Julia Sommerliebe 0020
vorsichtig sein“, flüsterte er.
Ein kurzer Schmerz durchfuhr sie, als er in sie eindrang. Doch dann entspannte sie sich. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl breitete sich tief in ihrem Innern aus. Sie hatte das Gefühl, vollständig mit Rodolfo zu verschmelzen. Bald passten sich ihre Bewegungen seinem Rhythmus an, und es schien ihr, als sei es ihr Schicksal, von diesem Mann gehalten zu werden. Als sei dieser Moment alles, worauf sie ein Leben lang gewartet hatte. Tief in seinen dunklen Augen erkannte sie eine so zärtliche Hingabe, dass sie erschauerte. Sie schlang die Beine fester um seine Hüften und flüsterte seinen Namen. Dann schloss sie die Augen und ließ sich davontragen von seinen sanften, aber immer dringlicher werdenden Stößen, bis sie erneut die nun schon bekannte Welle in sich aufsteigen spürte. Stöhnend warf sie den Kopf zurück, während sie und Rodolfo gemeinsam den Höhepunkt erreichten.
Wenig später lag Rodolfo erschöpft auf dem Rücken und hielt Victoria in seinen Armen. Es war sehr lange her, dass er ein so intensives Gefühl erlebt hatte. Ja, tatsächlich gab es nur eine Frau, die je vergleichbare Empfindungen in ihm ausgelöst hatte. Sanft strich er über Victorias Haar und küsste ihre Schläfe. Mit einem Mal überkam ihn eine leise Rührung. Sie hatte sich ihm tatsächlich hingegeben, sich ihm geschenkt.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er und streichelte ihren nackten Bauch. Victoria nickte im Halbdunkel. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie konnte nicht sprechen. So viele widerstreitende Gefühle tobten in ihr. Von Rodolfo geliebt zu werden, war wundervoll gewesen. Und doch war ihr schmerzlich bewusst, dass es nicht mehr als eine harmlose Affäre war. In ein paar Tagen musste sie die Insel verlassen, und Rodolfo wusste das. Vermutlich hatte er sich nur deshalb auf sie eingelassen, weil er sicher sein konnte, dass sie bald wieder aus seinem Leben verschwinden würde.
„Ja, alles in Ordnung“, brachte sie schließlich heraus.
„Bist du sicher?“ Zärtlich blickte er auf sie hinab. Sie konnte spüren, dass er ihr nicht glaubte. Aber auch ein wenig Stolz konnte sie in seinem Blick lesen. Offenbar nahm er ihre Einführung in die Welt der Liebe sehr viel ernster, als sie es vermutet hatte. Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. „ Cara, was hast du denn?“, fragte er besorgt. „Habe ich dir wehgetan?“
„Oh nein, es ist alles gut. Ich bin nur ein bisschen verwirrt. In den letzten Tagen ist so viel passiert, und jetzt auch noch … Versteh mich nicht falsch, es war wunderschön. Ich bin froh, dass es passiert ist. Es ist nur sehr viel auf einmal.“
„Das kann ich gut verstehen.“ Fest drückte er sie an sich, verteilte Küsse auf ihrem Haar und wiegte sie in seinen Armen.
Mit einem Gefühl unendlicher Geborgenheit versank Victoria in seiner Umarmung. Sie wünschte, die Zeit würde stillstehen. Doch dann wurde ihr abermals bewusst, dass sie schon bald in ihr altes Leben zurückkehren musste. Diese kostbaren Tage würden fortan nichts als eine blasse Erinnerung sein.
6. KAPITEL
„Du kannst dich nicht ewig verstecken“, warnte Anne am nächsten Morgen am Telefon. Victoria saß auf dem Balkon und schaute hinaus aufs Meer.
„Anne, ich …“ Sie wollte von Bill erzählen, von seinem schrecklichen Anruf und ihrer Angst. Aber irgendetwas hinderte sie daran.
„Was ist denn, Vic?“
„Ach, nichts.“
Anne zögerte. „Vic, stimmt etwas nicht?“
„Nein, nein, es ist alles bestens. Im Gegenteil. Rodolfo ist der perfekte Gastgeber.“
„Hör zu, in vier Tagen wollen sie diese Fotos von dir machen. In London.“
„In vier Tagen?“
„Genau. Ich habe einen Jet organisiert, der dich von der Insel abholen und nach London bringen wird. Ich erwarte dich am Flughafen.“
Jetzt waren ihre Befürchtungen also eingetreten. Dies alles war nur ein Traum, der schneller zu Ende ging, als er angefangen hatte. Victoria seufzte leise.
„Vic? Bist du noch dran? Sag mal, wie findest du die Insel eigentlich? Hast du ein Objekt gesehen, das dir gefällt?“
„Es ist sehr schön hier. Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher …“ Der Gedanke, auf derselben Insel wie Rodolfo zu leben, ihn womöglich noch mit einer anderen Frau zu sehen, schien Victoria unerträglich. Wenn sie nicht mit ihm zusammen sein konnte, war dies der letzte Fleck auf Erden, an dem sie wohnen wollte. „Wir besprechen es, wenn ich wieder in London bin, okay?“
„Meinetwegen. Dann wünsche
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