Julia Saison Band 01
grundsätzlich etwas gegen Verabredungen, auch wenn ich nie wieder heiraten will, aber es ist völlig ausgeschlossen, dass ich mit Ihnen ausgehe. Ich habe eine Liste über die Eigenschaften aufgestellt, die ich bei einem Mann voraussetze, mit dem ich mich treffe. Und Sie besitzen keine einzige davon, auf die ich größten Wert lege.“
Chuck wünschte, er hätte sich den Mantel angezogen. Die Luft war schon bitterkalt, aber Carlys Haltung war geradezu arktisch. Er wusste, dass er ihr nachdrückliches Nein akzeptieren sollte. Stattdessen fragte er: „Welche zum Beispiel?“
„Ich will einen ruhigen Mann. Der mir nicht vorschreibt, was ich zu tun oder lassen habe. Der mir gestattet, auf eigenen Füßen zu stehen, weil ich nie wieder von einem Mann abhängig sein will. Der freundlich und ausgleichend ist. Der nichts gegen Kinder und Haustiere hat.“
„Und woher wollen Sie wissen, dass ich nicht dieser Mann bin?“
„Darf ich Sie daran erinnern, dass wir uns bisher nur zweimal begegnet sind und Sie sich trotzdem berechtigt fühlen, mir nachzustellen und sich zu vergewissern, dass ich nicht von einem Patienten überfallen werde? Demnach wollen Sie mir vorschreiben, was ich tue und was nicht. Und ehrlich gesagt halte ich Sie auch nicht für einen ruhigen Menschen.“
„Vielleicht mag ich ja Kinder und Haustiere, und vielleicht halten mich einige Menschen für freundlich.“ Chuck wusste selbst nicht, warum er sich anbiederte. Er wollte absolut kein richtiges Date mit dieser Frau. Sie war voller Ecken und Kanten. Er dagegen mochte sanfte, weiche Wesen. „Ich dachte einfach, wir würden beide davon profitieren.“
„Wer würde denn wie profitieren?“
„Ich hätte am Sonntag zum Dinner eine Begleitung, sodass meine Mutter ihren guten Vorsatz für das neue Jahr nicht umsetzt und mir keine Frau sucht.“
„Okay, der Vorteil für Sie ist klar, aber was hätte ich davon? Nein, danke.“ Sie schüttelte den Kopf und ging weiter zu den parkenden Autos.
Chuck folgte ihr. „Ich denke, ein gutes Essen, das Sie nicht selbst zubereiten müssen, ist auch nicht zu verachten. Meine Mutter ist eine ausgezeichnete Köchin.“
Carly drehte sich zu ihm um und schüttelte erneut den Kopf. „Ich kann mir auch etwas liefern lassen, falls ich nicht selbst kochen will.“
Ihm lag auf der Zunge, dass sich durch das ständige Kopfschütteln womöglich ihre restlichen intakten Gehirnzellen lockern könnten. Doch er behielt es für sich, um sie nicht noch mehr gegen sich einzunehmen. „Aber das ist nicht der große Gewinn für Sie, sondern die Tatsache, dass Andy da sein wird. Nach den letzten Minuten in Ihrer Gesellschaft bin ich mir ziemlich sicher, dass es Ihnen verdammt schwergefallen ist, sich im Gerichtssaal zurückzunehmen. Aber das mussten Sie tun, weil er der Richter ist. Doch am Tisch meiner Mutter sind Sie beide Gäste. Da steht es Ihnen frei, ihm das Leben – oder zumindest das Dinner – zu vermiesen.“
Sie horchte auf und drehte sich zu ihm um. Ihre dunkelbraunen Augen funkelten, als ob ihr die Idee gefiel. „Und Sie wären auf meiner Seite? Es besteht keine Gefahr, dass Sie mich ins Gefängnis bringen oder so?“
„Wenn Sie sich auf meine Seite und somit gegen meine private Kupplerin stellen, dann haben Sie in mir einen loyalen Verbündeten gegen Andy.“ Sein Schwager war sein bester Freund, aber sie hatten noch ein Hühnchen zu rupfen. Denn Andy war dafür verantwortlich, dass ein Foto von Chuck in Cowboykluft an das Schwarze Brett im Polizeipräsidium geraten war und er deswegen ständig Hänseleien über sich ergehen lassen musste. „Und natürlich sind Ihre Kinder ebenfalls herzlich willkommen.“
„Die sind in der kommenden Woche bei ihrem Vater.“ Ihre finstere Miene sprach Bände.
„Gibt es Probleme zwischen ihm und den Kindern? Ich könnte …“
„Nein, darum geht es nicht. Es ist nur … Erinnern Sie sich, dass er es mit seiner Sekretärin auf meiner Couch getrieben hat?“
Wie in aller Welt hätte er diese Geschichte vergessen können? Er nickte.
„Sie ist bei ihm eingezogen. Also ist sie dabei, wenn er die Kinder übers Wochenende hat. Ich habe versucht, mich wie eine Erwachsene zu benehmen und ihr zu verzeihen. Aber dazu bin ich nicht fähig. Ich mache wegen der Kinder gute Miene zum bösen Spiel, dennoch glaube ich nicht, dass das Feuer all meine Bitterkeit mit verbrannt hat, wie ich es beabsichtigt hatte. Vielleicht hat die Angst, dass das ganze Viertel abbrennen könnte, die
Weitere Kostenlose Bücher