JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
geliebt!
7. KAPITEL
Ironischerweise konnte Harris Winton seine Bestürzung nicht verbergen, als Amber früh am nächsten Morgen zu ihm kam und ihm ihre fristlose Kündigung mitteilte.
„Ich bin keine Pressespionin, Mr. Winton. Und ich gehe auch nicht, weil ich einen verleumderischen Artikel geschrieben habe“, erklärte sie beinahe spöttisch. Es war ihr egal, welchen Eindruck sie bei diesem Mann hinterließ. Deshalb fuhr sie fort: „Rocco übertreibt manchmal ein bisschen. Ich gehe, weil mir die Arbeit hier nicht mehr gefällt.“
Nach der Aufregung gestern Abend wurde Amber von einer seltsamen Ruhe erfasst, während sie zum Haus ihrer Schwester fuhr. Die Tätigkeit bei den Wintons war ziemlich unangenehm gewesen. Außerdem hasste sie es, derart von Opals und Nevilles Großzügigkeit abhängig zu sein und ihren Sohn so selten zu sehen. Freddy wuchs rasch und würde bald kein Baby mehr sein. Es war an der Zeit, umzudenken und ihren Stolz und ihre persönlichen Gefühle zurückzustellen. Der Mann, der geschworen hatte, sich nicht vor seiner Verantwortung zu drücken, würde sehr bald erkennen, dass er genau das die letzten achtzehn Monate getan hatte. Was er dabei empfand, war ihr in diesem Augenblick ziemlich egal.
Opal saß auf einem Sofa in ihrem eleganten Wohnzimmer und sah mit ihrem hübschen Gesicht und dem wallenden hellblonden Haar aus wie eine Prinzessin. Sie lächelte zufrieden, als Amber ihr von der Kündigung erzählte. „Du kannst sofort wieder hier einziehen. Es war sehr angenehm für mich, dich als Ersatz-Babysitterin für die Kinder zu haben. Und dir kam es doch auch sehr gelegen. Du konntest Freddy dadurch viel öfter sehen.“
„Danke. Aber ich habe beschlossen, nach London zurückzukehren“, erklärte Amber und holte tief Luft, während Opal fragend die Brauen hochzog. „Ich werde Rocco von Freddy erzählen.“
Opal richtete sich abrupt auf. „Bist du von Sinnen?“
Amber hätte ihrer Schwester gern verschwiegen, dass Rocco das letzte Wochenende auf dem Landsitz der Wintons verbracht hatte. Doch leider war das unter diesen Umständen nicht möglich. Nachdem sie zögernd gestanden hatte, mit Rocco „geredet“ und gewisse Mauern teilweise eingerissen zu haben – allerdings, ohne zu verraten, um welche Mauern es sich handelte –, saß ihre Schwester mit spöttischer Miene da, als könnte sie nicht glauben, was sie gehört hatte. „Rocco Volpe braucht also nur mit dem Finger zu schnippen, und schon wirfst du alles hin und rennst zu ihm …“, fuhr sie Amber angewidert an.
„So ist das nicht.“
„Nein? Du hast ihm nicht von Freddy erzählt, und wir wissen beide, weshalb du geschwiegen hast. Der Kerl wird dich einfach auslachen, wenn du versuchst, ihm ein Kind anzuhängen“, prophezeite Opal.
Amber wurde blass.
„Du wirst dich für nichts und wieder nichts demütigen. Er wird dich kurzerhand stehen lassen und verschwinden. Falls du noch ein einziges Wort von ihm hörst, dann garantiert über seinen Anwalt“, fuhr Opal ungerührt fort.
„Mag sein. Trotzdem werde ich tun, was ich schon vor einem Jahr hätte tun sollen“, erklärte Amber bestimmt. „Nicht um meinetwillen, sondern wegen Freddy. Ich möchte meinem Sohn erzählen können, wer sein Vater ist. Und ich werde nicht zulassen, dass mich irgendjemand auslacht – oder ihn.“
„Erwartest du etwa, dass Rocco seinen Sohn in die Arme schließt und sich in den Vater des Jahres verwandelt?“, fragte Opal. Der Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Amber sah ihre Schwester gekränkt an. „Ich habe überhaupt keine Erwartungen. Ich weiß nicht, wie Rocco reagieren wird. Allerdings habe ich geglaubt, dass du meine Entscheidung verstehen würdest.“
„Nein. Du begehst einen weiteren großen Fehler.“
Amber nahm ihren ganzen Mut zusammen, um ihrer Schwester zu widersprechen. „Das glaube ich nicht.“
„Weshalb erzählst du Amber nicht, woher dein Misstrauen stammt?“ Neville stand plötzlich in der Tür und sah seine geliebte Frau mit seinen blauen Augen vorwurfsvoll an.
„Halt dich da raus, Neville.“
„Tut mir leid, das kann ich nicht“, antwortete er leise. „Du hast zu viele Vorurteile, Opal. Der Mann, der dich sitzen gelassen hat, war verheiratet!“
Amber rührte sich bei dieser Enthüllung nicht, sondern sah ihre Schwester verblüfft an. „Der Mann, von dem du mir erzählt hast … Dieser Kerl, der angeblich furchtbare Bindungsängste hatte, war mit einer anderen Frau verheiratet?“
Opals
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