Julia-Weihnachten Band 23
anderen betrachten.“
„Davon kann keine Rede sein!“
Clemmie runzelte die Stirn. „Was willst du dann von mir?“
„Ich möchte, dass wir die Dinge ganz langsam angehen.“
Nachdenklich betrachtete sie ihn. „Und wie?“
Alec trank den Tee aus und stellte die leere Tasse auf den Tisch. „Stella möchte keinen Streit mit Justine und Louella. Sie mag deine Töchter sehr.“
„Und meine Töchter mögen sie genauso!“
„Und ich mag dich“, entgegnete Alec leise.
Deutlich erkannte sie die Frage, die in seinen Augen stand. „Nein. Und damit basta!“
Er lächelte und unterdrückte seinen Wunsch, Clemmie in die Arme zu ziehen und sie zu küssen. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt. „Weshalb versuchen wir dann nicht, gute Freunde zu sein?“
„Denkst du, dass wir das schaffen?“
„Ich glaube, dass wir absolut alles schaffen können“, erklärte er entschieden. „Es sei denn, du befürchtest, dass ich meine Finger nicht von deinem verführerischen Körper lassen kann.“
„So eingebildet bin ich nicht“, erwiderte sie kühl.
Das solltest du aber sein, dachte er voller Verlangen. Allerdings sprach er es lieber nicht laut aus. „Also, Freunde?“
„Nur Freunde?“
„Für den Moment, ja“, stimmte er ihr zu. Unnötigerweise nahm er seine Tasse und trank den allerletzten Tropfen daraus. So konnte er vor ihr verbergen, mit welcher Leidenschaft er sie musterte – denn davon sollte sie auf keinen Fall etwas bemerken. „Wie wäre es mit einem gemeinsamen Mittagessen für den Anfang? Morgen ist Sonntag.“
„Meinst du, Stella wäre das recht?“
„Da bin ich mir absolut sicher.“
„Soll ich …?“ Zögernd hielt sie inne, denn sie wollte nicht wie ein Hausmütterchen wirken.
„Ja?“, fragte er und betrachtete sie. Es gefiel ihm, wie sie die Lippen schürzte. Das tat sie jedes Mal, wenn sie unsicher war.
„Etwas kochen? Zum Mittagessen, meine ich.“
Unwillkürlich stellte Alec sich eine warme Küche mit vielen köstlichen Gerüchen vor. Und er malte sich aus, wie Clemmie sich völlig entspannt darin bewegte. „O ja, bitte“, antwortete er leise.
6. KAPITEL
Die Verabredung zum Mittagessen am nächsten Tag war ein voller Erfolg: Sämtliche Teller wurden geleert – auch nach der zweiten Portion Apfelstrudel mit Vanillesoße. Wie eine Glucke strahlte Clemmie die Kinder an und sah anschließend zu Alec hinüber, der sie eindringlich beobachtete. Verlegen wandte sie sich ab und räumte das Geschirr so hastig fort, als ginge es um ihr Leben.
Alec schien nachzudenken. „Machen wir einen Verdauungsspaziergang?“, schlug er vor, nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte.
„Oh, Dad – bitte nicht!“, rief Stella.
Justine verzog das Gesicht. „Muss das sein, Mom?“
Clemmie wagte einen weiteren Blick zu Alec. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nur allzu gern an seiner Seite nach draußen gehen und den Wind auf ihrem Gesicht spüren würde. Außerdem könnte sie mit ihm reden, ohne dass die Mädchen zuhörten. Die eigenen vier Wände konnten manchmal ziemlich einengend wirken. „O ja, das muss sein.“
Kurze Zeit später schlenderten sie durch den Wald hinter seinem Haus. Inzwischen waren die meisten Blätter herabgefallen, und der Wind hatte das Laub zu großen Haufen am Fuß der Bäume aufgeschichtet.
Alec erzählte Clemmie von einer Schule, die er als Architekt entworfen hatte und die gerade in der nahen Domstadt Salisbury gebaut worden war. „Der beste Job meines Lebens“, fügte er seufzend hinzu.
Blätter raschelten unter ihren Stiefeln, als sie darauftrat. Clemmie fiel auf, dass Alecs Gesicht geradezu strahlte, wenn er von seiner Arbeit sprach. „Es klingt, als würde deine Arbeit dich sehr glücklich machen.“
Er lächelte versonnen. „Das tut sie auch. Jeden Tag kommt es mir vor, als wenn ein Traum wahr wird. Man beginnt mit einer Idee und hält sie auf Papier fest. Das Ergebnis ist dann ein schönes Gebäude, das gleichzeitig zweckmäßig ist und einen praktischen Nutzen erfüllt. Das ist eine unendlich wichtige Aufgabe, denn sie erleichtert den Menschen ihren Alltag.“ Eindringlich schaute er sie an. „Und was ist mit dir, Clemmie?“, fragte er leise. „Wie gefällt es dir in Mrs. Humphries’ Laden?“
Clemmie zuckte mit den Schultern. „Es ist ganz in Ordnung. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, es wäre der Job meines Lebens. Die Arbeit ist gewiss keine Herausforderung, aber sie ist auch nicht stressig. Meine Kinder stehen bei mir
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