.“
„Tage? Das geht seit Wochen so“, meinte ihre Freundin sanft. „Sind es drei oder schon vier?“
„Vier Wochen und drei Tage. Ich ziehe weg, Amy, ich habe es Ben gesagt. Aber ich habe noch keinen neuen Job gefunden.“
„Du willst kündigen?“ Entgeistert sah Amy sie an. „Oh, ich werde dich so vermissen!“
„Ich dich auch, aber es muss sein. Ich halte das nicht länger aus. Wenn ich ihn sehe, geht es mir schlecht, und wenn ich ihn nicht sehe, auch, weil ich mich ständig dabei ertappe, dass ich nach ihm Ausschau halte.“
Verflixt. Daisy kniff die Augen zusammen und suchte nach einem Taschentuch. Nur jetzt nicht in Tränen ausbrechen, sie musste doch weiterarbeiten …
Sie hörte, wie Amy aufstand, hörte, wie die Stuhlbeine über den Boden schrammten. Doch als Daisy aufblickte, war ihre Freundin verschwunden, und Ben stand vor ihr.
„Was ist passiert?“, fragte sie alarmiert.
„Nichts.“ Er sah sie traurig an. „Oder zu viel. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen, Daisy.“
„Nun, das hat hoffentlich bald ein Ende. Ich suche mir einen Job, vielleicht in London.“
„Ich frage Matt, ob er eine gute Oberärztin braucht.“
„Damit ich jeden Tag deinen Doppelgänger vor der Nase habe? Bitte nicht.“
Ben seufzte. „Du hast recht. Aber ich werde mich umhören.“
„Mach dir keine Gedanken, ich komme schon zurecht.“
Und damit stand sie auf und verließ den Raum, erhobenen Hauptes und mit durchgedrücktem Rücken.
In Cambridge waren die Straßen und Geschäfte voller Menschen, aber der Trubel lenkte Daisy ab. Sie fand sogar ein Kleid für die Hochzeit.
Da sie abgenommen hatte, musste sie eine Größe kleiner nehmen. In letzter Zeit hatte sie kaum Hunger und Appetit schon gar nicht.
„Du siehst toll aus!“ Amy war begeistert. „Nimm es, und dann lass uns was essen gehen. Mir hängt der Magen in den
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