JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
du Erbarmen mit mir haben? Willst du meine Frau werden?“
Sie starrte ihn an. Hatte sie richtig verstanden?
Als sie noch immer zögerte, stand er schließlich seufzend auf.
„Entschuldige. Ich habe verstanden. Komm, ich bringe dich heim.“
„Warte!“ Jodie sprang auf. „Hast du mich gefragt … ob ich dich heiraten will?“
„Genau.“ Seine Stimme klang hölzern.
„Egal, ob wir Kinder haben werden oder nicht?“, vergewisserte sie sich.
Er nickte. „Ich will mit dir leben, Jodie. Und wenn du dir ein Baby wünschst, werden wir alles versuchen, um diesen Wunsch zu erfüllen. Ein Leben ohne dich ist für mich nicht lebenswert. Ich würde nur automatisch ein- und ausatmen, in einem tristen, grauen Dasein. Jeden Morgen möchte ich neben dir aufwachen, Jodie, und ich will, dass dein Gesicht das letzte ist, was ich jeden Abend sehe. Ich liebe dich. Mehr als alles auf der Welt.“
Er meinte es ernst. Er fühlte das Gleiche wie sie.
„Du liebst mich? Du willst mit mir leben?“ Sie konnte es kaum glauben.
Sam nickte. „Ich liebe dich. Und ich werde dich liebend gern heiraten – wenn du endlich Ja sagen würdest.“
Sie lachte, doch im nächsten Moment wurde sie wieder ernst. „Sam, du hast all das schon einmal durchgemacht, mit Angela. Wirst du es ertragen, diese Tortur noch einmal durchzustehen, wenn wir ein Kind möchten? All die Hoffnungen und Enttäuschungen? Ich meine, wenn es alte Wunden aufreißt, werden wir diesen Weg nicht gehen. Es wäre nicht fair.“
Sanft nahm er ihr Gesicht in seine Hände. „Du bist nicht Angela, das hast du immer betont.“
„Ich liebe dich zu sehr, um dir all das noch einmal zuzumuten.“
Sam biss sich auf die Lippen. „So viele Beziehungen zerbrechen daran, dass die Menschen sich diesen gemeinsamen Wunsch nicht erfüllen können.“
„Bei uns wird es nicht so sein.“
„Nein, vielleicht nicht. Aber du weißt nicht, was alles auf dich zukommen wird. All die intimen Fragen. Irgendwann verlierst du deine Würde bei all den Untersuchungen und künstlichen Befruchtungen. Und vielleicht ist alles umsonst.“
Sie drückte seine Hand. „Es muss schlimm gewesen sein, schließlich das Resultat schwarz auf weiß zu sehen.“
„Ich habe es nie wirklich gesehen“, gab er zu.
Jodie runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
„Angela hat damals den Brief geöffnet, in dem das Ergebnis stand. Sie hat ihn sofort in tausend Fetzen gerissen vor lauter Wut und Enttäuschung. Ich wollte die ganze Sache nicht noch schlimmer machen, indem ich noch einmal im Labor anrief.“
„Also kennst du das Resultat gar nicht?“
„Angela ist zwar keine Ärztin, aber sie hat den Brief nicht missverstanden, falls du das denkst.“
Jodie hob die Augenbrauen. „Hat sie denn inzwischen Kinder?“
Sam zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Wir haben keinen Kontakt mehr seit der Scheidung.“
Ein kleiner Funke Hoffnung schlich sich in ihr Herz. „Bist du wirklich sicher, dass sie dir die Wahrheit gesagt hat?“
Sam sah sie entgeistert an. „Warum sollte sie mich in einer solchen Sache anlügen?“
„Du hast erzählt, sie habe dich für ihren Chef verlassen. Vielleicht war der Brief nur vorgeschoben“, vermutete Jodie.
Er schüttelte den Kopf. „Es lief nicht gut zwischen uns, doch etwas so Grausames traue ich ihr nicht zu. Und wenn ich nicht zeugungsunfähig wäre, hätten wir doch … Oh!“ Plötzlich dämmerte es ihm. „Du meinst, es lag an ihr?“
„Vielleicht lagen die Probleme auf beiden Seiten, und deshalb konnte es nicht klappen.“ Jodie biss sich auf die Lippen. „Es muss nicht an dir gelegen haben. Oder nicht nur an dir.“ Wenn sie recht hatte mit ihrer Vermutung, stiegen ihre Chancen auf ein eigenes Baby. Sie nahm allen Mut zusammen. „Sam, würdest du es nachprüfen? Könntest du das Labor bitten, dir eine Kopie des Briefes von damals zu schicken?“
Er seufzte. „Es wird nichts ändern, aber gut, dir zuliebe.“ Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Vielleicht stellt sich heraus, dass ich wirklich vollkommen zeugungsunfähig bin. Und schlimmstenfalls können wir noch nicht einmal ein Baby adoptieren, weil ich dafür zu alt bin. Du weißt, dass es sehr strenge Kriterien für eine Adoption gibt.“
„Aber du bis doch erst fünfunddreißig.“
„Das stimmt, aber die Altersgrenze liegt recht niedrig. Ich will dir nur nicht zu viele Hoffnungen machen“, betonte er eindringlich.
Mit großen Augen sah Jodie ihn an. „Wenn wir wirklich kein Kind
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