Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
Vom Netzwerk:
nicht von den ansteigenden Wellen, die sich auf ihrem Gesicht brachen. Es war der Klang von Rudern, die auf das Wasser trafen.
    Neugierig hielt sie an und trat auf der Stelle Wasser. Von ihrem nassen Haar rann das salzige Meerwasser auf ihr Gesicht, verklebte ihre Wimpern und gelangte in ihre gereizten Augen. Ihr Stopp war unerwartet. Das Beiboot aus Aluminium, das hektisch rudernd auf sie zusteuerte, hätte sie bei diesem Manöver fast überfahren.
    Nicholas saß selbst am Ruder, lehnte sich dabei zur Seite, schrie, fluchte und versuchte, ihren glitschigen, im Neopren-Anzug steckenden Arm zu ergreifen.
    Vivians Abwehr regte sich erneut und sie schwamm blindlings davon. Aufgeregt ging sie für einen Moment hustend und prustend unter. Als sie sich wieder an die Oberfläche gekämpft hatte, hob sich Nicholas’ Silhouette schemenhaft gegen den hellblauen Himmel in der morgendlichen frischen Luft ab. Das Boot schaukelte gefährlich. Bedauerlicherweise konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen. Aber hören konnte sie Nicholas jetzt umso deutlicher.
    „Um Himmels willen, Vivian!“, schrie er verzweifelt. „Wo zur Hölle willst du nur hin?“
    Das Salzwasser und der Schock, den seine Anwesenheit in ihr hervorrief, ließen sie noch immer würgen. Und so hielt sie sich gar nicht erst damit auf, ihm zu antworten; sie deutete lediglich in die Richtung der entfernt liegenden Insel.
    Sein Blick folgte ihrem Finger und kurze Zeit später vernahm sie eine weitere Salve unanständiger Flüche.
    „Möchtest du etwa ertrinken? Wie kann man nur so unvernünftig sein! Du kannst nicht so weit schwimmen! Steig in dieses verdammte Boot – sofort !“
    Als Antwort darauf drehte sich Vivian um und schwamm mit neuer Energie davon. Jedes Mal, wenn sie ihren Kopf zum Luftholen drehte, sah sie Nicholas an den Rudern ziehen. Er hielt weiter Kurs und fuhr neben ihr her. Sein Mund, den ein grimmiger Zug umspielte, öffnete und schloss sich, während er Worte formte, die sie nicht hören konnte, denn das Wasser schwappte mit betäubendem Lärm an ihre Ohren und verstopfte sie noch dazu. Aber es war ihr auch egal. Tapfer schwamm sie Zug um Zug weiter.
    Allmählich jedoch verließ sie ihre neu gewonnene Kraft, und als Nicholas das nächste Mal beidrehte, hatte sie nicht mehr die Ausdauer, um sich ihm zu entziehen.
    Er lehnte sich vornüber und bekam das Band am rückwärtigen Reißverschluss des Neopren-Anzugs zu fassen. Er zerrte so lange an ihr, bis sie aufgab. Schließlich drehte sie sich zum Boot um, klammerte sich an der Seite fest und versorgte ihre brennenden Lungen mit Luft.
    „Es reicht! Du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht, Vivian. Du musst dich nicht umbringen“, meinte er rau. „Du willst, dass ich dich anflehe? Gut, das tue ich: Bitte , steig in dieses verflixte Boot. Wir reden und dann bringe ich dich überall hin, wo du möchtest …“
    Ihr Gesicht war blass vor Anstrengung, mit großen grünen Augen blickte sie ihn an.
    „So leichtgläubig bin ich nicht mehr“, erwiderte sie unter Mühen und kämpfte gegen ihren jämmerlichen Wunsch an, ihm – trotz allem auch jetzt noch – zu ver trauen. „ Du bist der Vertrauensselige. Du hast mir nie et was vorgemacht. Ich wusste, wer du bist, noch bevor ich hierher kam!“
    Nicholas war wie vom Donner gerührt. „Was wusstest du?“
    „Dass Nicholas Rose in Wahrheit Nicholas Thorne ist!“, feuerte sie ihm ins verstörte Gesicht. Ihre Lippen, ihre Zunge waren eiskalt. Nur mit zunehmender Schwierigkeit konnte sie die Worte formen. „Ich fuhr dennoch hierher, weil ich wusste, wenn dies irgendeine Art bösartiger Vergeltung ist, gibt es nur einen Weg, um dich aufzuhalten.“
    Mit klappernden Zähnen fuhr sie fort: „Ich musste dir von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Also ließ ich zu, dass du mich be…betäubst. Ich gab vor, we…weglaufen zu wollen. Alles, was du mir angetan ha…hast, k… konntest du nur tun, weil ich entschieden habe, es zuzulassen. Weil ich Z…Zeit gewinnen wollte, um mit di…dir zusammen zu sein und di…dich z…zu überzeugen, dass Ra…Rache nicht der richtige W…Weg ist, damit du F… Frieden findest …“
    Das Zähneklappern wurde so heftig, dass sie die letzten trotzigen Worte kaum herausbrachte.
    Nicholas entfuhr ein herzhafter Fluch. Er rammte seine Hände unter ihre Arme, hievte Vivian über das Seitendeck und ließ sie auf den Boden des Bootes fallen.
    „Danke, dass ich dich retten durfte!“, stieß er sarkastisch hervor.

Weitere Kostenlose Bücher