Julia Sommerliebe 0020
zückte er eine kleine Digitalkamera und machte blitzschnell ein paar Schnappschüsse.
„Was zum Teufel soll das?“ Rodolfo sprang wütend auf, doch Bill hatte bereits kehrtgemacht und lief davon.
„Es … Rodolfo, bleib hier. Das war jemand aus Hollywood. Er hat … also …“ Wie sollte sie Rodolfo das alles erklären?
„Was hat er, Victoria? Du musst es mir sagen.“ Rodolfo setzte sich wieder und nahm ihre Hand. „Was ist da los?“
„Das war der Freund von dem Mädchen, das mir die Telefonnummer von Dr. Browne gegeben hat. Du weißt schon, der Arzt, der mir damals die Tabletten verschrieb. Und jetzt will Bill mich erpressen. Er will …“
Doch da war Rodolfo schon wieder aufgesprungen und rannte Bill hinterher. Er holte ihn ein, als dieser gerade in seinen Jeep springen wollte.
„He!“, rief er atemlos. „Geben Sie mir sofort die Kamera!“
„Sie machen wohl Scherze. Das sind die Titelfotos für die Zeitung von morgen!“ Zufrieden tippte Bill auf den Fotoapparat. „Hier auf Ihrer kleinen Märcheninsel haben Sie vielleicht das Sagen. Aber da, wo ich herkomme, regiert das Geld. Tut mir leid, mein Lieber. So ist das Geschäft.“ Bill stieg in den Wagen und wollte soeben den Motor anlassen, als Rodolfo ihn am Kragen packte. „Ich sage es nur dieses eine Mal“, warnte er mit leiser, bedrohlicher Stimme.
„Lassen Sie mich in Ruhe, verdammt!“, rief Bill erbost und versuchte sich loszumachen. „Ich kann Fotos machen, von wem und wann ich will!“
„Aber nicht hier. Nicht auf meiner Insel. Wenn Sie mir nicht sofort die Kamera geben, lasse ich Sie wegen Belästigung verhaften.“
„Das versuchen Sie mal“, keifte Bill. Damit schubste er Rodolfo von sich, ließ den Motor aufheulen und schlitterte den Kiesweg hinunter, eine Staubwolke nach sich ziehend.
Ohne zu zögern, zückte Rodolfo sein Handy und rief die Inselpolizei. Man würde Bill spätestens am Hafen festnehmen. Auf keinen Fall würde dieser Kerl Victoria noch einmal belästigen oder gar erpressen.
Während er zurück zur Terrasse ging, kamen Rodolfo plötzlich Zweifel. Hatte er nicht doch ein wenig übertrieben? Er hatte sich verhalten wie ein eifersüchtiger Ehemann, der seine Frau verteidigt. Besorgt blickte er hinüber zu Victoria. Sie saß verloren an ihrem Tisch und wusste scheinbar nicht, was sie tun sollte. Unwillkürlich musste er lächeln. Ja, sie war ihm wichtig. Wichtiger, als er es je für möglich gehalten hatte. Wieder musste er daran denken, wie sie ihn in der letzten Nacht so zärtlich und voll Vertrauen angesehen hatte. Wie sie ihn berührt hatte und …
Als er an ihren Tisch trat, vertrieb er die Gedanken eilig. „Keine Angst, die Fotos werden die Insel nicht verlassen. Die Polizei ist ihm auf der Spur. Und wenn er die Kamera nicht rausrückt, muss er eben ein paar Stunden im Gefängnis verbringen.“ Lächelnd sah er auf Victoria hinab und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er sich setzte. „Es gibt keinen Grund zur Sorge. Aber eins musst du mir versprechen, cara.“
„Was?“, fragte sie leise. Sie wagte kaum, ihm in die Augen zu blicken.
„Wenn noch einmal jemand kommt und dich belästigt, dann sagst du es mir sofort. Vertrau mir, Victoria.“
Sie schluckte. Dann nickte sie langsam, während er ihr etwas Wasser nachschenkte.
„Versprochen?“
„Versprochen“, erwiderte sie und lächelte. Es war ein so beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass er auf ihrer Seite war. „Ich wünschte, ich müsste nicht zurück nach Hollywood“, sagte sie plötzlich.
„Warum lässt du es dann nicht einfach?“
„Weil ich Schauspielerin bin. Und weil ich meinen Job liebe. Und das Drehbuch des neuen Films auch. Es ist genau das, worauf ich immer gewartet habe. Ich kann jetzt nicht einfach wegrennen, das würde ich mir nie verzeihen. Ich wünschte nur …“ Abrupt hielt sie inne und starrte in ihr Glas.
„Was wünschst du dir?“, fragte er sanft.
„Dass ich ein bisschen stärker wäre.“
„Du bist eine starke Frau, Victoria. Aber die Welt da draußen ist voller Gefahren. Ich habe es selbst erlebt.“ Er machte eine kleine Pause und räusperte sich. „Bist du sicher, dass du gehen willst?“
„Ja. Erstens könnte ich es mir nie verzeihen, dass ich einfach so aufgegeben habe. Und zweitens stehe ich unter Vertrag. Ed würde ausflippen.“ Kopfschüttelnd trank sie einen Schluck Wasser. „Ich muss mich einfach überwinden.“
„Und auf die bewährten Hilfsmittel zurückgreifen?“, fragte
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