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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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und brutal durchgreifen, ist kompromissfähig und ungebildet, sehr direkt und, wenn nötig, ein ausgebuffter Intrigant.
    Sein Sieg bei der Präsidentschaftswahl von 1994 bedeutete, dass nun in der Ukraine die Zeit der erfahrenen Wirtschaftsfunktionäre gekommen war.
    Seine Gegner verbreiteten das Gerücht, der Herausforderer werde von Moskau finanziert. Das klang plausibel. Man nannte sogar eine Summe: Der dem Kreml nahestehende Oligarch Beresowski habe ihm 50 Millionen Dollar gespendet. Die Zahl ist stets ein kleines Geheimnis zwischen Kutschma und Jelzin geblieben, aber keiner konnte bestreiten, dass Russland mit seinem großen Einfluss in der Wahlschlacht Krawtschuk gegen Kutschma den starken Wirtschaftsmann eindeutig vorzog. Es setzte auf dessen künftige Loyalität zum Kreml und hoffte, ukrainische Fabriken und Werke billig einkaufen zu können.
    Letzteres erwies sich als glatte Fehlspekulation. Den Sieg im Lande sicherten ihm die »jungen Wölfe« – Geschäftsleute aus Kiew, Dnipropetrowsk, Charkiw und Donezk. Sie finanzierten ihn nicht dafür, ihre neu erworbene Habe nach dem Sieg mit den Moskowitern teilen zu müssen. Sie hatten andere Pläne: Die neuen Herren der ukrainischen Wirtschaft wollten zusammen mit Kutschma regieren und das Vermögen des Landes in ihrem Kreis aufteilen. Dafür musste die Lage in der Ukraine dringend stabilisiert werden. Der neue Präsident schien sicherstellen zu können, dass ihre Kreise nicht gestört wurden.
    Am Ende war Kutschma schlauer als alle anderen. Wen er in seinen Kreis aufnahm und wen er von sich wies, das heißt in die Emigration trieb oder hinter Gitter brachte, entschied er allein. Die russischsprachige Bevölkerung hatte von ihm keinerlei Nachteile zu befürchten, aber Russisch wurde auch nicht zweite Staatssprache. Das Verhältnis zu Moskau war nicht besser und nicht schlechter als unter Krawtschuk. Wie bisher driftete die Ukraine allmählich von Russland fort und stärkte ihre Unabhängigkeit.
    In der Außenpolitik hielt sich Kutschma an die Bauernweisheit: Ein kluges Kalb trinkt bei zwei Kühen. Vom Westen erhielt er Milliardenkredite, von Russland Öl und Gas zu billigen Preisen. Wie im Wahlkampf war er auch jetzt bereit, den Partnern alles zu versprechen, was sie hören wollten – Demokratie und NATO-Beitritt, aber auch ewige Treue zum Bruderbund aller Slawen. Seine Berater nannten das schlau »eine mehrdimensionale Politik«. Kutschma selbst verachtete insgeheim alle seine »strategischen Partner«, die Nachbarn in Ost und West als einfältige Tröpfe, denen er den treuen, aber etwas naiven Freund vorspielte. In seinem Buch »Die Ukraine ist nicht Russland« sollte er später an den Richter des Kosakenheeres Anton Holowaty aus Saporischschja erinnern, der Katharina II. mit List und Tücke dazu brachte, den Saporischjern das fruchtbare Land am Kuban zu überlassen. »Als er das erreichte, muss er bei sich über jene gelächelt haben, die ihn für einen Einfaltspinsel hielten und nicht begriffen, dass das eine Maske war«, schrieb der ukrainische Präsident mit unverhüllter Bewunderung.
    Als Einzigen von all seinen außenpolitischen Partnern beneidete er Saparmurat Nijasow. Der hatte sich zum Vater aller Turkmenen und Präsidenten auf Lebenszeit ausrufen lassen. In seinem bettelarmen Land ließ er sich Marmorpaläste mit Springbrunnen bauen, die nachts angestrahlt wurden, änderte die Namen von Monaten und Wochentagen, verewigte sich in goldenen Statuen auf Straßen und Plätzen, verbot das Ballett und konnte sich alles erlauben, was ihm gerade in seinen kranken Sinn kam. Wenn Kutschma sich die respektlosen Tiraden der Abgeordneten in seinem Parlament anhören musste, dachte er voller Schwermut an den turkmenischen Freund, der von seinen Untertanen nur Lobeshymnen zu hören bekam. Dabei hielt sich Kutschma für einen milden Herrscher. Zwar bereitete ihm schon die Erwähnung des Parlaments Kopfschmerzen, aber er hätte die Oberste Rada nie von Panzern beschießen lassen, wie es sein russischer Freund Jelzin mit dem Obersten Sowjet getan hatte. Erstens hätte es dem knauserigen Bauernsohn leidgetan, das frisch sanierte Gebäude im Zentrum der Hauptstadt zu ruinieren. Zweitens zog er es immer vor zu feilschen, statt zu schießen.
    Kutschmas grenzenloser Glaube an die Kraft des Geldes offenbarte sogar einen gewissen Hang zur Philosophie. In dem genannten Buch schreibt er über die beiden großen Hetmans (Feldherren) des Landes, die im Bewusstsein des Volkes

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