Julia Saison Band 11
wartet. Am besten jetzt gleich, bevor der Rest der Familie auftaucht und das Chaos Einzug hält.“
„Das Chaos?“, fragte Katie leicht verwirrt.
Er nickte. „Sie wollen alle den nächsten Flieger nehmen.“ Er mochte Wendys Familie, aber alle auf einen Haufen waren ziemlich anstrengend. „Und dann wird die ganze Meute ihr Bett belagern.“
„Mit ‚allen‘ meinst du ihre Geschwister, oder?“, fragte sie vorsichtig. Sie kannte Wendys Vater und wusste, wie schwierig es gewesen war, ihn wenigstens für die Hochzeit vom Schreibtisch loszueisen.
„Und ihre Eltern.“
Katie machte keinen Versuch, ihre Überraschung zu verbergen. „Echt? Ihr Vater kommt auch?“
Dass Wendys Mutter gern kommen wollte, damit hatte sie gerechnet, aber sie unternahm kaum je etwas allein, und ihr Mann war mit seinem Job verheiratet.
Marcos lachte kurz auf. „Mich hat es auch überrascht, dass John Michael Fortune sein Büro zweimal innerhalb von nur einem Monat verlassen will – da sieht man mal wieder, welche Macht ein Neugeborenes hat.“
Marcos sieht jetzt viel besser aus als vorhin, dachte Katie zufrieden. Also hatte sie gute Arbeit geleistet.
„Dann sehe ich jetzt schnell nach Wendy“, sagte sie.
Marcos nickte und drehte sich wieder zum Fenster der Neugeborenenstation um. „Sag ihr, dass ich nachher zu ihr komme, wenn ich meine Tochter genügend bewundert habe.“
„Mache ich.“
Die kleine MaryAnne hat wirklich Glück, dachte Katie. Marcos würde einen wunderbaren Vater abgeben.
7. KAPITEL
Während sie den Flur hinunterging und die Zimmernummern ablas, lächelte sie still vor sich hin. Vor Wendys Zimmer angelangt klopfte sie und trat ein.
Wendy war ehrlich froh, sie zu sehen. Der ebenfalls anwesende Blake wirkte allerdings ziemlich überrascht.
„Ich dachte, du würdest dich mal richtig ausschlafen und deine Batterien wieder aufladen“, begrüßte er sie.
Die Erinnerung an ihren Traum war noch sehr frisch, und so beschleunigte sich Katies Puls bei Blakes Anblick schlagartig. Hoffentlich bemerkte niemand die Röte, die ihr in die Wangen stieg.
„Ich brauche nicht viel Schlaf“, bemerkte Katie ziemlich kurz angebunden, um ihren inneren Aufruhr zu verbergen. Außerdem war seine Nacht so lang gewesen wie ihre, und trotzdem stand er mit strahlendem Blick und putzmunter vor ihr. Warum glaubte er, sie könne nicht genauso viel durchhalten wie er? Hielt er sie etwa für ein zerbrechliches Püppchen? „Ich habe Wendy bei der Geburt ihres Babys geholfen und nicht den Grand Canyon mit einem Suppenlöffel ausgehöhlt“, betonte sie kühl.
Blake zuckte mit den Schultern. Männer sollten ja härter im Nehmen sein als Frauen, doch er wusste, dass man das lieber nicht laut aussprach. Und Katie bildete offensichtlich eine Ausnahme.
Und dann fiel ihm plötzlich etwas auf.
„Moment mal. Wie bist du eigentlich hierhergekommen? Ich hole dich doch jeden Tag ab – aber ich bin hier.“ Katie war außergewöhnlich besonnen und gewissermaßen die Sparsamkeit in Person. Dass sie ein Taxi genommen haben könnte, erschien ihm absurd. Und es gab keine öffentlichen Verkehrsmittel von Red Rock aus …
„Ich habe magische Kräfte“, gab sie sich kurz geheimnisvoll, ehe sie Wendy gestand, dass sie sich ihr Auto ausgeliehen hatte. „Du hattest es mir einige Male angeboten, und ich hoffe, du hast nichts dagegen.“
Wendy legte ihre Hand auf die der Freundin und lächelte liebevoll. „Nach dem, was du gestern für mich getan hast, gehört alles, was ich besitze, auch dir.“
„Marcos könnte das anders sehen“, erwiderte Katie erleichtert lächelnd.
„Also, ich lasse euch zwei jetzt allein, damit ihr reden könnt“, warf Blake an dieser Stelle ein. „Ich schau mir noch einmal meine Nichte an und fahre dann zurück nach Red Rock.“
„Besuchst du mich heute Abend wieder?“, fragte Wendy hoffnungsvoll.
Blake wusste genau, was seine Schwester eigentlich wissen wollte. „Du meinst, wenn die gesamte Familie Fortune aufkreuzt? Natürlich. Ich lasse mir doch den Gesichtsausdruck unseres alten Herrn nicht entgehen, wenn er seine Enkelin zum ersten Mal sieht.“
Obwohl sein Vater mit Sicherheit glücklicher über einen Jungen als erstes Enkelkind gewesen wäre. „Wahrscheinlich bringt er ihr einen kleinen Schreibtisch samt Stuhl als Geschenk, damit sie gleich anfangen kann, für die Firma zu arbeiten, sobald sie sitzen kann.“ Er senkte die Stimme und ahmte den Tonfall ihres Vaters nach. „Was du heute kannst
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