Julia Saison Band 17
überrascht.
„Jared“, erwiderte Davis. „Falls es eine einfachere Möglichkeit gäbe, an Informationen über Tony Amati heranzukommen, als dich danach zu fragen, hätten Vi und ich uns schon längst darum bemüht.“
„Aber so, wie es aussieht“, sagte Violet, „haben wir all unsere Optionen ausgeschöpft. Obwohl es noch eine einzige andere Spur gibt, der wir nachgehen wollen.“
Die beiden waren in Bezug auf Tony Amati also auch am Ende ihres Lateins, dachte Annette.
Jared hielt ihre Hand noch fester. „Vielleicht ist es genau das, was Tony gewollt hat, nämlich dass seine Angelegenheiten Privatsache bleiben.“
„Er hätte gewollt, was das Beste für St. Valentine ist“, wandte Davis ein. „Wenn er sehen könnte, welchen Auftrieb das Rätsel um ihn dem Tourismus in unserer Stadt gibt, würde er sich bestimmt freuen.“
„Kann sein“, stimmte Jared zur Überraschung aller zu.
Wie immer hatte er den Hut tief in die Stirn gezogen, doch jetzt schob er ihn etwas zurück. Davis und Violet blickten ihn erstaunt an, als hätten sie noch zuvor so viel von seinem Gesicht gesehen. Als hätte er bisher niemandem außer Annette mehr von sich gezeigt, als unbedingt nötig war.
Er hielt sie weiter bei der Hand, was den beiden Reportern natürlich nicht entging. Vermutlich sahen sie in diesem Augenblick einen ganz anderen Mann in ihm.
Annette wurde warm ums Herz. Jared war wirklich anders geworden. Etwa ihretwegen?
„Habt ihr denn immer noch nicht genug Material über Tony?“, fragte sie.
„Wir sind nicht viel weiter als zu Anfang“, antwortete Violet. „Trotz unserer intensiven Nachforschungen scheint es, als hätte Tony kaum existiert, bevor er nach St. Valentine kam.“
„Aber wir ihr gesagt habt, reicht es immerhin, um so viele Touristen hierherzulocken wie schon seit Jahren nicht mehr“, erklärte Jared. „Den Leuten gefällt es, nicht alles zu wissen. Das zieht sie an. Würde man ihnen alle Antworten auf die Fragen über Tony liefern, könnte es das Geheimnis zerstören.“
Davis lachte. „Du sprichst hier mit Reportern. Unser ganzes Leben dreht sich darum, Antworten zu finden.“
Annette dachte an die seltsamen Andeutungen in Tonys Tagebuch, dass er hier noch einmal neu anfangen wollte. Jared tat nur sein Bestes, um seinen möglichen Vorfahren zu verteidigen.
Außerdem betraf ihn die Sache auf einer sehr persönlichen Ebene. Versuchte er, Davis und Violet von weiteren Nachforschungen abzubringen, weil er eigentlich gar nicht alles über Tony herausfinden wollte? Hoffte er unbewusst, dass Tony Amati nur Gutes in seinem Leben getan hatte, sodass er endlich Stolz auf seine Familie empfinden konnte?
Er hatte ihr gesagt, Tony wäre wie ein Spiegel für ihn. Wie schrecklich müsste es dann sein, falls sich herausstellte, dass dieser in Bezug auf seine „furchtbaren Sünden“ in seinem Tagebuch nicht übertrieben hatte?
Es wäre eine weitere Niederlage für einen Mann, der sein ganzes Leben lang immer nur Schicksalsschläge hatte einstecken müssen. Annette spürte Jared gegenüber denselben Beschützerinstinkt, den der Ex-Minenarbeiter mit seinen anzüglichen Bemerkungen vor ein paar Tagen in ihm geweckt hatte.
„Er möchte doch bloß, dass ihr euch genau überlegt, was ihr mit Tony macht“, warf sie daher ein. „Und dass ihr darüber nachdenkt, ob diese Antworten es wert sind, einen Mann, der sich große Mühe gegeben hat, seine Privatsphäre zu wahren, immer mehr ins Scheinwerferlicht zu zerren.“
Niemand sagte etwas, bis Jared schließlich mit Annette zu den Leuchtfiguren von Cowgirl und Cowboy weitergehen wollte.
Da erklärte Davis: „Nur damit ihr es wisst: Wir tun das nicht, um irgendjemandem Probleme zu bereiten.“
Hand in Hand schauten Annette und Jared ihn an.
„Wahrscheinlich wird es euch überraschen zu erfahren, dass die Leute in der Stadt euch gegenüber viel freundlicher eingestellt sind, als ihr glaubt“, fuhr er fort.
Jared lachte trocken. „Neulich hatte ich eine Begegnung mit ein paar ehemaligen Minenarbeitern, die vermutlich anderer Meinung wären.“
„Mit diesen Typen wurde gesprochen“, erwiderte Davis. „Und sie werden sich nicht wieder so respektlos verhalten.“
„Wie kommt denn das?“, fragte Jared.
„Sagen wir einfach, wir bemühen uns im Augenblick alle, besser miteinander klarzukommen.“
Annette hatte den Verdacht, dass diese neue Atmosphäre in der Stadt eine Menge mit Davis zu tun hatte. Er arbeitete offenbar ernsthaft daran, die
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