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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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den Wahlkampf braucht er, wie immer, Geld. Er denkt nicht daran, sein eigenes dafür zu riskieren. Wenn die ukrainischen Oligarchen beim Präsidenten Stärke spüren, werden sie bald Schlange stehen, um seinen Wahlkampf zu finanzieren. Aber Geld kann man nie genug haben. Vor allem das große Geld, das das russische Gas bringt. Daher muss er bei der Zerschlagung von JeESU darauf achten, dass die Kontrolle über die Gasprofite seinen Leuten zufällt.
    Auf ein Zeichen des Präsidenten werden 1997 nach Lasarenko weitere Dnipropetrowsker aus dem Amt gejagt – der Generalstaatsanwalt Worsinow sowie der Minister für Energie und Elektrifizierung Botschkarjow. Gegen Lasarenkos früheren ersten Stellvertreter im Dnipropetrowsker Gebiet, Dubinin, wird ein Strafverfahren eingeleitet. Die Nächste ist Julia Timoschenko.
    Lady Ju weiß natürlich, dass Kutschma kaum etwas gegen sie in der Hand haben kann. »Nur Geschäftliches, nichts Persönliches«, wie es in einem berühmten Mafiafilm heißt. Dem Präsidenten geht es allein darum, einen Mann namens Pawlo Lasarenko aus der Politik zu vertreiben. Das ist für sie, die sie in diesem Spiel der Großmeister ein Bauer oder bestenfalls eine andere leichtgewichtige Figur darstellte, demütigend und beleidigend. Es ist schlicht unerträglich.
    Kutschma hat Julia Timoschenko immer für eine Frau mit Verstand gehalten. Da er selbst das Geld liebt, achtet er jene, die Geld zu machen verstehen. Außerdem ist die Landsmännin ein hübsches Ding, und für Frauen schwärmt Kutschma zeit seines Lebens mindestens so sehr wie für Geld, Macht und Fußball. Als er sich entschließt, die Firma der Gasprinzessin zu vernichten, tut ihm das vielleicht sogar ein wenig leid. Aber es fällt ihm im Traum nicht ein, dass er hier mit eigenen Händen eine Politikerin aufbaut, die zu seiner Totengräberin werden soll.
    Der Krieg gegen JeESU beginnt nach den klassischen Regeln des postsowjetischen Beamten-Kapitalismus. Zunächst wird Julia Timoschenkos Unternehmen das Recht entzogen, den meisten seiner Kunden Gas zu liefern. Im Nationalen Sicherheitsrat wird Kritik laut, sie habe den Gasmarkt monopolisiert. Daraufhin wird dieser radikal neu aufgeteilt. Den Nutzen haben ihre langjährigen Rivalen Igor Bakai und Viktor Pintschuk. Mit der Gründung der monströsen Staats-AG »Naftagas« unter Igor Bakai findet die Neuaufteilung des Marktes ihren Abschluss. Für Julia Timoschenko ist dort kein Platz mehr. Es gelingt ihr gerade noch, ihr Geld beiseitezuschaffen. Das tut sie allerdings so geschickt, dass weder russische oder ukrainische Staatsanwälte noch Interpol es bisher finden konnten.
    Der nächste Schlag richtet sich gegen Aktiva der Gasfirma in anderen Zweigen. Der ukrainische Ministerrat erklärt die Ausschreibung zur Privatisierung des Röhrenwerkes von Charzysk für ungültig. ­JeESU, das sie gewann, erhält lediglich die hinterlegte Kaution zurück. Das ist ein schwerer Schlag. Der Betrieb im Gebiet Dnipropetrowsk ist der einzige in der ganzen GUS, der Röhren großer Durchmesser herstellt. Er allein beliefert Gazprom, und sein Jahresgewinn beträgt 100 Millionen Griwna. Dann kommen früher privatisierte Betriebe an die Reihe. Sie müssen allesamt wieder verkauft werden. Um die Wirkung zu verstärken, wird im Herbst die Justiz bemüht. Da gegen Julia Timoschenko weiter nichts vorliegt, greift man auf den uralten Zwischenfall zurück, als der Zoll sie in Saporischschja mit einem Koffer voller Geld ertappte.
    Der Präsident kann zufrieden sein. Der Machtapparat seines Staates funktioniert ausgezeichnet. Julia Timoschenkos Wirtschaftsimperium fällt zusehends auseinander. Aber die Gasprinzessin endgültig zu erledigen, ist nicht möglich. Ihre Immunität als Abgeordnete steht dem im Wege. Als die Staatsanwaltschaft gegen Jahresende beantragt, diese aufzuheben, lehnt das Parlament erwartungsgemäß ab.
    Wie soll sich das Opfer in dieser Lage verhalten?
    Die Entscheidung fällt, wie bisher, nicht sie, sondern Pawlo Lasarenko. Der entlassene Ministerpräsident weiß genau, gegen wen diese Schläge zielen. Er kocht vor Wut und sinnt auf Rache.
    Lasarenko hat folgenden Plan: Die Oberste Rada hat endlich ein neues Wahlgesetz angenommen, das ein wirkliches Mehrparteiensystem ermöglichen soll. Die Hälfte der Abgeordneten wird wie bisher in den Wahlkreisen direkt gewählt, die andere Hälfte zieht nun über Parteienlisten in die Rada ein. Das heißt, Parteien können zu einer echten politischen Kraft im Lande

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