JULIA VALENTINSBAND Band 19
Morgenmantel nichts damit zu tun hat. Kein einziger Mann mit einem Funken Selbstbewusstsein im Leib würde sich so was anziehen. Um Himmels willen, es sind sogar pinkfarbene Herzen aufgedruckt.“
„Haha. Was verstehst du schon von Mode? Hab ich dich schon jemals anders gesehen als mit Anzug und Krawatte? Zugeknöpft bis zur Halskrause?“
„Ich verstehe so viel von Mode, dass ich diesen Morgenmantel nicht anziehen werde.“ Evan bohrte seinen Zeigefinger in das Bündel, das sie ihm entgegenstreckte. „Zum Teufel noch mal, du hast gerade die einmalige Chance ausgeschlagen, mich ohne Anzug und Krawatte zu sehen. Also beschwer dich nicht.“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich arrogant bist?“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du andere Menschen ziemlich auf die Palme bringen kannst?“
„Plötzlich fallen mir wieder all die Gründe ein, warum ich dich nicht ausstehen kann.“ Lacey humpelte zum Tresen hinüber und schmiss Morgenmantel und Boxershorts verärgert auf die Fläche. „Wenn du in den nassen Klamotten hier warten und dir eine Erkältung einfangen willst, bitte schön. Ich gehe nach hinten ins Lager und ziehe mich um.“
Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, eilte sie erhobenen Hauptes in den hinteren Raum. Lacey hörte, wie er ihr nachrief: „Nie im Leben ziehe ich den lächerlichen Morgenmantel an!“
6. KAPITEL
Evan konnte es kaum fassen, dass er nun tatsächlich genau diesen lächerlichen Morgenmantel trug.
Er schaute an sich selbst hinunter. Beim Anblick seiner nackten Beine und der Füße, die unter dem Saum des Morgenmantels hervorlugten, verzog er krampfhaft das Gesicht. Du lieber Himmel. Wenn Paul ihn in diesem Aufzug sehen könnte … sein Freund würde sich prächtig amüsieren. Jeder, der ihn sah, würde sich prächtig amüsieren …
Warum um alles in der Welt hatte Lacey ihre dumme Schaufensterpuppe nicht so angezogen, wie sich jeder normale Mensch nun einmal anzog? Wie wäre es zum Beispiel mit Shorts und Poloshirt? Obwohl er sich grimmig eingestehen musste, dass dieser lächerliche Morgenmantel viel besser war als seine eigene kalte und nasse Kleidung, die er dann doch irgendwann widerwillig ausgezogen hatte. Und weil er sich sowieso schon wie ein kompletter Idiot vorkam, konnten es die passenden Boxershorts mit den pinkfarbenen Herzen auch nicht mehr viel schlimmer machen – aber wahrlich nur, weil seine eigenen Unterhosen so verdammt nass und unbequem gewesen waren.
Evan beschloss, dass es das Beste sein würde, wenn er den Gürtel geschlossen hielt und so tat, als trage er seine eigene Unterwäsche. Außerdem konnte er so tun, als wäre er in seinem eigenen Apartment. Er konnte sich einbilden, dass jemand anders an seiner Seite wäre als ausgerechnet Lacey …
Lacey. Ihre Haut hatte sich angefühlt wie weiches Satin. Sie hatte geschmeckt wie zuckersüße Sommerfrüchte. Lacey, deren überwältigender Kuss in seinen Adern gebrannt hatte wie schottischer Whiskey, der ihm die Kehle hinunter in den leeren Magen rann. Lacey, die jetzt aus dem hinteren Teil des Ladens auf ihn zukam und ihre fantastischen Kurven in das rote Dress des Mannequins gehüllt hatte.
Ihm stockte der Atem. Die Frau verstand sich nicht nur aufs Küssen, sie wusste auch, wie man sich bewegte. Langsam rollten ihre Hüften hin und her, verführerisch und sexy. Unwillkürlich riss er die Augen auf. Noch nie hatte er sie anders gesehen als in ihrer Dienstkleidung, weiße Bluse mit schwarzer Hose. Wenn er die Wahl gehabt hätte, er hätte ihr befohlen, jeden Tag das rote Dress zu tragen statt der nüchternen Dienstkleidung. Sie sah einfach unglaublich aus. Zum Anbeißen. Das helle Kirschrot betonte ihren dunklen Teint perfekt und bildete einen wundervollen Hintergrund für die feuchte Lockenpracht, die ihr auf die Schultern fiel. Lacey sah aus, als sei sie direkt seinen geheimsten Fantasien entsprungen.
Sie eilte hinter den Tresen und griff nach der Kaffeekanne. Lächelnd ließ sie ihren Blick an ihm herunterwandern. „Wie ich sehe, willst du doch nicht auf Daumengröße schrumpfen.“
„Wehe, du lachst.“
„Wenn du nicht lachst, lache ich auch nicht.“ Lacey zupfte am Saum ihres Kleides und reckte sich in alle Richtungen. „Irgendwie passt das Kleid nicht richtig. Die Schaufensterpuppe ist ein paar Nummern kleiner als ich. Zum Glück ist der Stoff elastisch.“
„Ich finde, es sieht gut aus. Ziemlich perfekt sogar.“
Lacey schien überrascht. „Schon wieder ein
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