Julia Saison Band 11
stockfinster in der Scheune. Und Cain konnte wohl kaum die ganze Nacht lang die Scheinwerfer des Pick-ups brennen lassen.
Zurück in der Küche beschloss sie, Schmalzkuchen vorzubereiten, die sie auf Tabletts in den Kühlschrank stellen und gleich am nächsten Morgen frittieren würde.
Sie hatte gerade aufgeräumt, als sie ein merkwürdiges Krachen hörte. In der Gewissheit, dass es von draußen kam, ging sie zur Hintertür und fragte sich, ob die uralte, schief nach Westen geneigte Eiche schließlich doch unter der Schneelast umgestürzt war.
Sie spähte aus der Windschutztür und sah, dass der Baum knorrig dastand wie immer, aber das Glas beschlug so sehr, dass sie auf dem Hof nichts erkennen konnte. Sie entriegelte die Tür und öffnete sie einen Spalt, um mehr sehen zu können. Was sie dann entdeckte, ließ ihr den Atem stocken.
Das Scheunendach war eingebrochen.
„Lieber Himmel. Er ist lebendig begraben!“
3. KAPITEL
Merritt stieg hastig in ihre Stiefel und warf sich die Jacke über. Sie verzichtete auf ihr Schultertuch, das ihr doch nur im Weg sein würde, schnappte sich die Taschenlampe und warf sich gegen die Tür, die der Sturm nicht freigeben wollte.
Sie fragte sich besorgt, wie schwer das eingestürzte Dach den Pick-up wohl beschädigt hatte, und ob Cain wohl genug Luft zum Atmen bekam. Hoffentlich hatte er beim Einsturz nicht in der Fahrerkabine gesessen! Aber wenn nicht, könnte ihn ein Balken getroffen haben.
Wind und Schnee peitschten ihr Gesicht. Sie glitt aus und stürzte, stürzte ein zweites Mal. Doch schließlich erreichte sie die Scheune, wo das nächste Problem sie erwartete: Die Türen waren von innen versperrt. Natürlich! Nachdem Cain den Pick-up in die Scheune gefahren hatte, konnte er nur durch das Vorlegen des Metallriegels verhindern, dass der Sturm das Tor weit offen drückte.
„Cain!“, schrie sie voller Angst und Verzweiflung.
Dann fiel ihr die Seitentür ein. Merritt benutzte sie, um den Katzen die warme Milch zu bringen. Der Türknauf ließ sich betätigen, aber die Tür selbst gab nicht nach. Hatte Cain sie abgeschlossen? Warum? Da fiel ihr ein, dass die Tür durch herabgefallene Balken blockiert sein könnte.
„Nein!“, schrie sie, drehte den Knauf noch einmal und warf sich gegen die Tür. Sie war für solche Anstrengungen nicht geschaffen. Sie stemmte die Schulter gegen das Holz und schob … immer und immer wieder. Nach mehreren Versuchen gab die Tür ein paar Zentimeter nach. Der Spalt war gerade so groß, dass sie den Kopf hindurchstecken konnte.
Was sie sah, ähnelte einer Szene aus einem Science-Fiction-Film. Das Scheuneninnere glich einer unheimlichen Höhle. Im Strahl der Taschenlampe rieselten Schnee und Staub wie diamantene Flocken herab. Der Pick-up war fast vollständig mit Schnee und Trümmern zugedeckt, bis auf das hinterste Stückchen der Ladefläche. Merritt sah es mit Verzweiflung.
Die Katzen ließen sich nicht blicken. Wie gespenstisch, dachte Merritt. Abgesehen vom Tosen des Winds draußen herrschte Totenstille.
„Cain?“ Merritt sah, dass ein Stapel Säcke umgefallen war. Einer lehnte an der Tür. Wieder stemmte sie sich dagegen und vergrößerte den Türspalt so weit, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Sie schob das Hindernis aus dem Weg und stieg vorsichtig über die restlichen Säcke hinweg.
Sie näherte sich dem Pick-up und spähte durchs Beifahrerfenster. Doch in der Fahrerkabine sah sie nur Schutt. „Kannst du mich hören? Warte! Ich hole dich raus!“
Etwas derart Lächerliches hatte sie wohl noch nie von sich gegeben. Die Frontscheibe des Pick-up war zersplittert, und auf dem Dach der Fahrerkabine lasteten Balken und mehr Schutt.
Die großen Balken konnte Merritt nicht bewegen. Doch sie fand die Fahrertür und räumte die Trümmerteile weg, um an den Türgriff zu gelangen. Durch den hohen Druck auf dem Dach ließ sie sich jedoch nicht öffnen, sosehr Merritt sich auch abmühte. Cain würde ersticken, wenn sie ihn nicht bald erreichte.
„Cain? Ich kann die Tür nicht öffnen. Vielleicht ist der Rahmen verzogen. Kannst du mir irgendwie helfen? Bist du schwer verletzt?“
Sie glaubte, ein unverständliches Murmeln oder Stöhnen zu hören.
„Bitte, bleib wach. Hilf mir!“
„Ich sehe das Licht. Geh aus dem Weg“, sagte er mit etwas kräftigerer Stimme.
Sie trat einen großen Schritt zurück und glaubte zumindest, ihm Platz genug gemacht zu haben. Doch als er mit aller Macht zutrat, sprang die Tür auf … und traf sie mit
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