JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
erzählst mir, dass du für meine Kündigung gesorgt hast und dass ich höchstwahrscheinlich aus diesem Haus geworfen werde. Und du glaubst allen Ernstes, dass das keine große Angelegenheit ist?“
Rocco zog gebieterisch eine dunkle Braue in die Höhe. „Das klingt ja, als würdest du die Schubkarre und das Leben in diesem Dreckloch wirklich lieben“, spottete er.
„Darauf werde ich dir keine Antwort geben“, erklärte sie und war entsetzt über seine Gleichgültigkeit gegenüber der Notlage, in die er sie gebracht hatte.
Rocco schlenderte zu ihrem Bett, hockte sich neben sie und betrachtete nachdenklich ihr wütendes Gesicht. Das weiße Hemd war geöffnet und entblößte seine gebräunte muskulöse Brust. Er legte seine großen Hände auf ihre und ignorierte hartnäckig ihren Versuch, sich aus seinem Griff zu befreien. „Es versteht sich von selbst, dass ich von nun an für alle deine Ausgaben aufkommen werde. Du brauchst dir also wirklich keine Sorgen zu machen.“
Amber sah ihn verblüfft an.
Rocco ließ sie los und strich ihr mit seinen Fingern das Haar aus der Stirn. Es war eine beruhigende, gleichzeitig aber auch sehr souveräne Geste. „Es ist das einzig Vernünftige. Und das weißt du.“
Amber wurde blass und presste die Lippen zusammen. Doch sie konnte nicht vermeiden, dass sie zitterte. „Bisher hast du in unserer Beziehung nie Geld ins Spiel gebracht.“
Sein Gesichtsausdruck wurde hart. „Das war eine andere Beziehung.“
„Eine andere?“, wiederholte Amber, und ihre Stimme erstarb. Plötzlich bekam sie furchtbare Angst, dass sie total missverstanden haben könnte, weshalb Rocco zu ihr zurückgekehrt war.
Rocco richtete sich abrupt auf. Die Stille zwischen ihnen zog sich merklich ins Unendliche.
„Sag mir, was du unter diesem ‚anderen‘ verstehst“, flüsterte Amber.
„Das ist ziemlich schwer zu erklären.“
„Ich glaube, ich weiß sowieso Bescheid“, murmelte sie tief verletzt. Doch sie sprach ihre Gedanken nicht laut aus. Sie hatte Sex mit Rocco gehabt, und er war zurückgekehrt, um noch mehr Sex mit ihr zu haben. Nicht viel anders würde es in absehbarer Zukunft weitergehen. Das Verlangen hatte sie im Wald überwältigt. Deshalb glaubte Rocco, dass er sie zu jedem Preis bekommen könnte.
„Wir können nicht so tun, als hätte es die Vergangenheit nicht gegeben. Natürlich hat sich alles verändert. Aber es ist doch nichts falsch daran, dass ich für dich sorgen möchte.“
„Für mich sorgen … Und mit was für einer Perspektive?“, fragte Amber mit bebender Stimme.
Rocco entschied in diesem Moment, ihr den Rücken zuzukehren und seine Krawatte im Spiegel des Toilettentisches zurechtzurücken. „Was auch immer geschieht, ich werde für dich da sein. Denn ich drücke mich nicht vor meiner Verantwortung. Du machst somit viel zu großen Lärm um nichts.“
Amber war so erschüttert, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie dachte an Freddy, für den Rocco tatsächlich gewissermaßen verantwortlich war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er scharf darauf war, auf eine Geliebte zurückzugreifen, die bereits ein Kind von ihm hatte.
„Ich werde niemals deine Geliebte sein und mich von dir aushalten lassen – oder wie du es nennen willst“, erklärte sie entschlossen. „Ich dachte, du würdest etwas für mich empfinden.“
„ Santo cielo … Natürlich empfinde ich etwas für dich. Hör auf, ein Drama aus der Sache zu machen.“ Rocco fuhr verärgert herum und sah sie mit finsterer Miene an. „Denk doch mal praktisch. Im Moment bist du arm wie eine Kirchenmaus.“
Noch mehr Farbe wich aus Ambers Gesicht, und sie blickte auf ihre zusammengepressten Hände.
„Wäre ich arm wie eine Kirchenmaus und stünde kurz davor, meine Arbeit und meine Wohnung zu verlieren, würdest du mir ebenfalls anbieten, für mich zu sorgen“, fuhr Rocco fort, und versuchte mit dieser fadenscheinigen Begründung das Unannehmbare mit einer annehmbaren Umschreibung auszudrücken.
„Du würdest eher verhungern, als mein Angebot anzunehmen“, erwiderte Amber wütend. „Außerdem hast du dir selber ein Bein gestellt, indem du Harris Winton angerufen und meine berufliche Sicherheit vernichtet hast. Du kannst dich also kaum einfach davonmachen, ohne mich auf dem Gewissen zu haben.“
„So, könnte ich das nicht?“ Rocco warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Ich könnte dir einfach einen Scheck als Ausgleich in die Hand drücken. Kommst du jetzt mit nach
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