Julia Saison Band 05
angeboten wird!“, sagte Ashley, ließ sich in einen der Plastikstühle sinken und legte die Füße aufs Balkongeländer.
Cal setzte sich ebenfalls.
„Wie schnell musst du dich entscheiden?“, fragte er.
Natürlich war das eine einmalige Chance für sie, und er wäre gern großzügig gewesen. Aber das würde über kurz oder lang das Ende ihrer Ehe bedeuten.
„In einem Monat, aber sie würden gern eher von mir hören.“
„Natürlich.“
Warum lehnt sie nicht einfach ab? fragte er sich im Stillen. Warum denkt sie überhaupt darüber nach, den Job anzunehmen? Lag ihr gar nichts mehr an ihrer Ehe?
„Hör mal, ich weiß, wie wenig Freizeit du hast“, sagte Ashley auf einmal mitfühlend.
Der Themenwechsel behagte ihm gar nicht.
„Ja und?“
Nervös stand Ashley wieder auf. „Wir sollten praktisch denken. Du musst doch nicht hierbleiben, während ich mich noch nach anderen Jobangeboten umsehe und meine Sachen packe.“
Offenbar wollte sie ihn loswerden. Aber er würde nicht mehr den verständnisvollen Ehemann spielen, der seine eigenen Wünsche zurückstellte. Er wollte nicht mehr von Ashley getrennt leben, und das würde er ihr diesmal unmissverständlich klar machen.
„Ich bleibe hier, Ashley.“
Sie blinzelte überrascht. „Wie meinst du das?“
Auch er stand nun wieder auf und blickte sie ruhig an.
„Ich fahre nicht ohne dich nach Hause, diesmal nicht. Und ich lasse auch nicht zu, dass du dich einfach so für ein Jobangebot entscheidest, ohne darüber nachzudenken, was das für unsere Ehe bedeutet.“
„Was ist bloß in dich gefahren?“, fragte Ashley zum zweiten Mal an diesem Tag.
Sie verstand die Welt nicht mehr. Vor zweieinhalb Jahren hatte Cal sie dazu gedrängt, ihre Karriere konsequent weiterzuverfolgen. Wie ihre Eltern hatte er ihr zugeredet, die Assistenzstelle in Honolulu anzunehmen, um eine einjährige Unterbrechung ihrer Ausbildung zu vermeiden. Und anscheinend hatte es niemanden gestört, dass sie selbst weder nach Hawaii ziehen noch von ihrem Mann so lange getrennt sein wollte. Alle hatten gesagt, diese Chance sei jedes Opfer wert.
Schließlich hatte sie sich überzeugen lassen, denn in der Zwischenzeit war etwas passiert, mit dem sie allein fertig werden musste. Bis heute wussten sowohl Cal als auch ihre Eltern nichts davon. Und mit etwas Glück würden sie es auch nie erfahren.
Cal runzelte ungeduldig die Stirn. „Ich habe einfach die Nase voll und will nicht länger ohne dich leben. Wir sind verheiratet, verdammt noch mal, also sollten wir auch zusammen sein.“
Wenn er das doch damals gesagt hätte, dachte Ashley traurig. Jetzt wusste sie nicht, wie sehr sie diesem plötzlichen Sinneswandel trauen konnte.
Auf keinen Fall wollte sie sich ein neues Leben aufbauen, das sie dann doch nur wieder wegen der beruflichen Umstände aufgeben musste.
Im Moment funktionierte ihre Fernbeziehung doch ganz gut. Immerhin konnte er die Hände nicht von ihr lassen, wenn sie sich denn mal sahen. Wenn sie jeden Tag zusammen waren, änderte sich das vielleicht. Was, wenn er dann enttäuscht von ihr war?
Wenn sie nach Holly Springs zurückkehrte, war das vielleicht das Ende ihrer Ehe. Dort musste sie sich dazu noch dem kritischen Urteil der Hart-Familie stellen. Möglicherweise entfernte sich Cal dann noch weiter von ihr. So, wie die Dinge standen, würde sie lieber eine Fernbeziehung führen als gar keine.
„Und wenn ich morgen nach Maui gehe?“ Sie stellte die Frage so beiläufig, als hinge nicht ihr ganzes Glück von seiner Antwort ab.
„Dann komme ich mit“, erwiderte er prompt.
Wie bitte? Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Und was ist mit deiner Familie und deinen Patienten in Holly Springs?“
Tatsächlich schien ihm dieser Einwand zu denken zu geben, denn Cal war wirklich tief in seiner Heimatstadt verwurzelt. Doch dann zuckte er die Achseln.
„Die werden dann wohl ohne mich auskommen müssen“, sagte er und ging durch die Balkontür in ihr Apartment zurück.
Wie auf Knopfdruck meldete sich ihr Verantwortungsgefühl. Natürlich sollte er seine Pflichten nicht ihretwegen vernachlässigen. Sie folgte ihm ins Zimmer, stellte sich vor ihn und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das ist nicht komisch.“
Cal ließ sich aufs Bett sinken und machte es sich bequem.
„Ist auch nicht so gedacht.“
Ashley näherte sich vorsichtig, blieb jedoch außerhalb seiner Reichweite.
„Du kannst doch nicht einfach deinen Job hinwerfen!“
Sein Lächeln war unglaublich
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