Julia Sommerliebe 0020
amüsierst du dich sehr nett.“
Trotz ihrer Wut spürte Victoria, wie sie errötete. Konnte man es ihr etwa ansehen, dass sie mit Rodolfo geschlafen hatte? Oder war diese Frau einfach eine dumme Gans? In jedem Fall hatte sie das Gefühl, beleidigt worden zu sein.
„Tut mir leid“, bemerkte Rodolfo wenig später, nachdem er den ungebetenen Gast verabschiedet hatte. „Alexa war heute besonders unausstehlich.“ Er versuchte ein sorgloses Lachen, doch es gelang ihm kaum.
„Wer ist sie überhaupt?“
„Eine luxemburgische Gräfin. Ihre Eltern haben ein Haus auf der Insel.“
„Sie hat sich dir gegenüber sehr vertraut verhalten.“
„Hm.“ Er lächelte. „Ich glaube, das hat sie extra für dich gemacht.“
„Wieso?“
„Wahrscheinlich hat sie gemerkt, dass zwischen uns etwas ist. Und sie weiß auch, dass man mich zur Ehe drängt. Anscheinend führt sie irgendetwas im Schilde.“ Er legte einen Finger unter Victorias Kinn, hob ihren Kopf und blickte ihr in die Augen. „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?“
Victoria bemerkte einen Anflug von männlichem Stolz in seinem Blick. „Nicht im Geringsten. Warum sollte ich?“, erwiderte sie schnell. Auf keinen Fall wollte sie ihm diese Genugtuung gönnen!
Lächelnd zog er sie in seine Arme. „Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug über die Insel? Wir könnten unterwegs ein Picknick machen. Oder wenn du magst, können wir in mein Lieblingsrestaurant gehen und dort zu Mittag essen. Es liegt am anderen Ende der Insel. Alexa wird uns nicht noch einmal belästigen, das verspreche ich dir.“
Ein zaghaftes Lächeln umspielte Victorias Lippen. Sie spürte, wie ihre Wut langsam verrauchte. „Ja, das klingt gut“, wisperte sie und hob ihr Gesicht, damit er sie küsste.
Hand in Hand spazierten sie einen Hügel hinauf zu dem rustikalen kleinen Fischlokal, von dem Rodolfo gesprochen hatte. Mit weißgetünchten Wänden und leuchtend blauen Fensterläden stand das Häuschen hoch über den Klippen und bot einen herrlichen Blick über den einsamen Strand und das Meer. Eine ältere Dame mit grauem Haar trat hinaus, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.
„Eure Hoheit, welch eine Freude! Und noch dazu in so netter Begleitung.“
Die Frau führte sie an einen etwas abseits gelegenen Platz auf der vorderen Terrasse. Bald schon war der kleine Holztisch mit allerlei Köstlichkeiten bedeckt: gebratenem Fisch, Hummer, Tintenfischsalat und Fleischbällchen in einer köstlichen Sauce – eine Spezialität des Hauses, die es Victoria besonders angetan hatte.
Fernab vom Schloss und Alexas seltsamem Auftritt fühlte sie sich gleich viel wohler. An unangenehme Dinge wie etwa die Erpressung zu denken, war in dieser Umgebung sowieso kaum möglich, und Rodolfos Fürsorge vertrieb auch die letzten trüben Gedanken. Nein, Victoria war entschlossen, ihre knappe Zeit auf der Insel zu nutzen. Was sollte dieser Bill auch tun, was nicht schon getan wurde? Anne hatte schließlich gesagt, dass der Skandal bereits verebbte. Bald schon würde sich kein Mensch mehr daran erinnern.
Rodolfo war charmant wie immer. Victoria schmolz regelrecht dahin und musste sich beherrschen, nicht ständig die Bilder der letzten Nacht vor ihrem geistigen Auge zu sehen. Zwischen Rodolfo und ihr war plötzlich eine ganz neue Vertrautheit und Intimität, und sie genoss dieses Gefühl. Doch was würde werden, wenn sie die Insel wieder verlassen musste? Wie würde sie nach dieser wunderbaren Zeit auf Malvarina in ihrem wahren Leben zurechtkommen? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie Rodolfo wohl nie wiedersehen würde. Bei diesem Gedanken verkrampfte sich ihr Herz.
Gerade wollte sie einen Schluck Wasser trinken, als ein Schatten auf den Tisch fiel. Victoria sah auf. Ein ungepflegter junger Mann blickte mit einem selbstzufriedenen Grinsen auf sie hinab.
„Hallo, Schätzchen“, grüßte er höhnisch. „Genießt du den Tag? Ich wusste doch, dass ich dich hier irgendwo finde.“
Rodolfo schaute abwechselnd zu Victoria und dem jungen Mann und zog irritiert die Augenbrauen zusammen.
„Wer sind Sie?“Victorias Stimme zitterte, und sie spürte, wie ihr Puls zu rasen begann. Das musste dieser Bill sein. Wie um alles in der Welt hatte er sie aufgespürt?
„Wie heißt es noch so schön: Suchet, und ihr werdet finden.“
„Was willst du von mir?“, fragte sie tonlos.
„Das habe ich dir doch schon am Telefon gesagt. Aber ich fürchte, du hast deine Chance vertan. Nun, das ist Pech.“
Damit
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