Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
denn noch?“, fragte er grimmig.
„Wenn du es genau wissen willst, so hatte ich gehofft, etwas in deinem Charakter zu finden, das Respekt verdient. Eine Tugend, die …“
„Die es dir erlauben würde, mich zu manipulieren“, vervollständigte er ihren Satz.
Sie berührte einen Punkt in ihm, den zuvor noch keine Frau berührt hatte. Und er wollte auch nicht, dass irgendjemand ihm in dieser Hinsicht zu nahe kam, am allerwenigsten sie. Ihre Worte erinnerten ihn an seine eigenen Vorstellungen über die Liebe und das Heiraten. Von seinem Halbbruder wusste er, dass seine Mutter und sein Vater sich sehr geliebt hatten. Jedenfalls genug, um die kulturellen Unterschiede zwischen ihnen zu überbrücken. Eine solche Liebe warf einen großen Schatten, und er wünschte sich eine ebenso starke Bindung. Aber sein Stolz war groß und verbot ihm, jemals eine Frau zu lieben, die er nicht respektierte. Das war die eine Seite. Das Erbe seines Vaters hingegen bedeutete, er konnte auch keine Frau lieben, die sich bereits anderen Männern hingegeben hatte.
Wie konnte eine Frau wie Katrina es wagen, tatsächlich anzuzweifeln, dass er ihres Respekts würdig war. Für eine solche Unterstellung müsste er sie bestrafen.
„Ich bin nicht so leicht zu verführen wie dein feiger englischer Liebhaber“, sagte er verächtlich. „Vielleicht kannst du ihn ja um den Finger wickeln, aber mich wirst du nicht so leicht täuschen.“
Katrina sah ihn entgeistert an. Sie spürte, dass er mit diesem Angriff auch ihre sexuellen und moralischen Werte in Frage stellen wollte.
„Du hast nicht das Recht, so mit mir zu sprechen“, sagte sie mit eisiger Stimme. Er wusste genau, wie er sie treffen konnte. Aber warum sollte sie sich das gefallen lassen? „Falls du es schon wieder vergessen haben solltest, Richard war nicht mein Liebhaber“, setzte sie wütend hinzu.
Xander zuckte die Schultern. „Mir ist es völlig egal, mit wem du dein Bett geteilt hast, das kannst du mir glauben.“
Das war eine faustdicke Lüge, aber was sollte er machen? Jetzt musste er dieses Gespräch vor allem schnell beenden und herausfinden, ob Nazir bereits im Lager eingetroffen war.
„Ich habe noch etwas zu erledigen“, sagte er. „Warte nicht auf mich, das wäre nur Zeitverschwendung.“
Er warf ihr einen Blick zu, der sie bis ins Mark traf.
Wie gern hätte sie ihm geantwortet, hätte sie seine Anschuldigungen zurückgewiesen. Aber es war zu spät. Er griff nach dem Vorhang, hob ihn hoch, und schon im nächsten Moment war er in der Dunkelheit verschwunden.
Nur ein Wort blieb ihr im Gedächtnis: Verführung . Obwohl Xander es in einem anderen, negativen Zusammenhang gebraucht hatte, stiegen in ihr dadurch viele Bilder hoch. Bilder, die ihre Knie weich werden ließen und ihr Verlangen nach ihm noch steigerten.
Nein, sie wollte ihn nicht verführen, aber wenn sie sich selbst gegenüber ganz ehrlich war, hätte sie nichts dagegen gehabt, wenn er dasselbe mit ihr vorgehabt hätte. Was, zum Teufel, war nur mit ihr los? Er war ein rücksichtsloser Mensch, arrogant und unehrenhaft. Es gab nichts Gutes an ihm, und sie war eine Närrin, wenn sie versuchte, diese Tatsache zu ignorieren.
Außerdem hatte er ihr bisher keinen Anlass gegeben zu glauben, dass er ihre Gefühle teilte. Im Gegenteil! Noch im Nachhinein zitterte sie vor Empörung beim Gedanken daran, wie verächtlich er mit ihr gesprochen hatte. Er war voller Vorurteile und hielt sie offensichtlich für eine Frau, die mit jedem ins Bett ging. Für ihre Jungfräulichkeit hatte sie sich bewusst entschieden, sie spiegelte ihre tiefsten Werte und Überzeugungen wider. Sie war etwas Kostbares für Katrina, und sie dachte gar nicht daran, sich deswegen vor einem Mann wie Xander zu rechtfertigen.
Er war es nicht wert, dass sie sich seinetwegen so viele Gedanken machte und Gefühle für ihn hegte. Am besten schlug sie sich die ganze Angelegenheit ein für alle Mal aus dem Kopf. Aber das war leichter gesagt als getan. Ein Frösteln überlief sie. Etwas Dunkles, Gefährliches umgab Xander, etwas Ungezähmtes, nach dem die Frau in ihr sich zutiefst sehnte. Und es lag nicht in ihrer Macht, sich dagegen zu wehren.
Als er auf leisen Sohlen durch das Lager ging, musste Xander erneut über die starke Anziehung nachdenken, die Katrina auf ihn ausübte. Mit dem Verstand konnte er diese Tatsache vielleicht zurückweisen, aber sein Körper hinderte ihn daran.
Sie berührte ihn tiefer als jede Frau vor ihr. Doch es gab keinen
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