Julia Saison Band 05
verstanden, wie nahe sich die Hart-Brüder standen und dass sie einander in allem blind vertrauten.
Also sagte er nur: „Sie meinten letztens, wir wären in den drei Jahren seit unserer Hochzeit so lange getrennt gewesen, dass wir praktisch noch als junges Paar durchgehen.“
„Und mir kommt es manchmal so vor, als wären wir überhaupt nicht verheiratet“, sagte Ashley seufzend.
Genau da lag das Problem.
„Aber das wird sich alles ändern, wenn wir erst einmal wieder in derselben Stadt wohnen und im selben Haus“, erwiderte er zuversichtlich. „Das haben wir doch immer noch vor, oder?“
Ihr Zögern ließ erneut Ärger in ihm aufsteigen. „Du denkst doch wohl nicht ernsthaft darüber nach, die Stelle auf Maui anzunehmen!?“
Doch Ashley schien sich nicht so sicher zu sein. „Es ist ein Traumjob, Cal. So ein Angebot bekommt man nicht alle Tage und schon gar nicht am Anfang seiner Karriere. Dass man mir eine solche Chance bietet, wird meine Eltern sehr stolz machen. Und dich auch, denke ich.“
Das Zittern in ihrer Stimme verriet, in welchem Zwiespalt sie sich befand.
„Schließlich habe ich dich auch unterstützt, als du dich für deinen Job in North Carolina entschieden hast, weil du dort die Spitzenspieler aus dem nationalen Hockeyteam behandeln kannst – und der beste Sportorthopäde im ganzen Süden werden konntest“, fuhr sie fort.
Cal schaute auf das unglaublich blaue Meer hinaus. „Ja, das hast du.“
Als er sich wieder Ashley zuwandte, warf sie mit einer anmutigen Kopfbewegung das dunkle seidige Haar in den Nacken. Ihm stockte der Atem, so umwerfend sah sie aus.
„Aber was ist mit uns ?“, fragte er und ärgerte sich über das Verlangen, das deutlich in seiner Stimme mitschwang. Er gab sich wirklich große Mühe, nicht nur an sich zu denken.
Hoffnungsvoll blickte sie zu ihm auf. „Du könntest in anderthalb Jahren nach Maui ziehen, wenn dein Vertrag mit der Klinik in Holly Springs abgelaufen ist. In Hawaii und an der Westküste gibt es jede Menge Spitzensportler.“
„Dass du deine Assistenzzeit in Hawaii verbringst, sollte eine Übergangslösung sein!“, erinnerte er sie kühl.
Sie waren beide nicht glücklich darüber gewesen, aber es hatte sich eben nicht vermeiden lassen.
Ihr plötzlich verschlossener Gesichtsausdruck traf ihn unvorbereitet. Es sah aus, als hätte sie Angst, sich wieder ganz auf ihn und ihre Ehe einzulassen, und anscheinend war es ihr ganz recht, wenn sie weiterhin nur eine Fernbeziehung führten.
„Die Dinge ändern sich manchmal“, sagte sie leise.
Und nicht immer zum Besseren .
Er hatte nie verstanden, warum sich Ashley im ersten halben Jahr ihrer Ehe gefühlsmäßig so entfernt hatte. Sicher, es war keine leichte Zeit gewesen. Das Krankenhaus, in dem sie ihre Assistenzzeit begonnen hatte, war geschlossen worden, und sie hatte von heute auf morgen mitten in der Ausbildung einen neuen Platz finden müssen. Er selbst hatte zu der Zeit in der Vorbereitung für die Facharztprüfung gesteckt und konnte ihr nicht wirklich helfen. Aber da sie selbst Medizin studierte, hätte sie den unglaublichen Leistungsdruck eigentlich verstehen müssen, und das hatte sie ihm auch immer wieder versichert.
Doch den ganzen Sommer über hatte bei ihr Gefühlschaos geherrscht. Sie brach beim kleinsten Anlass in Tränen aus, dann wieder sprach sie tagelang kein Wort. Eine Zeit lang hatte sie deutlich zugenommen und im nächsten Monat dann völlig den Appetit verloren.
Natürlich war der Stress wegen ihrer Ausbildung daran schuld gewesen – und im Nachhinein hatte Cal sich mit schlechtem Gewissen eingestehen müssen, dass er aufgrund der anstrengenden Prüfungsvorbereitung nicht genug für sie da gewesen war. Doch als er nach dem bestandenen Examen wieder Zeit für sie hatte, war das Problem schon gelöst und Ashley auf dem Weg nach Hawaii.
Deshalb hatte er sie danach umso mehr unterstützt und sich nie über die räumliche Trennung beklagt. Trotzdem hatte sich etwas verändert. Wenn sie sich trafen, schliefen sie miteinander, als wäre nichts gewesen, vielleicht sogar noch leidenschaftlicher als früher. Doch sie sprachen nicht mehr über ihre Gefühle oder darüber, was sie bewegte. Es war, als stünde eine Mauer zwischen ihnen, die mit jedem Monat der Trennung wuchs und immer schwieriger zu überwinden war.
Eine Mauer, die sich offenbar auch jetzt nicht durchdringen ließ.
„Ich konnte doch nicht ahnen, dass mir die Stelle als Leiterin der Geburtsklinik in Maui
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