JULIA VALENTINSBAND Band 19
„Mann, dich hat’s wirklich schwer erwischt“, meinte Paul schließlich amüsiert. „Es ist ziemlich komisch, dass du es selbst gar nicht bemerkst. Immerhin hast du Betriebswirtschaft studiert. Mit dem besten Abschluss im Jahrgang. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Einerseits freut es mich, dass du dich endlich wieder für eine Frau interessierst. Für eine, die nicht so verklemmt, ehrgeizig und langweilig ist wie all die Frauen, mit denen du deine Zeit bisher verschwendet hast. Aber verdammt noch mal, ich wünschte, ich hätte Lacey zuerst entdeckt. Sie ist einfach toll.“ Er grinste über das ganze Gesicht. „Vielleicht hat sie eine Schwester.“
„Sie gehört dir“, stieß Evan genervt hervor und stellte beunruhigt fest, dass er sich zu seiner Bemerkung zwingen musste.
„Wenn ich auch nur den Bruchteil einer Sekunde glauben würde, dass du wirklich meinst, was du sagst, dann würde ich sofort alle Hebel in Bewegung setzen“, erwiderte Paul.
„Außerdem interessiere ich mich normalerweise nicht für verklemmte, ehrgeizige und langweilige Frauen.“ Oder doch? Sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt.
„In letzter Zeit vielleicht nicht. Weil du dich zurückgezogen hast wie ein verbitterter Mönch. Aber vorher? Die Frauen, die ich in den zwei Jahren zuvor an deiner Seite gesehen habe, glichen sich wie ein Ei dem anderen. Verklemmt, ehrgeizig und langweilig.“
Hatte Paul recht? Nein, das konnte nicht sein. Obwohl … Evan beschloss, dass er erst mal darüber nachdenken musste. Später. „Lacey Perkins ist eine Mieterin, die man ständig beaufsichtigen muss.“
„Das heißt noch lange nicht, dass sie als Frau auch ständig beaufsichtigt werden muss. Und sie ist ganz bestimmt nicht langweilig oder verklemmt. Ich meine es nur gut mit dir … Weil ich keine Ahnung hatte, dass du es auf sie abgesehen hast, habe ich letzte Woche jeden Morgen mit ihr geflirtet. Sie war freundlich. Mehr nicht. Und sie hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich die Finger von ihr lassen soll. Bestimmt hat sie einen festen Freund.“
Evan war zutiefst erleichtert, dass Lacey die Flirtversuche seines besten Freundes zurückgewiesen hatte. Und er war verwirrt über seine Erleichterung. Außerdem verwirrte es ihn, dass ihm der Schreck in die Glieder fuhr, als Paul vermutete, sie könnte einen festen Freund haben … Was zum Teufel kümmerte es ihn, ob sie mit Paul oder sonst jemandem flirtete? Wer interessierte sich dafür, ob sie einen Freund oder sogar einen Ehemann hatte? Ihn interessierte es jedenfalls nicht. Insgeheim hoffte er sogar, dass sie tatsächlich einen Freund hatte … der in einer anderen Gegend Arbeit gefunden hatte und sie mitnahm, wenn er umzog.
„Lass dir doch einfach die Karten legen“, schlug Paul vor. „Vielleicht steht es dort geschrieben, was das Schicksal für dich und Lacey …“
„Ich versichere dir, dass dort gar nichts geschrieben steht.“
„Okay. Dann kann dir die Wahrsagerin vielleicht verraten, ob du demnächst überhaupt mit irgendjemandem glücklich werden wirst.“
„Warum lässt du dir nicht die Karten legen, um zu erfahren, ob du demnächst mit jemandem glücklich wirst?“
„Weil ich es schon weiß.“ Paul lächelte. „Heute Abend habe ich ein Date. Die Süße heißt Melinda. Ich habe sie gestern im Supermarkt kennen gelernt. Wir sind über Brokkoli ins Gespräch gekommen.“
„Du magst doch gar keinen Brokkoli.“
„Stimmt. Aber ich mochte die scharfe Frau, die sich Brokkoli ausgesucht hat. Also habe ich mein Geld in drei Köpfe Brokkoli investiert. Hat sich gelohnt.“
„Hört sich an, als würdest du jede Woche mit einer anderen Frau ausgehen.“
„Stimmt“, wiederholte Paul. „Und weißt du auch warum? Weil ich überhaupt einen Fuß vor die Tür setze. Und mich dort blicken lasse, wo es Frauen gibt. Frauen, die Männer kennen lernen wollen. Man nennt es ein Date. Solltest du auch mal versuchen.“
„Ich habe Dates.“ Allerdings nicht in der letzten Zeit. Und was war mit den Dates, die er vorher gehabt hatte? All die langweiligen Abende, die er mit äußerlich attraktiven Frauen verbracht hatte … Frauen, die ihm nach zwei Stunden noch nicht mal mehr ein müdes Gähnen entlocken konnten …
„Sag mal, bist du eigentlich nie …“, Evan zögerte, weil er nicht wusste, wie er die tiefe Unzufriedenheit der letzten Monate beschreiben sollte, „… genervt? Von den immer gleichen Clubs, die du besuchst? Von den ersten Dates, die meistens
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