Julia Saison Band 17
Kluft zwischen den ehemaligen Minenarbeitern und den sogenannten Neureichen sowie all den anderen dazwischen zu überbrücken. Die Schließung der Kaolin-Mine vor fünf Jahren hatte die Wirtschaftskraft von St. Valentine stark beeinträchtigt und den Zusammenhalt in der Stadt aus dem Gleichgewicht gebracht.
Jared sah Davis an und schwieg einen Moment, ehe er ihm zunickte. „Danke, Jackson.“
„Keine Ursache.“
Lächelnd legte Davis seiner Frau den Arm um die Schultern und führte sie zur nächsten Figur der Licht-Show.
Annette blickte ihnen nach. „Ich glaube, er mag dich.“
„Und ich glaube, er will immer noch ein Interview von mir, und das ist seine neue Taktik“, entgegnete Jared.
Sie stieß ihm den Ellenbogen zwischen die Rippen. „Hast du denn gar kein Vertrauen in die Menschheit?“
In seinen Augen konnte sie die Schatten von zahllosen dunklen Erinnerungen erkennen … der Besuch bei seiner leiblichen Mutter … der Brief über seine Adoption … Doch dann wurde sein Blick sanft, und Jared legte ihr eine Hand an die Wange.
„Mein Vertrauen wird jeden Tag größer.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie in aller Öffentlichkeit.
Dort, wo sie von Lichtern umgeben waren, die so viel Helligkeit und Hoffnung ausstrahlten.
Optimismus war eine seltsame Sache.
Als Jared an diesem Abend zu Annettes Häuschen zurückfuhr, spürte er, wie sich ein so zuversichtliches Gefühl in ihm ausbreitete wie nie zuvor.
Vielleicht wegen der Begegnung mit den Jacksons. Oder weil sich für ihn jetzt alles in eine positive Richtung entwickelte. Es hatte einfach nur Zeit gebraucht, und die richtige Frau.
Spontan bog er in eine Seitenstraße ab. Annette schaute auf.
„Hast du dich verirrt?“, fragte sie erstaunt.
„Nein.“
„Bist du dann einfach nur verrückt?“
„Ja, wahrscheinlich.“ Belustigt fuhr er eine kiesbestreute Einfahrt entlang.
Bald tauchte das Licht seiner Behausung hinter dem flachen Hügel auf. Direkt vor der Hütte hielt Jared an, woraufhin Annette ihm einen fragenden Blick zuwarf.
„Hier wohne ich“, sagte er.
„Die Höhle des Löwen?“
„So ähnlich.“
Vom Beifahrersitz aus betrachtete Annette die Hütte: Wände aus alten Kieferbohlen und halb blinde Fenster.
„Eine Zeit lang dachte ich, du wohnst vielleicht nirgendwo“, meinte sie.
„Bisher habe ich auch niemanden hierher mitgenommen“, antwortete er. Insgeheim wusste er, dass er ihr nicht nur sein Haus zeigen wollte, sondern dass er sich ihr ganz öffnen wollte. Schritt für Schritt.
Es war bloß eine Frage der Zeit, bis es ihm gelang, sie ganz in sein Leben hineinzulassen und ihr auch seine dunkelsten Seiten zu offenbaren.
Annette öffnete die Tür des Trucks und stieg aus, bevor Jared ihr helfen konnte. Damit bewies sie ihm einmal mehr, dass sie gut allein zurechtkam. Sie war imstande, mit vielem umzugehen, wenn er ihr die Chance dazu gab.
Sie ging die Verandastufen hoch. „Hier bekommt man ein echtes Blockhütten-Feeling, bloß ohne den Wald.“
„Ich hab mir die Hütte ausgesucht, weil sie etwas abgelegen liegt“, erklärte er.
„Na, was für eine Überraschung.“ Lächelnd wartete sie, bis er ebenfalls auf die Veranda kam.
Die Haustür war nicht abgeschlossen, deshalb öffnete Jared nur die Fliegengittertür und ließ Annette dann vorgehen.
Als sie die Schwelle überschritt, überlief ihn unwillkürlich ein erregter Schauer. Niemals hätte er gedacht, dass eine Frau wie sie jemals hierherkommen würde. An diesen einsamen Ort.
Doch sobald er das Licht einschaltete, wirkte sie in seiner spartanisch eingerichteten Hütte, als wäre sie dort zu Hause. Neugierig betrachtete sie sein Kunstledersofa, die nicht zusammenpassenden Lehnsessel sowie den Beistelltisch aus Hickoryholz mit der kitschigen Lampe, die jemand aus einem Cowboystiefel gebastelt hatte. Als sie den aus Steinen gemauerten Kamin sah, leuchtete ihr Gesicht auf.
„Der ist ja perfekt“, meinte sie erfreut. „Ich habe mir schon immer einen Kamin gewünscht. Das wirkt so rustikal.“
Jared lehnte sich an die Wand. „Welche Art von Häusern bist du denn gewöhnt?“
„Gemietete Reihenhäuschen. So wie das, in dem ich jetzt wohne. Bevor meine Mutter starb, haben wir jahrelang in einem solchen Haus gewohnt. Brett wollte es für mich kaufen.“
„Es hätte dich sicher nicht froh gemacht, in einem geschenkten Haus zu leben, Annie. Wenn ich eins über dich weiß, dann, dass du kein Problem damit hast, deinen eigenen Weg zu gehen.“
„Das
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