JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
schlechter Zeitpunkt“, schickte sie voraus und biss sich auf die Lippen. „Aber ich brauche ein paar Tage frei.“
„Haben Sie Probleme zu Hause?“, fragte er besorgt.
„So in der Art.“ Sie seufzte. „Ich bin den anderen zuzeit keine Hilfe. Ich kann mich schlecht konzentrieren, und ich möchte keinen Fehler riskieren, verstehen Sie?“
Richard runzelte die Stirn. „Jodie, so kenne ich Sie gar nicht. Kann ich irgendetwas für Sie tun?“
Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wusste, dass Richard es gut meinte. Doch ihr konnte niemand helfen.
„Ich – ich muss einfach wieder einen klaren Kopf bekommen. Zwei Tage?“
„Nehmen Sie für den Rest der Woche frei“, bot Richard an. „Fahren Sie zu Ihren Eltern. Sie sehen aus, als würde es Ihnen guttun, ein bisschen verwöhnt zu werden.“
„Ich habe ein schlechtes Gewissen“, zögerte sie. „Weil …“, sie vermied es, ‚Sam‘ zu sagen, „… Dr. Taylor auch gerade nicht hier ist.“
„Wir werden einfach die anderen antreiben und Duncan und Stuart mehr arbeiten lassen“, erklärte er mit einem Augenzwinkern. Jodie wusste, dass Richard selbst die Mehrarbeit übernehmen würde. Er gehörte nicht zu den Chefs, die ihre Mitarbeiter ausnutzten. „Und außerdem hat Lyn angeboten, ein paar Stunden zusätzlich zu arbeiten, wenn wir Hilfe brauchen. Vielleicht kann sie für Sie einspringen. Wir werden schon eine Lösung finden.“
„Danke, Richard.“ Jodie lächelte ihn herzlich an. „Es tut mir wirklich leid …“
„Schon gut. Jeder hat mal eine schlechte Phase. Und wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden.“
„Danke.“ Der Kloß in ihrem Hals war so groß, dass sie nicht mehr sagen konnte.
Zwei Tage später hatte Sam die Hoffnung aufgegeben, dass Jodie sich melden würde. Am ersten Tag hatte er noch versucht, sich mit unzähligen Erklärungen zu beruhigen – vielleicht hatte Julianne Jodie noch nicht getroffen, oder sie hatte so viel zu tun, dass sie es einfach noch nicht geschafft hatte, ihn zurückzurufen.
Doch nach zwei Tagen musste er sich den Tatsachen stellen: Jodie würde nicht anrufen.
Schließlich erkundigte er sich bei Julianne. „Tut mir leid, Sam, ich habe Jodie nicht gesehen“, erklärte seine Sekretärin knapp. „Vermutlich hat sie ein paar Tage frei.“
Seit wann?
Sam schloss die Augen. Sie hatte ihm nichts davon erzählt, dass sie keinen Dienst hatte. „Danke, Julianne.“ Er legte auf und starrte auf den Hörer. Jodie konnte auf keinem Ärztekongress sein und auf keiner Fortbildung. Diese Anträge hätte er unterschreiben müssen. Sie hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass sie längere Zeit nicht im Krankenhaus sein würde, als er sie vor drei Tagen nach ihrer Schicht gefragt hatte.
War ihr gemeinsamer Morgen tatsächlich erst drei Tage her? Es schien ihm unendlich lang, dass er aufgewacht war und sie betrachtet hatte, während sie friedlich in seinen Armen schlief.
Wenn er sie doch nur erreicht hätte! Wie gern hätte er ihr erklärt, warum er so plötzlich hatte aufbrechen müssen. Natürlich dachte sie nun, er habe sie ohne ein Wort verlassen. Wie sollte er dieses Missverständnis klären? Niemals würde sie ihm jetzt noch eine Chance geben.
13. KAPITEL
„Erzähl ihr genau das, was du mir erzählt hast, als du dach
test, ich schliefe“, riet Mary.
„Mum, das ist nicht so einfach.“
„Sam, ich bin alt und schwach, aber mein Verstand arbeitet noch einwandfrei. Ich habe nicht vergessen, wie es ist, jung und verliebt zu sein.“
„Du bist nicht wirklich alt“, schmeichelte er ihr.
„Alt genug. Und wenn es mir damals nicht so unangenehm gewesen wäre, wegen dieser … Geschichte mit dir zum Arzt zu gehen, müsstest du jetzt nicht darunter leiden.“ Ihr freundliches Gesicht war voller Sorgenfalten. „Das werde ich mir nie verzeihen“, fügte sie leise hinzu.
Sam ergriff ihre Hände. „Lass es gut sein, Mum. Es waren andere Zeiten, und wer weiß, ob ein Arzt mir damals überhaupt hätte helfen können.“
„Sprich mit ihr, Sam. Ich habe nie jemandem meine Gefühle offenbart, mach du nicht den gleichen Fehler.“
Aber ich bin dir so ähnlich, dachte er. Dr. Frost. Immer auf der Hut, damit niemand ihn verletzen kann.
„Sag ihr, dass du sie liebst und dass du alles tun wirst, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Folge deinem Herzen!“
Ob das der richtige Weg ist?, dachte Sam voller Zweifel.
Jodie verbrachte fast eine Woche in
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