JULIA SOMMERLIEBE Band 21
entgegnete er sanft. „Das ist eines der Dinge, die ich dir sagen möchte. Unsere Ehe hat katastrophal begonnen, aber mit etwas gutem Willen können wir das ändern.“
Mit leerem Blick starrte sie auf das Muster der Bettdecke. „Wie soll das funktionieren? Wir sind immer noch dieselben Menschen – von unseren Familien in eine Ehe gedrängt, die wir beide nicht wollten.“
„Mich hat niemand gedrängt“, erwiderte Lorenzo leise. „Wenn ich nicht wirklich gewollt hätte, wäre ich niemals dein Mann geworden. Und du hättest auch nicht zustimmen müssen.“
Aufgewühlt sah sie ihn an. „Ich hatte keine Wahl. Deine Familie hat mich gekauft. Und die Zukunft des kranken Mannes meiner Cousine hing von mir ab. Ich musste tun, was von mir verlangt wurde.“ Sie schluckte. „Harry ist ein liebenswürdiger, warmherziger Mensch. Ich konnte ihn nicht im Stich lassen. Und deshalb bin ich nun dem großen Lorenzo Santangeli ausgeliefert, der mich nie eines zweiten Blickes gewürdigt hat – bis zu dem Augenblick, als entschieden wurde, dass er eine Jungfrau heiraten soll, die der Familie einen Erben schenkt.“ Sie sah ihn zornig an. „Schade, dass ich nicht die Hure war, für die du mich als junges Mädchen gehalten hast. Sonst wäre mir diese Ehe erspart geblieben.“
Nach ihrem Wutausbruch blieb es lange still.
„Was für eine Rede, mia bella “, sagte Lorenzo schließlich. „Warum kannst du nur leidenschaftlich sein, wenn du mir Gemeinheiten an den Kopf wirfst? Aber jetzt verstehe ich, warum du mich so sehr ablehnst.“ Er stand auf und kam auf ihre Seite des Bettes. „Du warst fünfzehn, als du testen wolltest, ob ich die Selbstbeherrschung bewahre. Du warst wunderschön, und es ist mir schwergefallen, dir zu widerstehen. Und der Gedanke, dass du dich auch anderen Männern so an den Hals werfen könntest, hat mich fast verrückt gemacht.“ Seine Stimme war heiser. „Ich habe dich sehr wohl bemerkt. Aber wenn ich dich länger angesehen hätte, wäre es nicht bei einem Blick geblieben.“
Er setzte sich an den Bettrand und stützte sich mit der Hand dicht neben ihrer Schulter ab, sodass Marisa nicht fliehen konnte.
„Was wäre geschehen, carissima “, setzte er an, während er in ihre großen Augen blickte, „wenn ich damals auf dein Angebot eingegangen wäre? Wir beide, nackt im Wasser, dein Körper in meinen Armen …“
„Es ist nicht geschehen“, erwiderte Marisa knapp, „und deshalb ist dieses Gespräch vollkommen überflüssig. Und jetzt lass mich bitte aufstehen.“
„Alles zu seiner Zeit“, entgegnete er und besaß die Frechheit zu lächeln. „Mir ist gerade klar geworden, dass du immer noch wütend und enttäuscht bist, weil ich dich abgewiesen habe. Lass es mich wiedergutmachen.“
Sie ahnte, was er vorhatte, als er sich behutsam über sie beugte, und versuchte, ihn zurückzuhalten. Sie presste die Hände gegen seine Brust – doch vergebens.
„Lorenzo, bitte … ich will das nicht.“
„Warum nicht? Du bist kein Kind mehr, das vor sich selbst geschützt werden muss.“ Er hielt inne. „ Inoltre, du hast mir noch heute Morgen versprochen, dass du dich nicht mehr wehren, nicht mehr zurückziehen wirst.“
„Ich weiß. Aber nicht … so.“ Entsetzt stellte sie fest, dass er die Gelegenheit genutzt hatte, sich zu ihr aufs Bett zu legen. „Wir werden gleich zum Essen erwartet, vergiss das nicht. Ich muss mich noch umziehen.“
„Gar nichts habe ich vergessen, carissima. “ Lorenzo lächelte. „Auch nicht deine Bemerkung, du bräuchtest nicht lange, um dich fertig zu machen.“
Zart schob er eine Strähne aus ihrem Gesicht, fuhr mit dem Finger über ihre Wange und ihre Lippen, die leicht geöffnet waren.
„Wir haben alle Zeit der Welt“, flüsterte er zärtlich.
9. KAPITEL
Sein Gesicht war dicht über ihrem. Marisa konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie spürte die heiße Leidenschaft seines kraftvollen Körpers, atmete den verführerischen, unvergessenen Duft seiner Haut.
Noch immer lagen ihre Hände auf seinem Brustkorb, fühlten seinen schnellen und gleichmäßigen Herzschlag.
Als Lorenzo den Kopf neigte, nahm sie seine weichen, warmen Lippen auf den ihren wahr. Sein Kuss war nicht stürmisch wie am Morgen, sondern genießerisch und bedächtig. Seine Zungenspitze auf ihren Lippen löste eine wahre Explosion der Empfindungen in ihr aus. Niemals zuvor hatte sie so etwas erlebt. Sie konnte ihm nicht länger widerstehen und sie wollte es auch nicht …
Jetzt wusste
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