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JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
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rote Mähne, flüsterte tröstende Worte, während sie ihm alle jämmerlichen Details an seiner Brust schluchzend mitteilte.
    Es dauerte lange, bis der Strom ihrer lange zurückgehaltenen Tränen versiegte. Und bis Vivian endlich in einen erschöpften Schlaf fiel, musste Nicholas mehrmals versichern, dass er kein Interesse daran hatte, seine brutale Rache an der verdammten Hochzeit ihrer Schwester auszuüben. Erst als sie tief schlief, gestattete der Mann, der sie umfangen hielt, seinem Geist und seinem Körper, sich ebenfalls zu entspannen. Endlich konnte er seinen eindrucksvollen Willen der mitreißenden Verführung überlassen, die die Droge in seinen Adern entfaltete.

6. KAPITEL
    Vivian spürte, wie sie ein weiterer eiskalter Schlag am Mund traf. Ihr Hals brannte vom Salz, als sie das Meereswasser aus ihren Lungen heraushustete.
    Wie in Trance befahl sie ihrem Kopf, sich zu drehen, und ihren Armen, ein- und aufzutauchen, ein- und aufzutauchen. Mechanisch wandte sie eben jenen rhythmischen Armzug an, der ihr bei mehreren Langstrecken-Schwimmwettbewerben in ihrem Surf-Club, in dem sie in ihrer Jugend Mitglied gewesen war, zum Sieg verholfen hatte.
    Sie hatte Glück gehabt. Bei ihrer Suche hatte sie im Lagerraum des Leuchtturms eine Tauchausrüstung gefunden. Den wärmenden Neopren-Anzug aus dieser Ausrüstung trug sie jetzt. Er gab ihr noch zusätzlichen Auftrieb und schützte sie vor der Kälte. Dennoch wusste sie, dass ihr größter Pluspunkt für dieses zermürbende Schwimmabenteuer ihr geistiges Durchhaltevermögen war.
    Sie drehte sich auf eine Seite und kontrollierte, ob sie sich noch immer in die richtige Richtung bewegte. Vor einer Weile hatte sie am Horizont eine unebene Erhebung entdeckt, und irgendwann hatte Frank erwähnt, dass es die am nächsten gelegene bewohnte Insel sei. Gott sei Dank war das Wetter heute gut und das Meer nicht zu bewegt. Aber selbst wenn ein Wirbelsturm getobt hätte, Vivian wäre es egal gewesen. Sie musste die Gelegenheit nutzen.
    Sie war kurz vor Sonnenaufgang aufgewacht. Lange hatte sie den Mann betrachtet, der neben ihr in einem tiefen Schlaf lag, vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln. Doch anstatt Befriedigung zu empfinden, weil sie ihn schachmatt gesetzt hatte, machte sie sich Vorwürfe. Verzweifelt musste sie sich eingestehen, dass sie sich in ihren unberechenbaren Entführer verliebt hatte.
    In nur wenigen Tagen waren die moralischen Grundsätze ihres Lebens davongespült worden. Anstatt Nicholas in das Licht der Vernunft zu ziehen, war sie auf die Schattenseite gezogen worden. Die Dunkelheit, die er in seinem Inneren trug, erweckte etwas Unbekanntes in ihr selbst. Sie vermochte sich nicht dagegen zu wehren. Nicholas musste sie nur berühren und sie schmolz dahin. Und er wusste es.
    Am vergangenen Abend hatte er ihr gestanden, dass seine Ehe eine Farce war und dass er seine Frau nie geliebt hatte. Das jedoch stellte alles infrage, was sie von ihm angenommen hatte. Sein Rachemotiv entsprang demnach nicht einer ehrlichen Herzensqual, die zu lindern war, sondern einer kaltherzigen, unerbittlichen Niedertracht.
    Als sie feststellte, dass Nicholas ihr die Handschellen abgenommen hatte, bevor er eingeschlafen war, bestätigte dies ihre düstere Theorie: Er glaubte, er habe den Kampf gegen ihren Willen gewonnen. Das leere, baumelnde Stahlarmband, dessen anderes Ende an seinem eigenen Handgelenk noch immer fest verschlossen war, schien ein stiller Beleg für sein Vertrauen in ihre sexuelle Unterwerfung.
    Der Protest dagegen füllte ihr ganzes Sein aus. Alles in ihr schrie Nein! Sie würde nicht zulassen, dass er ihre Liebe zu etwas verzerrte, für das sie sich schämte. Bevor er aufwachte, musste sie sich außerhalb seiner Reichweite befinden. Bevor er sie wieder berühren konnte …
    Vivian dachte bitter an jene Momente zurück. Du warst so dumm! Zu glauben, du könntest mit dem Feuer spielen und dich nicht dabei verbrennen …
    „Du kleine Närrin! Was zum Teufel glaubst du eigentlich, was du da tust? Von allen bühnenreifen Nummern, die du abgezogen hast, ist dies wahrlich die lächerlichste!“
    Stirnrunzelnd nahm sie diese Aussage wahr. Hatte sie das selbst gesagt? Nein, das konnte nicht sein. Wegen der Kälte des Wassers und der körperlichen Anstrengung arbeitete ihr Kopf nur langsam. Dennoch erkannte sie nach einer kurzen Weile, dass die neue Stimme tiefer war als die in ihrem Kopf, und auch beleidigender. Das laute klatschende Geräusch, das die Stimme begleitete, kam

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