Julia Saison Band 11
zufriedenen Nicken schaute sie in den Topf.
„Sieht gut aus“, sagte sie und meinte damit die Konsistenz des Gerichts.
Aus unerfindlichen Gründen freute er sich richtig über ihr Lob. „Danke.“
„Jetzt schneidest du die Pilze klein und gibst sie in den Topf.“
„Muss ich sie auch langsam einrühren?“, fragte er und legte den Kochlöffel zur Seite.
„Das ist egal.“ Sie musste grinsen. „Sie schrumpfen nur beim Kochen – und vor allem geben sie dem Ganzen den Geschmack.“
„Oh. Okay.“ Blake ging an die Arbeit. Schneiden war ganz offensichtlich seine Lieblingsaufgabe beim Kochen. Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Du kannst das alles auswendig, ja? Die Rezepte meine ich.“
„Da ist nicht viel dabei“, erwiderte sie und warf die leere Pilz-Verpackung in den Müll.
Sie stellt ihr Licht unter den Scheffel, dachte er und stellte rückblickend fest, dass sie das in der Vergangenheit schon häufig getan hatte. Aus Bescheidenheit vermutlich. Brittany würde das nie tun.
„Ich finde es ziemlich beeindruckend.“
„Du merkst dir dafür Verkaufszahlen“, erwiderte sie.
„Du aber auch.“
Dann hatte Blake also bemerkt, wie gekonnt sie mit Verkaufszahlen umgehen konnte. Katie beglückwünschte sich innerlich zu diesem kleinen Sieg. Mit einem Lächeln gab sie die klein geschnittenen Pilze in den Topf und verteilte sie gleichmäßig.
„Ich dachte, ich soll alles selbst machen?“
„Es bleibt unser Geheimnis, wenn ich dir helfe. Einverstanden?“, fragte Katie, und wie zur Bekräftigung zwinkerte sie ihm zu.
Irgendetwas an diesem Zwinkern fand einen Weg direkt in sein Herz. Für einen Moment zog sich alles in ihm so heftig zusammen, dass er kaum noch Luft bekam.
Was zum Teufel ging hier vor sich?
Es muss die Hitze in der Küche sein, entschied Blake. Es konnte doch unmöglich etwas mit der Frau zu tun haben, die er schon sein ganzes Leben lang kannte. Das wäre einfach lächerlich.
„Einverstanden“, murmelte er, während er einen Suppenlöffel nahm und ihn in das Gericht tauchte. „Warte“, sagte er, als sie sich abwenden wollte. „Dann kannst du auch gleich selbst kosten.“ Er hielt ihr den gefüllten Löffel hin.
Sie blies auf den dampfenden Löffel, und wieder krampfte sich sein Magen zusammen.
Was war nur los mit ihm? Nicht mal als Teenager hatte er sich so aufgeführt.
Reiß dich endlich zusammen, befahl Blake sich.
Kaum hatte Katie von Blakes Werk gekostet, als ihr auch schon die Tränen in die Augen schossen. Ihr Mund brannte so höllisch, dass sie erst nach einer vollen Minute wieder die Zunge bewegen konnte.
„Was hast du noch hineingegeben?“, fragte sie mit heiserer Stimme.
„Warum? Was ist los?“, wollte er besorgt wissen. Als sie nicht gleich antwortete, überprüfte er noch einmal die Liste der Zutaten, die mit „und Pfeffer“ endete.
„Welchen Pfeffer?“
Er sah sie ausdruckslos an. „Pfeffer eben. Keine Ahnung, gibt es mehrere Sorten?“ Als sie nickte, nahm er die kleine Dose, die er benutzt hatte, und hielt sie in die Höhe. „Davon habe ich einen Esslöffel genommen.“
Sie las das Etikett. Jetzt war alles klar. „Eine Prise Pfeffer gehört hinein. Nicht ein Esslöffel – und es sollte weißer Pfeffer sein und kein Cayennepfeffer.“
„Was zum Teufel ist eine Prise?“ Blake sah irritiert aus. Das alles kam ihm ziemlich spanisch vor.
Mit gerunzelter Stirn beugte er sich vor und blickte in den Topf. „Du meinst also, es ist ungenießbar?“
„Nein, das ist es nicht.“
„Aber du hast doch gerade Feuer gespuckt.“
Sie öffnete ein zweites Glas Brühe. „Wir geben einfach mehr Brühe und Mehl hinzu, um die Schärfe abzumildern.“
Hoffentlich gelingt das, dachte sie, als sie sich ans Werk machte. Als sie alles verrührt und das Geschmacksgleichgewicht wieder hergestellt hatte, erklärte sie ihm: „Solange du ein Gericht nicht zu Holzkohle anbrennen lässt, kann man es normalerweise in irgendeiner Weise retten. Man muss einfach kreativ sein.“
„Von uns beiden bist du die Kreative“, sagte er und fügte dann hinzu: „Das ist einfach nicht mein Ding.“
„Du wirst es schnell lernen“, versprach sie ihm und rührte das Bœuf Stroganoff weiter. „Aller Anfang ist schwer, das weißt du doch.“
Als er zu grinsen begann, wusste sie, dass es ihr gelungen war, sein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.
Er beobachtete, wie sicher sie sich in der Küche bewegte, und bewunderte sie dafür rückhaltlos. Das würde er bestimmt nie
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