Julia Saison Band 17

verpetzte, musste es um etwas Wichtiges gehen.
    „Georgia möchte Änderungen am Programm vornehmen. Wesentliche Änderungen.“
    Alex überflog den Ausdruck, den Casey ihm über den Schreibtisch reichte. „Türkei?“, fragte er entgeistert. „Ibiza ist doch schon fest gebucht, oder?“
    Casey wich einen halben Schritt zurück. „Theoretisch kann ich noch umbuchen.“
    Das war nicht die Antwort, die er hören wollte. Selbst schuld. Er hatte seine niederen Instinkte die Oberhand gewinnen lassen und Georgia geküsst. Jetzt konnte keiner von ihnen einfach zurück auf Start gehen.
    Grimmig überflog er die zweite Seite. Georgia wollte nicht mehr lernen, wie man Cocktails mixt, sondern lieber einen Kurs im Aktzeichnen belegen. Bauchtanz statt Salsa. „Die Agentenschule ist nicht dem Rotstift zum Opfer gefallen“, stellte Alex fest.
    „Ja, den Kurs liebt sie.“
    „Holen Sie mir Georgia ans Telefon.“
    „Ich habe schon versucht, sie zu erreichen, aber sie geht nicht ran.“
    Alex blickte auf den Terminkalender. Salsa. „Ich kläre das heute Abend.“
    „Ich war nicht sicher, ob du aufkreuzen würdest“, sagte Alex, nachdem Georgia ins Tanzstudio geschlüpft und sich neben ihn auf die Bank gesetzt hatte.
    Das Lächeln, mit dem sie ein paar der anderen Kursteilnehmer bedachte, fiel deutlich herzlicher aus als das für ihn. „Und ich war nicht sicher, ob du meine Änderungen akzeptieren würdest. Aber ich wollte nicht, dass hier eine Tänzerin fehlt.“
    „Bauchtanz, Türkei … Ich wusste gar nicht, dass du so einen Hang zum Osten hast.“
    Georgia zuckte die Schultern. „Dank dir habe ich erkannt, dass auf meiner Liste hauptsächlich Dinge stehen, zu denen ich mich verpflichtet fühle. Nicht welche, die ich wirklich machen will.“
    „Jetzt mal im Ernst. Du willst Bauchtanz lernen?“
    Sie reckte das Kinn vor. „Bauchtanz sieht schön aus und interessiert mich.“
    Na klar. Völlig unabhängig von der Tatsache, dass Bauchtanz eine Solo-Unternehmung war und sie ihn dabei nicht anfassen musste. „Und was reizt dich an der Türkei mehr als an Ibiza?“
    „Kappadokien.“
    „Was ist das?“
    „Eine Region mit beeindruckenden Felsformationen und unterirdischen Städten. Man kann dort auch Ballonfahrten machen.“
    Alex musterte Georgia verständnislos. „Das möchtest du?“
    Sie stemmte beide Hände in die Seiten. „Ja.“
    „Warum wirfst du auf einmal alles über den Haufen?“
    „Nicht auf einmal. Ich will einfach keine teure Typberatung oder Massagen oder Tipps, wie man Klamotten trägt, die ich mir nicht leisten kann.“
    Der Tanzlehrer klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Ist es wegen der Kosten?“, flüsterte Alex.
    „Nein, wegen mir. Ich will tun, was mir etwas bedeutet.“
    Es war ihr Jahr und ihr Geld. Sein Job bestand darin, auf Radio EROS auch die verrückteste Liste gut rüberzubringen. Gleichzeitig wurde es ihm aus einem unerfindlichen Grund immer wichtiger, dass Georgia sich wohlfühlte.
    „Paare bilden!“, rief der Tanzlehrer.
    Auf dieses Kommando hin sollten Georgia und Alex eigentlich die Tanzposition einnehmen – quasi die senkrechte Version der Position, in der sie sich vor wenigen Nächten im Gras bei Sonnenuntergang wiedergefunden hatten.
    Alex merkte, dass Georgia zögerte. Es war seine Schuld, weil er an jenem Abend weder seine Gedanken noch seine Hände oder den Rest seines Körpers unter Kontrolle gehabt hatte. So förmlich, wie es unter diesen Umständen möglich war, trat er einen Schritt vor und hob die Hände. „Georgia?“
    Ähnlich steif wie er nahm sie die Tanzhaltung ein. Als die Musik einsetzte, machten sie die Schritte, die sie in den letzten Stunden gelernt hatten, doch es lief nicht so flüssig wie sonst. Sie passten einfach nicht mehr zusammen. Der Tanzlehrer ging herum und korrigierte die Haltung der Paare. Als er zu Georgia und Alex kam, meinte er: „Man kann den Zauber nicht jeden Tag erleben. Nächste Woche ist er wieder da.“
    Nein, dachte Alex. Nächste Woche würde es keinen Zauber geben, weil Georgia nicht mehr Salsa tanzen wollte. Der schuldbewusste Ausdruck in ihren Augen bestätigte ihm, was er vermutet hatte: Ihr plötzliches Faible für Bauchtanz lag an ihrem Partner. „Ich hätte aus diesem Kurs aussteigen können“, sagte er leise.
    „Es ist mir lieber, wenn wir nicht mehr zusammen tanzen. Die einzige Alternative war Tanzen an der Stange. Da habe ich Bauchtanz genommen.“
    Vor seinem geistigen Auge sah