Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
Und kennt sie auch diesen Brad, der ja wohl so oft bei dir ist, dass er sogar ans Telefon geht.“
„Komm schon, Rashid, jetzt benimmst du dich aber alt modisch.“
„Das sehe ich ganz und gar nicht so. Außerdem hast du nicht auf meine Frage geantwortet. Kennt deine Schwes ter diesen Brad?“
„Natürlich. Und Nadia mag ihn sehr gern.“ Dabei verkniff sie sich aber die Bemerkung, dass ihre Schwester Nadia in Wirklichkeit in Brad verliebt war, denn sicher würde Ra shid einer solchen Beziehung niemals zustimmen. Lächelnd fügte Jenna hinzu: „Und ich finde ihn auch sehr nett.“
„Damit ist jetzt Schluss“, erklärte Rashid kurz und bün dig.
Jenna schüttelte den Kopf. Es war schon unglaublich, in New York in einem traumhaft schönen Appartement zu sitzen und sich solche Vorschriften per Telefon machen zu lassen. Offenbar hatte Rashid noch nicht verstanden, wel che Veränderung mit ihr vor sich gegangen war.
Jenna versuchte, sich möglichst gelassen zu geben, als sie fragte: „Was meinst du damit, Rashid?“
Er lachte kurz auf. „Ich wollte nur verdeutlichen, dass dein Leben in New York demnächst der Vergangenheit an gehören wird.“
„Vielleicht könntest du das ein wenig genauer erklä ren“, sagte Jenna mit zittriger Stimme.
„Kannst du dir das nicht denken?“ Rashids Stimme hatte auf einmal einen höchst verführerischen Tonfall angenommen. Das lag wohl auch daran, dass Rashid sich vorstellte, wie Jenna aussah. Er hatte sie lange nicht mehr gesehen, doch würde er niemals mehr ihre hellbraunen Haare und die grünen Augen vergessen. Damit unterschied sie sich deutlich von den meisten Frauen des Wüs tenstaates, und es war gerade dieses exotische Aussehen, das Rashid mehr als einmal den Kopf verdreht hatte.
Jenna hatte eine amerikanische Mutter und einen Vater aus Quador. Das erklärte auch, dass sie nicht so dunkel war wie die anderen Frauen des Staates. Offenbar war das aber nicht alles, was Jenna von ihrer Mutter geerbt hat te. Rashid fragte sich, wie unabhängig sie wohl geworden war. Und was bedeutete es, wenn sie sagte, dass sie end lich frei und unbeschwert leben konnte? Hatte sie viel leicht eine ganze Reihe von Freunden, und Brad war nicht der einzige Mann in ihrem Leben?
Rashid sagte sich entschieden, dass er ihr diesen Le benswandel schon lange hätte verbieten sollen. War es jetzt zu spät dafür?
„Der Augenblick, auf den wir so lange gewartet haben, ist gekommen“, sagte er ruhig, doch er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Rashid war ein leiden schaftlicher Mann, der das Leben in vollen Zügen genoss. Jetzt aber musste er sich in sein Schicksal fügen. Doch war das nicht genau das, was er in seinem tiefsten Inneren immer schon gewollt hatte? Was aber, wenn er Jenna ver loren hatte?
„Ich verstehe nicht, was du meinst“, erwiderte sie kühl.
Rashid kniff die Lippen zusammen. In den letzten vier Jahren hatten sie sich nicht oft gesehen. Dennoch hatte er nichts vergessen. Und jedes Mal, wenn er an sie gedacht hatte, sah er wieder ihre weiblichen Formen vor sich, die auch die traditionelle Kleidung hier in der Wüste nicht vollständig verhüllen konnte. Er hatte doch immer davon geträumt, dieses Mädchen in die Arme zu ziehen und sie eines Tages zu seiner Braut zu machen.
Jenna aber war jetzt zu einer höchst intelligenten Frau herangereift. Da konnte ihr der Grund seines Anrufes doch nicht länger verborgen bleiben. Warum tat sie dann nur so, als ob sie ihn nicht verstünde?
„Ich denke, du weißt das ganz genau, Jenna. Es ist an der Zeit für dich, nach Quador zurückzukehren und mei ne Frau zu werden.“
Hätte sie nicht schon auf einem Sessel gesessen, wäre sie wohl der Länge nach hingesunken. „Das ist ja der ro mantischste Heiratsantrag, den man sich nur vorstellen kann“, platzte sie heraus. Dabei brach sie in schrilles La chen aus, doch dann nahm sie sich rasch zusammen, weil Brad das Wohnzimmer erneut betreten hatte.
„Wenn du dich nach Romantik sehnst, solltest du das nächste Flugzeug nach Hause nehmen“, erwiderte Rashid distanziert, und Jenna musste sich unwillkürlich fragen, ob ein Mann wie der Scheich von Quador jemals dazu fä hig wäre, sich gefühlvoll und zärtlich zu verhalten.
„Rashid, das meinst du doch nicht ernst“, stieß sie her vor. „Wie kannst du nach all den Jahren noch wünschen, dass ich deine Frau werde?“
In dem exotischen Garten im Innenhof des Palastes hat ten sich einige Vögel in den Palmen
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