Julia-Weihnachten Band 23
unter dem Tisch verbergen. Ihr war nicht entgangen, dass Alec sie aufmerksam beobachtete. Im Grunde hatte sie auch gar nichts dagegen. Es war nur so … so verwirrend. „Hast du mit Stella gesprochen?“, erkundigte sie sich.
Alec sah zu, wie der Dampf aus seiner Tasse aufstieg. Auf irgendetwas musste er sich konzentrieren, um sich von Clemmies Schenkel abzulenken. „Ja.“
Erwartungsvoll schaute sie ihn an. „Und?“
Eingehend betrachtete er ihr ovales Gesicht mit den Sommersprossen, die sich von ihrer hellen Haut abhoben. In ihren samtig dunklen Augen entdeckte er einen besorgten Ausdruck. Ihr Haar war wirr und zerzaust, als hätte sie einfach keine Lust gehabt, es zu bürsten. Clemmie sah so aus, als würde sie direkt aus dem Bett kommen – und er fand sie unglaublich verführerisch. Hastig griff er nach der Tasse und nahm einen Schluck, an dem er sich fast den Mund verbrannte.
„Sie ist eifersüchtig“, erklärte er geradeheraus. „Schlicht und einfach eifersüchtig.“
„Dazu hat sie doch überhaupt keinen Grund“, wandte Clemmie ein.
„Wirklich nicht?“, fragte er herausfordernd.
Für einen Moment starrte sie auf ihre Hände, ihre ringlosen Finger und die sauberen, unlackierten Nägel. „Was hat sie gesagt?“
Alec zuckte mit den Schultern. „Dass sie keine neue Mutter will.“
Entgeistert blickte Clemmie ihn an. „Aber ein einziger Kuss macht mich nicht zur zukünftigen Stiefmutter!“
„Ein Kind sieht das vielleicht anders.“
„Sie muss so etwas doch schon früher miterlebt haben, Alec. Weiß sie nicht, dass du eine … Affäre … mit Maggie hattest?“
Er kniff die Augen zusammen. „Wie schaffst du es bloß, etwas absolut Natürliches irgendwie schäbig klingen zu lassen?“
„Das kannst du selbst ziemlich gut“, erinnerte sie ihn. „Was ich damals als Schulmädchen angestellt habe, hört sich bei dir an, als wäre ich eine Nymphomanin. Zurück zu meiner Frage: Weiß Stella von Maggie?“
„Nein, vermutlich nicht.“ Erneut zuckte Alec mit den Schultern. Über sein kurzlebiges Verhältnis mit der hübschen Lehrerin wollte er nicht gern reden. Erst recht nicht mit Clemmie.
Diese saß allerdings mit geschürzten Lippen ruhig da und wartete offenbar auf eine Antwort. Die Neugierde stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Was blieb ihm anderes übrig, als ihr alles zu erzählen? Wenn er schwieg, würde sie denken, dass er etwas zu verbergen hatte. Und das war nicht der Fall.
„Wir haben unsere Affäre geheim gehalten“, gab er widerstrebend zu. „Wir hielten das für besser, weil Maggie ja als Lehrerin an Stellas Schule gearbeitet hat. Unsere Beziehung hat nicht einmal sechs Wochen gedauert und endete ohne Streitereien.“
„Wirklich?“
„Ja, wir sind Freunde geblieben.“ Unbeirrt hielt Alec ihrem zweifelnden Blick stand. „Deshalb ist Maggie auch auf meiner Party gewesen.“
Clemmies Erfahrung nach lief eine freundschaftliche Trennung für gewöhnlich etwas anders ab: Einer der beiden Partner behauptete einfach steif und fest, dass ihm die neue Situation nichts ausmachte. „Also war Maggie zufrieden mit dieser Lösung?“
Leise seufzte Alec. „Du bist ganz schön hartnäckig, Clemmie Powers“, stellte er trocken fest. Sicherlich ließ diese Frau sich nicht mit einer unverbindlichen Antwort abspeisen. „Okay. Möglicherweise hat sie geglaubt, sie würde mich lieben“, räumte er ein.
„Wenn Maggie das geglaubt hat, ist es höchstwahrscheinlich so gewesen“, erwiderte Clemmie scharf. „Sie ist schließlich eine intelligente Frau und weiß, was sie will. Vielleicht hat sie dich wirklich geliebt, Alec. Ist dir der Gedanke nie gekommen?“
„Nun, das stimmt womöglich. Aber es beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Verdammt, Clemmie, sieh mich nicht so an! Ich kann nichts dafür, dass ich für Maggie nicht mehr empfunden habe als tiefe Zuneigung.“
„Und Lust, nehme ich an“, fügte Clemmie hinzu. „Die vergisst du doch nicht, oder?“
„Nein. Allerdings hatte ich nicht die Absicht, es so deutlich auszudrücken“, gab Alec beinahe schon knurrend zurück.
„Stella weiß also nichts von dieser Beziehung?“
Er schüttelte den Kopf. „Mit sieben Jahren ist Stella damals längst nicht so neugierig gewesen wie heute mit zehn, wenn es um menschliches Verhalten geht. Sie hat gewusst, dass Maggie und ich befreundet waren. Weiter ging es in ihren Augen vermutlich nicht. Inzwischen ist sie viel gewitzter. Kinder wissen heutzutage erheblich mehr als wir
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