JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Kniekehlen!“
Daisy hatte zwar keinen Bärenhunger, aber sie freute sich plötzlich auf eine leckere Mahlzeit. Es mochte daran liegen, dass Ben und Florence weit weg waren. Vielleicht komme ich langsam über ihn hinweg, dachte sie hoffnungsvoll. Doch dann, hinter der nächsten Straßenecke, ging ein Mann vor ihnen, der sie im ersten Moment an Ben erinnerte. Ihr Herz fing an zu hämmern, und die Sehnsucht blieb, selbst als sie längst erkannt hatte, dass er es nicht war.
Nein, sie war nicht über ihn hinweg. Noch lange nicht.
Zurück in Yoxburgh setzte sie Amy zu Hause ab und fuhr heim. Ihr taten die Füße weh, und sie wollte endlich die Schuhe ausziehen, in ihre Jogginghose und einen gemütlichen Pullover schlüpfen und es sich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa bequem machen. Und sie würde sämtliche Türen geschlossen halten, damit sie Ben und Florence nicht hörte.
Aber Ben war allein. Gedankenverloren saß er auf der Stufe vor seiner Haustür.
Gerade wollte Daisy etwas sagen, da stutzte sie und blieb stocksteif stehen.
„Sie müssen Daisy sein“, sagte der Mann mit Bens Stimme und erhob sich geschmeidig.
„Matt?“
Er lächelte Bens Lächeln, das Lächeln, das sie seit Wochen nicht zu sehen bekommen hatte, und streckte ihr die Hand entgegen. „Schön, Sie kennenzulernen – vor allem, da mein Bruder nicht da zu sein scheint. Sie haben nicht zufällig einen Schlüssel?“
„Nein.“ Nicht mehr. Aber sie konnte Matt schlecht hier draußen stehen lassen. „Kommen Sie doch herein“, lud sie ihn widerstrebend ein. „Ich wollte mir gerade einen Tee kochen. Erwartet Ben Sie?“
„Wir hatten keine Zeit abgemacht, ich konnte ihm nicht genau sagen, wann ich komme. Ich war den ganzen Tag in der Klinik.“
„Zwillinge im Anmarsch?“
„Nein, nur Papierkram. Wie ich gehört habe, haben Sie eine werdende Mutter mit MCMA-Zwillingen. Ben will sie mir am Montag in der Sprechstunde vorstellen.“
Ich muss Amy warnen, damit sie nicht unverhofft hier auftaucht. Daisy schloss ihre Haustür auf, und Matt stieg über den niedrigen Zaun und folgte ihr ins Haus.
Es war schon seltsam. Sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen, dachte sie, als er sich unbefangen an ihren Küchentisch setzte. Und doch spürte sie keine knisternde Spannung, kein Prickeln, gar nichts.
So wie es Amy gesagt hatte … nur auf Ben bezogen.
Sie schickte ihr eine SMS. Dann holte sie Tassen aus dem Schrank. „Tee oder Kaffee?“
„Lieber Kaffee, wenn Sie haben.“
„Echten, Instant, mit oder ohne Koffein?“
Er lachte. „Egal. Schwarz, ein Stück Zucker.“
Genau wie Ben.
Sie brühte Filterkaffee auf und setzte sich auch an den Tisch. „Haben Sie Hunger? Ich kann Ihnen ein paar Kekse anbieten.“
„Gern. Florence hat von Ihren Keksen geschwärmt.“
Sah man ihr an, was diese Bemerkung in ihr anrichtete? Matt beugte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch, und suchte prüfend ihren Blick, als Daisy die Gebäckschale hinstellte und sich wieder setzte.
„Ben hat mir nicht erzählt, was passiert ist. Aber er redet nicht mehr von Ihnen, deshalb vermute ich, dass es nicht so gut läuft“, meinte er ruhig. „Sie können natürlich sagen, dass ich mich raushalten soll. Andererseits ist er mein Bruder, und er klingt ziemlich unglücklich.“
„Es gibt Hindernisse.“
„Die gibt es immer.“
„Ich habe Amy vorgewarnt, dass Sie hier sind“, sagte sie, um von sich abzulenken. Da sie ihn genau beobachtete, entging ihr nicht, dass er kaum merklich zusammenzuckte.
„Okay. Ich bin nicht neugierig, wenn Sie es auch nicht sind.“
„Abgemacht.“
„Er hat übrigens erzählt, Sie würden wie eine Göttin küssen“, sagte er wie nebenbei.
Fast ließ Daisy ihre Tasse fallen. So viel zu Abmachungen!
„Wann?“, brachte sie mühsam heraus.
„Am Tag, nachdem er Sie kennengelernt hat. Was für ihn sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise ist er vorsichtig.“
„Sind wir das nicht alle?“, murmelte sie und fragte sich, wann Ben kommen und seinen Bruder hier wegholen würde. „Wollen Sie ihm nicht eine SMS schreiben, dass Sie da sind?“
„Nein. Er wäre in zehn Sekunden hier, und im Moment finde ich es viel interessanter, mich mit Ihnen zu unterhalten. Mit der Frau, die ihm das Herz gebrochen hat.“
„Wie kommen Sie darauf?“
Er lachte, als hätte sie einen Witz gemacht.
Daisy seufzte. „Okay, Sie können seine Gedanken lesen.“
„Das brauche ich nicht. Er zieht sich zurück, verschließt sich. Das merke ich
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