Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Schwestern ging sie einen langen Flur entlang bis zu einer Tür, vor der der Arzt bereits auf sie wartete.
„Ihre Königliche Hoheit wird Sie jetzt empfangen“, sagte er zu Katrina und öffnete die Tür.
Ihre erste Reaktion war Überraschung darüber, dass die Frau des Herrschers so winzig war. Sie saß auf einem kleinen Podest und bedeutete ihr, das Zimmer zu betreten.
Katrina verbeugte sich leicht vor ihr. Dies war ein Teil des Protokolls, das sie eingehend studiert hatte, bevor sie nach Zuran geflogen war. Aber kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, erhob sich die Sheikha und bedeutete ihr, sich wieder aufzurichten.
Sie trat auf sie zu, hob ihren Schleier und küsste sie dann auf beide Wangen.
„Wir stehen tief in Ihrer Schuld“, erklärte sie warmherzig. Es lag so viel Gefühl in ihrer Stimme, dass Katrina überwältigt war.
„Ich habe doch gar nichts getan, Eure Königliche Hoheit, ich …“
„Ihre Bescheidenheit ehrt Sie, aber sie erübrigt sich, denn ich habe bereits gehört, wie viel wir Ihnen verdanken. Wie geht es Ihrem Arm? Ich hoffe, er behindert Sie nicht zu sehr! Der Arzt hat mir versichert, dass Sie sich davon sehr schnell erholen werden. Seine Königliche Hoheit hat mich gebeten, Ihnen sein Bedauern darüber auszurichten, dass Sie seinetwegen so viel gelitten haben. Ich möchte gar nicht daran denken, was alles passiert wäre, wenn dieser Schurke seinen Plan durchgeführt hätte.“
Katrina holte tief Luft. Es war vielleicht ein Verstoß gegen das Protokoll, aber sie musste alles tun, um Fürsprache für Xander einzulegen.
„Darf ich etwas sagen, Eure Königliche Hoheit?“ Sie wartete die Antwort gar nicht ab, sondern fuhr überstürzt fort: „Ich weiß, es war schrecklich, was Xander geplant hat. Ich … ich kann sehr gut verstehen, warum man ihn ins Gefängnis geworfen hat. Aber wenn ich für ihn um Milde bitten dürfte, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Ich glaube nicht, dass er im Innersten seines Herzens ein schlechter Mensch ist, und …“ Sie riskierte viel mit ihrer Fürbitte, wollte aber unbedingt ein gutes Wort für Xander einlegen. Und tatsächlich verhieß der Gesichtsausdruck der Sheikha nichts Gutes. Sie sah Katrina stirnrunzelnd an.
„Xander?“, fragte sie verblüfft.
„Ja, ich …“
„Sie wollen also um Gnade für diesen … diesen Xander bitten?“
Katrina nickte nur, wagte es nicht, einfach weiterzusprechen.
„Man hat mir gesagt, dass Sie von El Khalids Männern entführt und sehr schlecht behandelt worden seien. Wenn das stimmt, warum wollen Sie dann unbedingt Gnade für einen dieser Banditen erwirken? Ich könnte eher verstehen, wenn Sie meinen Gatten bitten würden, ihn streng zu bestrafen.“
Katrina biss sich auf die Lippe. „Ich habe ja auch gar nicht gesagt, dass er nicht bestraft werden soll. Aber immerhin hat er versucht, mich zu beschützen. Und ich finde, das sollte bei der Verhandlung nicht unerwähnt bleiben.“
„Gut, ich werde mit meinem Mann darüber sprechen“, erwiderte die Sheikha und nahm wieder auf ihrem Podest Platz.
„Mir scheint, Sie sind ebenso mitfühlend wie bescheiden. Das sind wunderbare Tugenden einer Frau … und einer Mutter“, setzte sie hinzu. Täuschte Katrina sich, oder umspielte ihre Mundwinkel ein kleines amüsiertes Lächeln. Erstaunt sah sie dabei zu, wie die Sheikha sich wieder verschleierte.
„Ich hoffe, dieser … dieser Xander weiß, welch leidenschaftliche Anwältin er in Ihnen hat“, sagte sie. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, Sie hätten sich in ihn verliebt.“
Zehn Minuten später war die Audienz vorbei, und Katrina wurde wieder auf ihr Zimmer gebracht. Der Fernseher war eingeschaltet, auf dem Bildschirm waren die Menschenmengen zu sehen, die sich anlässlich des Nationalfeiertags durch die Straßen von Zuran City bewegten.
Der Herrscher wurde von seinem Volk sehr geliebt und von den Regierungen anderer Länder hoch geschätzt. Er galt allgemein als ein fortschrittlicher, moderner Mann, der viel für das Wohl seiner Untertanen erreicht hatte. Aufgrund seines Einsatzes und seiner Vision hatte Zuran sich zu einem der wichtigsten touristischen Länder in der Region entwickelt. Auch auf dem Gebiet des Sports hatte er viel für sein Land getan. Seine Pferde gewannen international die größten Preise, es gab inzwischen in Zuran eine Regatta, ein Golfturnier und bald auch ein Autorennen, das Teilnehmer aus aller Welt anziehen und überall Aufsehen erregen würde.
Wie
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