JULIA SOMMERLIEBE Band 21
Nachdenklich sah er sie an. „Dass du statt Janna hierher gekommen bist, hat den äußerst verzwickten Plan zunichte gemacht. Aber ich bin ja sehr flexibel. In dem Moment, als ich dich sah, wusste ich, dass ich das Privileg, dich in meinen Fängen zu haben, selbst auskosten wollte.“
Vivian hatte sich den größten Teil schon zusammengereimt, aber die kaltschnäuzige Art, mit der er den geplanten Verlauf des Komplotts darlegte, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Ein noch viel furchtbarerer Gedanke durchzuckte sie und sie keuchte auf. „Wer hat die Bilder gemacht? Wer war noch hier in diesem Raum und hat uns beobachtet …?“
Wie Espenlaub zitternd brach sie ab. Welche Demütigung, wenn Frank ein stiller Zeuge ihrer Erniedrigung geworden war …
„Ich versichere dir, Vivian, dass dich außer mir kein anderer gesehen oder berührt hat.“ Er nahm eine kleine schwarze Plastikscheibe vom Nachttisch, richtete diese demonstrativ auf das Stativ und drückte auf einen Knopf. Da der Blitz ihr einen Moment die Sicht raubte, hörte sie lediglich ein elektrisches Surren. „Fernbedienung“, meinte er erklärend. „Das ist eine Sofortbildkamera. Die Fotos sind binnen weniger Minuten entwickelt.“
Er rollte sich vom Bett ab und stand auf. Vivian entwich ein erstickter Schrei. Hätte sie sich den Blick auf seinen durchtrainierten Po ersparen wollen, hätte sie die Augen einen Wimpernschlag schneller schließen müssen.
„Tu nicht so prüde.“ Seine Spöttelei quälte sie. „Hier, nimm das.“
Misstrauisch öffnete sie die Augen ein ganz klein wenig und spähte durch ihren Wimpernkranz. Sie entspannte sich geringfügig, als sie erkannte, dass er seine Jeans übergestreift hatte und ihr den dünnen roten Pulli entgegenhielt, den er am vorangegangenen Tag getragen hatte.
Sie bewegte sich keinen Millimeter und so schüttelte er ungeduldig das Kleidungsstück. „Na, komm“, forderte er sie auf und warf den Pulli schließlich auf das Bett. „Zieh ihn an.“
„Ich will meine Kleider haben“, entgegnete sie störrisch. Interessiert beobachtete sie, wie er seine Augenklappe anlegte und sein dichtes blondes Haar über das dünne Gummiband strich.
„Nun, du musst gar nichts anziehen.“ Er stemmte beide Hände auf seine Hüften und stand breitbeinig vor ihr. Er weckte in ihr das Bild eines verwegenen Piraten mit entblößter Brust. „Es gefällt mir sogar ganz gut, dich für unbestimmte Zeit unbekleidet zu lassen …“ Seine dunkle, verführerische Stimme lud sie geradezu ein, sich diese Situation genau vorzustellen. Gespannt verfolgte er, wie ihr Widerstand allmählich schmolz. Vivian verstand sehr gut, dass sie keine Wahl hatte und seine Spielchen mitspielen musste.
„Nackt wärst du so herrlich schutzlos …“
Leise fluchend schnappte sich Vivian den Pulli und zog ihn hastig über ihren errötenden Kopf. Sie wand sich hin und her, um ihn sorgfältig über ihre nackte Haut zu streifen, ehe sie die schützende Bettdecke fallen ließ. Glücklicherweise reichte der Pullover bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. Dennoch fühlte sie sich seinen Blicken ausgeliefert, als sie sich zum Bettrand schwang und ihre Beine zögerlich auf den kühlen Boden setzte.
„Mit dem Rot des Pullovers siehst du aus wie ein gezündeter Feuerwerkskörper.“
Auch wenn er sie damit aufziehen wollte, war ihr, als höre sie einen schwachen anerkennenden Unterton heraus, der sie verwirrte. Aber nicht nur das bereitete ihr eine innere Unruhe. Sein markanter Duft haftete an dem Kleidungsstück und vermengte sich mit ihrem. Ihre Sinne waren geschärft wie noch nie. Sie spürte die weiche Berührung des dünnen Stoffes an ihren nackten Brüsten. Zaghaft befeuchtete sie mit der Zunge ihre Unterlippe, die üppiger schien als sonst. Schnell ließ sie ihre Hand fallen.
„Was wirst du machen … mit den Fotos, meine ich?“
„Aber es gibt doch nur eine ehrenhafte Sache, die man damit tun kann, oder nicht?“
Ein Hauch von Hoffnung loderte kurz in ihr auf. „Und das wäre?“
Er griff nach ihrer Hand, führte sie zu seinen Lippen und küsste sie übertrieben höflich. „Ich lasse sie natürlich am Samstag in die Kirche liefern. Dein armer Verlobter muss doch wissen, weshalb er am Altar stehen gelassen wird!“
Seine Zunge liebkoste ihre Knöchel und zeichnete eine feine Spur, die wie loderndes Feuer auf ihrer Haut brannte. Doch das konnte sie nicht davon ablenken, welche Bombe er gerade platzen gelassen hatte. Keineswegs wollte sie
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