Julia Sommerliebe 0020
diese Sache geradebiegen wollen.
Und zwar schnell. Der Skandal muss im Keim erstickt werden. Vielleicht sollten wir dich in eine Entzugsklinik schicken …“
„Entschuldige bitte, aber ich bin doch nicht drogensüchtig!“, protestierte Victoria. „Ich habe lediglich ein paar Tabletten genommen, um diesen ganzen Trubel zu verkraften. Sonst hätte ich dieses Zeug doch niemals angerührt. Ich wusste ja nicht mal, dass es sich um etwas Gefährliches handelt.“
„Für Spitzfindigkeiten ist es jetzt zu spät, meine Liebe. Wir müssen deinen Ruf wiederherstellen. Hoffen wir, dass es dafür noch nicht zu spät ist.“
Victoria stand auf und verließ wortlos das Zimmer. Unvergossene Tränen standen in ihren Augen.
Rodolfo erfuhr die Neuigkeit beim Frühstück. Entgeistert starrte er auf die Titelschlagzeile der Morgenzeitung. War das denn möglich? Er las die Einzelheiten und betrachtete ungläubig das Foto: Victoria, in einer Hand ein Arzneifläschchen mit Tabletten, die andere zum Mund geführt, ihr Gesicht eine Maske des Entsetzens.
Plötzlich machte sich unbändige Wut in ihm breit. Wut auf die Fotografen, die dieser Frau Tag und Nacht hinterherjagten, immer auf der Suche nach dem nächsten Skandal. Wut auf die Menschen, die jemanden dazu trieben, die eigene Gesundheit zu gefährden. Und Wut auf Victoria – wie konnte sie so etwas Dummes nur tun? Wusste sie denn nicht, was sie sich damit antat?
Aufgebracht erhob sich Rodolfo und ging im Salon seiner Suite auf und ab. Er musste etwas für Victoria tun, ihr irgendwie helfen. Wer wusste schon, wie schwer es ihr die Filmbosse und all die anderen gemacht hatten. Natürlich war das keine Entschuldigung für irgendetwas. Aber trotzdem …
Per Handy rief er seinen Assistenten an. Er sollte die Nummer von Victorias Zimmertelefon ausfindig machen.
Wenige Minuten später rief der Mann zurück mit der Nachricht, Victoria nehme keine Anrufe entgegen. Das überraschte Rodolfo kaum. Und als er kurz darauf die Hotellobby betrat, wusste er auch, warum sie nicht ans Telefon ging. Überall lauerten Reporter wie Geier auf ihre Beute. Sicher hatte sie sich in ihrer Suite verschanzt und harrte der Dinge, die da kommen würden.
Und dann fasste er einen Entschluss. Zielstrebig lief er die Treppen hinauf zu Ed Banes’ Apartment und klopfte laut an die Tür. Ein Leibwächter öffnete.
„Sagen Sie Mr. Banes, Seine Majestät Prinz Rodolfo von Malvarina möchte ihn sprechen“, erklärte er knapp. Er wusste, dass sein Ton eine Spur zu selbstgefällig war, aber das war ihm im Moment egal.
„Mr. Banes hat keine Zeit“, erwiderte der stämmige Mann gedehnt und betrachtete Rodolfo mit unverhohlener Neugier.
„Oh, ich denke schon. Sagen Sie ihm, wer hier ist. Und dass ich gekommen bin, um über Victoria zu sprechen.“
Der Mann zuckte mit den Achseln und kaute weiter auf seinem Kaugummi. „Na gut. Warten Sie hier.“
Rodolfo dachte nicht daran, wie ein Bittsteller auf dem Hotelflur zu warten, sondern trat ins Zimmer. Hinter der geschlossenen Tür zum Nebenraum vernahm er aufgebrachte Stimmen. Mit jeder Sekunde wuchs sein Entschluss, Victoria von diesem Ort und diesen Menschen fernzuhalten.
Schließlich ging die Tür auf und Ed Banes erschien. Er wirkte gereizt, seine Krawatte war am Hals gelockert, und offensichtlich hatte er nicht sehr viel geschlafen.
„Hallo“, sagte er knapp. „Was kann ich für Sie tun?“
„Eigentlich bin ich derjenige, der etwas für Sie tun kann“, antwortete Rodolfo und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Ich möchte Miss Woodward aus der schwierigen Lage helfen, in die sie sich … nun, sagen wir: verstrickt hat.“
„Da können Sie nichts machen, fürchte ich. Die Kleine hat es einfach vermasselt. Aber bitte, kommen Sie rein, wo Sie schon mal da sind.“ Ed führte Rodolfo hinüber in den Salon. Dort lief Victorias Managerin hektisch hin und her, während zwei andere Frauen am Fenster standen und mit ihren Handys telefonierten. „Wir betreiben gerade Schadensbegrenzung“, erklärte Ed seufzend. „So ein dummes Ding. Unglaublich, dass sie Anne nicht einfach gesagt hat, was sie da einnimmt. Dann hätte es niemand erfahren müssen. Wir hätten ihr das Zeug selbst beschaffen können. Ganz diskret natürlich.“
Rodolfo warf dem Mann einen vernichtenden Blick zu. „Meiner Meinung nach ist Victorias Gesundheit momentan das Allerwichtigste. Ich schlage vor, dass Sie irgendwie für Ablenkung in der Lobby sorgen. Halten Sie eine
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