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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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wohl
umgehen musste. Sie fragte sich aber auch, wie sie die Edikte drei und fünf
unter einen Hut bringen sollte, nämlich:
    Sie dürfen niemals unhöflich sein.
Ein aristokratischer Gentleman wünscht sich eine Ehefrau, die ein Ausbund an
Anmut, Würde und guten Manieren ist.
    Und:
    Unterhalten Sie sich niemals länger
als fünf Minuten mit einem Mann. Wenn Sie die Konversation beenden, wird er
darüber nachgrübeln, was Sie wohl als Nächstes gesagt hätten. Entschuldigen Sie
sich und ziehen Sie sich zurück. Das wird sein Interesse an Ihnen nur noch
steigern.
    Hier war Elizabeth wirklich ratlos.
Selbst wenn sie sich dafür entschuldigte, wie das Edikt es vorsah, kam es ihr doch ziemlich unhöflich vor, eine
Unterhaltung nach nur fünf Minuten schon wieder zu beenden. Andererseits
wünschte sich ein Aristokrat, laut Mrs. Seeton, eine Frau, die niemals
unhöflich war. An all die anderen Regeln, die Susan ihr noch eingebläut hatte,
wagte sie gar nicht zu denken. Seien Sie charmant. Seien Sie bezaubernd. Lassen
Sie den Mann sprechen. Lassen Sie es sich nicht anmerken, wenn Sie
intelligenter sind als er.
    Bei all diesem Unsinn, auf den sie
achten musste, erwärmte sie sich zusehends für den Gedanken, doch lieber für
alle Zeiten Miss Hotchkiss zu bleiben.
    In Danbury House begab sie sich wie
immer ohne Umschweife geradewegs in den Salon. Und wie immer saß Lady Danbury
dort in ihrem Lieblingssessel. An diesem Tag war sie dabei, irgendwelche
Korrespondenz zu erledigen. Malcolm döste auf einer der breiten Fensterbänke.
Er schlug kurz die Augen auf, befand Elizabeth seiner Aufmerksamkeit für
nicht würdig und döste weiter.
    »Guten Morgen, Lady Danbury«,
wünschte sie kopfschüttelnd. »Soll ich Ihnen das nicht lieber abnehmen?«
Lady Danbury litt an Gicht, und Elizabeth schrieb oft Briefe für sie.
    Doch Ihre Ladyschaft legte den
Briefbogen einfach in eine Schublade. »Nein, das ist nicht nötig. Meine Finger
sind heute Morgen recht beweglich. Sehen Sie?« Sie bog und streckte die
Finger in Elizabeths Richtung, und es sah aus, als wolle sie sie verhexen.
    »Ich freue mich, dass es Ihnen so
gut geht«, erwiderte Elizabeth zögernd. Vielleicht war sie gerade ja
tatsächlich verhext worden?
    »Ja, ja, heute ist ein schöner Tag.
Ein sehr schöner sogar. Vorausgesetzt natürlich, Sie lesen mir nicht wieder aus
der Bibel vor.«
    »Das würde mir nicht im Traum
einfallen.«
    »Eigentlich könnten Sie mir einen
Gefallen tun.« Elizabeth sah sie fragend an. »Ich muss etwas mit meinem
neuen Verwalter besprechen. Er arbeitet in einem Büro neben den Stallungen.
Könnten Sie ihn bitte holen?«
    Nur mit Mühe unterdrückte Elizabeth
einen Jubellaut. Ausgezeichnet! Sie würde den neuen Verwalter sehen können,
ohne dafür Regel zwei brechen zu müssen! Nun, genau genommen ging sie ja noch immer von
sich aus auf ihn zu, aber eigentlich durfte das nicht zählen, denn sie hatte
schließlich den Auftrag von ihrer Arbeitgeberin.
    »Elizabeth!« sagte Lady Danbury
laut.
    Sie zuckte zusammen. »Ja,
Madam?«
    »Hören Sie zu, wenn ich mit Ihnen
spreche! Solche Tagträumereien sehen Ihnen gar nicht ähnlich!«
    Welche Ironie. In den letzten fünf
Jahren hatte sie sich kein einziges Mal in Tagträumen verloren. Früher einmal
hatte sie von Liebe, von Heirat, von einem Besuch im Theater oder einer Reise
nach Frankreich geträumt. Doch das hatte ein abruptes Ende gefunden, als ihr
Vater gestorben war und ihre neuen Verpflichtungen keinen Zweifel daran
gelassen hatten, dass ihre geheimen Wünsche nur Luftschlösser waren, die
niemals wahr werden würden. »Ich bitte um Verzeihung, Mylady.«
    Lady Danburys Mundwinkel zuckten,
und Elizabeth sah, dass sie nicht ernsthaft verärgert war. »Holen Sie ihn einfach her.«
    »Sofort«, versicherte Elizabeth
und nickte.
    »Er hat braunes Haar, braune Augen
und ist recht groß. Sie werden ihn schon erkennen.«
    »Ich bin Mr. Siddons bereits gestern
begegnet. Ich bin in ihn hineingelaufen, als ich das Haus verließ.«
    »Ach ja?« Lady Danbury wirkte
überrascht. »Davon hat er gar nichts erwähnt!«
    Elizabeth schüttelte verwirrt den
Kopf. »Aus welchem Grund hätte er das tun sollen? Ich habe ja mit seiner Arbeit
hier nichts zu tun.«
    »Nein, nein, wohl nicht«,
stimmte Lady Danbury nachdenklich zu. »Also gut, dann gehen Sie jetzt. Ich
werde Sie noch benötigen, wenn ich mit J... mit Mr. Siddons gesprochen habe.
Ach, und während ich mich mit ihm berate, können Sie mir gern mein

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