JULIA VALENTINSBAND Band 21
Kellnerin zu arbeiten. Es ist eine ehrliche Arbeit, und das Geld reicht, solange ich nur mich selbst ernähren muss.“
In diesem Moment wölbte Jamie die Lippen nach vorn und prustete so merkwürdig, dass es klang, als würde ein Motor brummen. Max und Cari lachten.
„Es hört sich nicht so an, als würde er bald einschlafen“, meinte Max und streckte die Arme nach dem Baby aus. „Ich bin jetzt dran. Du setzt dich hin und erzählst mir, was es mit eurer Ehe auf sich hatte.“
„Warum interessierst du dich dafür?“
Max strich ihr mit der Hand über die Wange. „Weil du mir wichtig bist“, erwiderte er schlicht. „Setz dich hin und rede.“ Mit Jamie auf dem Arm spazierte er durch das Wohnzimmer.
Cari gehorchte. Normalerweise hasste sie es, über die Vergangenheit zu reden. Aber jetzt sprudelten ihr die Worte nur so über die Lippen.
„Ich kannte Brian seit Jahren. Seit der Highschool. Es gab keine Ausrede.“ Sie seufzte. Erzählte sie wirklich die Wahrheit? Es war doch merkwürdig, wie man sich selbst an der Nase herumführen konnte.
„Ich wusste, wie er war“, erklärte sie, „aber ich war jung und unerfahren. Ich dachte, dass die Liebe alle Schwierigkeiten überwinden würde. Dass die Ehe ihn verändern und meine Liebe ihm den Weg weisen würde.“
„Wie sollte er sich verändern?“
„Er sollte sich nicht länger so ungehobelt benehmen“, platzte Cari heraus und lachte kurz. „Er sollte nett und angenehm werden. Ein guter Ehemann und Vater. Das ist natürlich nicht passiert.“
„Man verändert sich nur selten“, bestätigte Max.
Cari nickte. „Das Leben mit Brian war wie das Leben auf einem Vulkan. Nie wusste man, wann er die Beherrschung verliert. Aber es war klar, dass es früher oder später geschehen würde. Und jedes Mal gab es andere Gründe.“
Es war merkwürdig. Noch nie hatte sie jemandem in allen Einzelheiten erzählt, wie ihre Ehe mit Brian gewesen war. Noch nicht einmal Mara. Warum also packte sie ausgerechnet Max gegenüber aus? Auf der ganzen weiten Welt gab es sicher nur wenige Menschen, die solche Dinge über sie wissen mussten. Aber es war unglaublich erleichternd, die Geschichte endlich loszuwerden.
„Ich möchte nicht, dass es klingt, als hätte ich jahrelang wie in Trance gelebt“, erklärte Cari, „so war es bestimmt nicht. Es gab viele gute Zeiten. Er konnte mich zum Lachen bringen. Und er hat das Baby geliebt.“
Ihre Stimme klang weich, als sie über das Baby sprach. „Michelle war wundervoll. Ganz rosa und proper. Und sie hat immer gelächelt. Brian war sehr stolz auf sie. Trotzdem …“ Heiser brach sie ab.
„Wenn Michelle geschrien hat“, flüsterte Cari, „dann ist er beinahe verrückt geworden. Es sah immer so aus, als hätte er den Verdacht, dass sie mit Absicht schreit. Er hat es persönlich genommen. Und ich habe alles Erdenkliche getan, um sie am Schreien zu hindern.“
Cari rang nach Luft, als die schrecklichen Erinnerungen sie plötzlich überfluteten. „Manchmal hat er Gegenstände durch die Wohnung geschleudert“, gestand sie kaum hörbar, „und anschließend ist er verschwunden.“
Max blieb direkt vor ihr stehen und schaute zu ihr hinunter. „Aber er hat dich nicht verletzt? Oder das Baby?“
„Nein … nicht wirklich.“ Cari strapazierte die Wahrheit ein wenig, aber sie wollte nicht, dass alles wieder an die Oberfläche kam. „Obwohl ich davor Angst hatte. Er war sehr unberechenbar. Man wusste nie, wie er im nächsten Moment wohl reagieren wird. Und am letzten Abend war er außer sich vor Wut.“
Cari schloss die Augen. Wie mechanisch sprach sie weiter. „Er hat sich Michelle geschnappt und ist mit ihr zum Wagen gerannt. Ich bin ihm gefolgt. Aber er hat sie auf den Rücksitz geworfen und den Motor angelassen. Michelle hat sich die Lunge aus dem Leib geschrien. Ich war wie von Sinnen.“
Sie schauderte. „Es ist mir gelungen, ins Auto zu gelangen, bevor er die Türen verriegeln konnte. Wir sind die Straße hinuntergerast. Ich wollte über den Sitz nach hinten klettern, um mich um Michelle zu kümmern, als er … er …“
Cari brach ab und machte den Eindruck, als würde sie hinter geschlossenen Augen alles noch einmal durchleben. „Wir sind gegen den Zaun geknallt und dann gegen den Baum.“
Sie atmete zittrig und suchte seinen Blick. Seine wundervollen Augen glänzten mitfühlend und spiegelten ihren Schmerz. Es war unglaublich tröstend.
„Kann sein, dass es mein Fehler war“, fügte sie hastig hinzu. „Ich
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