JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
London oder nicht?“
Amber schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Nein.“
Rocco zog seinen goldenen Federhalter aus dem Jackett.
„Ich lasse dir meine Telefonnummer da.“
„Nein.“
„Ich werde nicht mit dir darüber diskutieren.“
Du weigerst dich ja sogar, mit mir über diesen Zeitungsartikel vom letzten Jahr zu reden“, fuhr Amber ihn an.
„Weil ich dir sonst den Hals umdrehen würde!“ Rocco betrachtete ihr erschrockenes Gesicht und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich mag es nicht, öffentlich als Sexprotz dargestellt zu werden.“
„Das habe ich doch nie gesagt … Ich habe nicht die winzigste Andeutung gemacht, dass ich mit dir schlafe“, stieß sie heftig hervor.
„Und wie kam diese Nachricht dann in die Zeitung?“, grollte Rocco, unbeeindruckt von der Beteuerung ihrer Unschuld.
„Vielleicht war es eine willkürliche Vermutung?“, gab Amber leise zu bedenken.
„Einen Tag, nachdem dieser Schmutz gedruckt worden war, betrat ich mit einem Kunden ein Restaurant im Stadtteil Mairfair. Einige Händler, die am Nebentisch saßen, standen auf und begannen, langsam zu klatschen.“ Unterdrückte Wut lag in seinen Augen, ausgelöst durch die Erinnerung an den peinlichen Vorfall, und Amber zuckte innerlich zusammen.
„Darüber hätte ich durchaus hinwegkommen können. Es war dieses Gefühl, hereingelegt worden zu sein, das ich nicht ertragen konnte“, fuhr Rocco heftig fort. „Ich vertraute dir. Wenn man aufrichtig etwas für jemanden empfindet, ist man so anständig und redet nicht hinter seinem Rücken über ihn.“
„Wenn du immer noch glaubst, dass ich jemandem intime Details unserer Beziehung erzählt habe, dann verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen!“, erklärte Amber hitzig.
„Wenn du die Wahrheit nicht erträgst, hättest du gar nicht erst mit dem Thema anfangen sollen, Pussycat“, antwortete er verächtlich. „Glaub ja nicht, dass großartiger Sex mit dir automatisch vergessen lässt, was du mir letztes Jahr angetan hast.“
Amber stand mit weichen Knien auf und lachte unsicher. „Dabei vergebe ich dir so viel mehr als du mir.“
„Was hast du mir denn zu vergeben?“
Im selben Moment erstarb jedes Gefühl in Amber – als hätte Rocco es ausgelöscht. „Du hast mich nicht genug geliebt, das wird mir jetzt klar. Seltsam, dass ich es die ganze Zeit nicht sehen wollte. Ein Mann, der mich wirklich liebte, hätte mir Gelegenheit gegeben, mich zu verteidigen.“
Sein schönes Gesicht wurde hart. „Amber …“
Sie wandte sich ab. „Bitte geh.“
„Ich habe jetzt keine Zeit für so etwas“, erklärte Rocco in einem Ton, der ihr bewies, dass er sie nicht ernst nahm.
„Dann geh endlich!“
„Das ist nicht dein Ernst.“
Amber holte tief Luft und wunderte sich, dass sie nicht explodierte und in tausend Stücken an die Decke über ihm flog.
Rocco erreichte die Tür und breitete selbstsicher beide Hände aus. „Du wirst mich innerhalb von vierundzwanzig Stunden anrufen.“
Amber biss die Zähne zusammen.
„Du brauchst mich.“
„Nein, ich hätte dich vor achtzehn Monaten gebraucht“, antwortete sie heftig. „Jetzt brauche ich dich nicht mehr. Ich bin schon einmal ohne dich zurechtgekommen, und ich werde es wieder schaffen. Ich warne dich, Rocco. Sollte ich die nächsten Tage doch Kontakt mit dir aufnehmen, wird es garantiert nicht um uns gehen.“
Plötzlich lächelte Rocco belustigt. „Wir sehen uns in London, Pussycat.“
Falls ich dich wirklich aufsuche, werde ich nicht allein sein, nahm Amber sich schweigend vor. Sie hörte, wie die Haustür unten zuschlug, und legte die Arme um sich. Rocco hatte nicht zugehört. Er hörte einfach nicht zu, wenn er etwas nicht hören wollte. Es lag nicht an seiner gewaltigen Ichbezogenheit. Nein, der Mann besaß etwas, das weitaus schwerer anzukratzen war: ein unerschütterliches, grenzenloses Selbstvertrauen. Außerdem hatte er einst die unheimliche Gabe besessen, jeden ihrer Schritte vorauszuahnen. Aber diesmal würde er sich irren, denn es kam etwas hinzu, von dem er nicht wusste.
Ich würde dir niemals absichtlich wehtun. Tränen brannten in Ambers Augen. Sie fühlte sich noch einsamer als damals, als sie endgültig einsehen musste, dass der Mann, von dem sie schwanger war, nicht einmal einen Anruf von ihr entgegennehmen wollte. Weshalb, ja, weshalb war sie solch ein Dummkopf gewesen und hatte geglaubt, dass sie die Uhr zurückdrehen könnten? Dabei hatte Rocco sie nie wirklich
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