JULIA SOMMERLIEBE Band 21
seine schützende Hand über sie hielt.
Oh, mein Liebling, warum bist du nie hereingekommen und hast dich zu mir gesetzt? So viel Schmerz wäre uns erspart geblieben.
War dieser Garten, die Geschichte Adrianas, ihr Schicksal? Würde auch sie sich verzehren nach dem geliebten Mann, der niemals zurückkehrte?
„Maria Lisa …“
Im ersten Moment glaubte sie, sich die Stimme nur eingebildet zu haben. Doch die Hand auf ihrer Schulter war echt. Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte sie.
„Lorenzo!“ Mit klopfendem Herzen wandte sie sich zu ihm um. „Was tust du hier?“
„Ich suche meine Frau“, antwortete er sanft und setzte sich neben sie auf die Bank. „Und wenn ich nicht erst nach England geflogen wäre, um dich dort zu suchen, hätte ich schon viel eher bei dir sein können.“
Unwillig schüttelte sie den Kopf. Sie musste jetzt stark sein. „Hättest du mich nicht einfach gehen lassen können, Lorenzo? Ich will dir nicht im Weg stehen.“ Tränen schimmerten in ihren Augen.
Er sah sie zärtlich an. „Aber du stehst mir im Weg, mia cara. Und du wirst es nicht ändern können. All meine Liebe gehört dir, ich möchte niemals wieder mit einer anderen Frau zusammen sein.“
Sacht umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste ihre Lider.
„Glaube mir“, flüsterte er zwischen zwei Küssen, „und bitte, komm zu mir zurück.“
„Du warst so … kalt, fast wie ein Fremder, als du mich im Krankenhaus besucht hast.“Verwirrt sah sie ihn an.
„Der Arzt hat mir geraten, mich zusammenzureißen und meine Trauer nicht zu zeigen, um dich nicht zu entmutigen. Als dein Mann sollte ich stark sein – für uns beide“, erklärte Lorenzo ernst. „Ich konnte dir nicht näher kommen, weil ich wusste, dass es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei gewesen wäre, sobald ich dich gespürt hätte – obwohl ich dich am liebsten in die Arme genommen und mit dir gemeinsam geweint hätte.“
„Es hätte mir geholfen zu sehen, dass du genauso fühlst wie ich.“
Er nickte. „Ich hatte gehofft, am nächsten Tag in Ruhe mit dir reden zu können. Doch als ich zurückkam, fand ich nur deinen Brief.“ Ernst sah er sie an. „Ich habe geweint. Allein habe ich in unserem Zimmer gesessen und geweint. Ich hatte Angst, deine Freiheit würde dir mehr bedeuten als unsere Liebe.“ Er schluckte. „Doch dann dachte ich an deine Warmherzigkeit, an deine Zärtlichkeit und daran, wie trostlos Zürich ohne dich war. Und da habe ich beschlossen, dich zurückzugewinnen – um jeden Preis.“
Zögerlich berührte sie seine Wange. „Ich war so unglücklich, wollte sterben. Aber das spielt nun keine Rolle mehr.“ Sie machte eine Pause. „Liebling, deine Großmutter war bei mir, als ich in der Klinik lag. Ich wollte es nicht hören, aber ich habe gewusst, dass sie recht hat: Ich hätte dich freigeben müssen. Deshalb bin ich gegangen.“ Sie blickte ihn an. „Verstehst du nicht? Wenn du nicht den Wunsch nach einem Kind verspürt hättest, dann hättest du weder mich noch eine andere Frau geheiratet.“
„Das hat vielleicht mal gestimmt“, entgegnete er. „Aber da wusste ich noch nicht, wie sehr ich dich lieben würde. Jetzt weiß ich, dass es nie einen anderen Menschen geben wird, der mir so viel bedeuten kann wie du. Meine Liebe habe ich dir in all den Briefen, die ich dir nach London geschrieben habe, gestanden. Aber du hast sie nicht gelesen.“ Im nächsten Moment kniete er vor ihr. „Maria Lisa, willst du den Rest deines Lebens mit mir verbringen?“ Seine Stimme zitterte. „Ich weiß, dass wir bisher nicht immer glücklich waren. Aber gibst du unserer gemeinsamen Zukunft eine Chance?“
„Ja“, flüsterte sie und strich ihm übers Haar. „Oh, Liebster, ja!“
Und als sie aufstanden, wusste Marisa, dass sie nie an diesen Ort zurückkehren würde. Den Trost, den sie hier gesucht hatte, brauchte sie nun nicht mehr. Endlich hatte sie die Liebe gefunden, und diese Gewissheit würde ihr Kraft geben für den Rest ihres Lebens.
Voller Vertrauen sah sie Lorenzo an und lächelte.
– ENDE –
Susan Napier
Unsere Insel
der Liebe
1. KAPITEL
Endlich! Der Zeitpunkt war gekommen.
Zehn Jahre …
Zehn lange Jahre hatte er diesem Augenblick mit einer Erwartung entgegengefiebert, die ihn schonungslos angetrieben hatte. Die Rache war zu seinem einzigen Lebensinhalt geworden, alle anderen Ziele waren dahinter verblasst. Er hatte sich mit äußerster Willensanstrengung dazu zwingen müssen aufzupassen, zu warten,
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