JULIA VALENTINSBAND Band 19
hatte. Verdammt. Das war eine Kombination, die ihn um den Verstand bringen konnte. Warum um alles in der Welt konnte er sie einfach nicht ausstehen? Evan wusste, dass er seine Gründe hatte. Sogar sehr viele. Leider konnte er sich im Moment an keinen einzigen erinnern … am besten, er brachte sie dazu, sich weiter mit ihm zu unterhalten. Bestimmt würde sie irgendwas sagen, was ihm auf die Sprünge helfen konnte.
„Ich habe dir erzählt, welche Sprachprobleme ich mit Sasha zu bewältigen habe. Jetzt bist du dran.“
„Womit?“
„Erzähl mir irgendwas über dich, wovon ich keine Ahnung habe.“
Lacey lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und musterte ihn über den Rand ihres Bechers hinweg. „Was willst du wissen?“
Alles. Die Erkenntnis traf ihn wie der Schlag, aber trotzdem konnte er es nicht abstreiten. „Alles. Erzähl mir doch von deiner Familie. Sind deine Geschwister genau wie du?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe eine Schwester, Meg. Aber wir sind uns überhaupt nicht ähnlich. Wer uns kennt, kann kaum glauben, dass wir Geschwister sind.“
„Inwiefern seid ihr verschieden?“
„Meg war in der Schule die fantastische, hübsche, beliebte Cheerleaderin mit glattem blonden Haar. Ich hatte eine Brille auf der Nase, eine Zahnspange im Mund und nicht das geringste Selbstvertrauen. Ich war schüchtern und vollkommen unbeholfen. Und gestraft mit dem hier.“ Lacey griff sich ins Haar und riss sanft an ihrer Lockenmähne. „Als wir noch Kinder waren, ist Meg nicht besonders freundlich oder mitfühlend mit meinem eher – na ja – merkwürdigen Aussehen umgegangen. Jetzt stehen wir uns nahe, aber früher war es manchmal ein harter Kampf. Bis heute spottet sie über meine Grübchen, wenn sie mich ärgern will.“
Sein Blick fiel auf die sexy Stellen in ihren verführerischen Mundwinkeln. „Hey, aber deine Grübchen sind toll.“
„Danke. Aber … Meg hat damals nicht ein gutes Haar an mir gelassen. Es ging nicht nur um meine Grübchen, sondern auch um die Sommersprossen auf den Wangen. ‚Sprosse‘ hat sie mich immer genannt. Das ging schon in der Grundschule los.“
Evan lachte leise. „Und wie hast du sie genannt?“
„Prom Queen“, erwiderte Lacey. „Das war, als wir schon etwas älter waren und sie ständig prominenten Popstars auflauern wollte, auf der Jagd nach einem Autogramm. Ich glaube, sie hält den Weltrekord in Sachen Autogrammjagd.“ Lacey nippte an ihrem Kaffee. „Als wir Teenager waren“, fuhr sie wehmütig fort, „hätte ich mein letztes Hemd dafür gegeben, so auszusehen wie sie. Und so zu sein wie sie. Aber jetzt … jetzt würde ich um nichts in der Welt mit ihr tauschen wollen.“
„Und warum?“
Sie zögerte und überlegte kurz, ob sie sich ihm anvertrauen sollte oder nicht. „Meg ist seit sechs Jahren verheiratet“, erklärte sie dann, „aber es läuft nicht so gut. Ihr Mann Dan ist leider nicht mehr als ein Abziehbild unseres Vaters. Finanziell sehr erfolgreich, aber gefühlsmäßig versagt er total. Sie hat ein wundervolles Zuhause, zwei tolle Kinder, jede Annehmlichkeit, die man sich nur wünschen kann … aber bei Dan steht an erster, zweiter und dritter Stelle die Karriere. Meg und die Kinder rangieren abgeschlagen auf Platz vier.“
„Das ist schlimm.“
„Allerdings. Vor drei Jahren hat sie sich auch tatsächlich mal getrennt, aber sie haben einen Therapeuten eingeschaltet und sind wieder zusammengekommen. Trotzdem hat sich nichts geändert. Ich rechne es ihr hoch an, dass sie ihre Ehe nicht aufgeben will. Aber in all ihrem Komfort wirkt sie so … so einsam. Genau wie unsere Mom.“
„Deine Eltern sind geschieden?“
Lacey schüttelte den Kopf. „Dad ist gestorben, als ich noch auf der Highschool war. Er war mein Vater, aber trotzdem habe ich ihn kaum gekannt. Er hat immer gearbeitet, oder er war auf Geschäftsreise. Nie hatte er Zeit, mit mir zu spielen oder shoppen zu gehen oder mich zu Schulfesten zu begleiten. Nie hat er sich die Zeit genommen, das Leben mit seiner Frau und seinen Kindern zu genießen. Er war ein Mann mit einem unbändigen Willen zum Erfolg … er hat nicht begriffen, dass er längst verloren hatte, was im Leben am wichtigsten ist. Seine Familie. Seine Ehe.“ Mit gesenktem Blick betrachtete sie ihre Hände. Evan bemerkte, dass sie die Finger verkrampft hatte.
Er legte seine Hand auf ihre. „Lacey, es tut mir leid“, tröstete er sie leise, „ich weiß, wie sehr es wehtut, ein Elternteil zu verlieren, auch wenn ich
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