JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
wäre, wenn diese starken Farmerhände über ihre nackte Haut strichen.
Verwirrt und seltsam unbefriedigt war sie in ihr einsames Bett gegangen. Plötzlich hatte sie nicht mehr gewusst, wie Bram wirklich war oder was sie eigentlich wollte. Vorher war die Antwort immer völlig klar gewesen: Sie wollte Nick zurück. Aber jetzt … sie wusste es nicht mehr.
Ob das vielleicht nur daran lag, dass sie müde war? Oder an dem Kuss, den Bram ihr bei ihren Eltern gegeben hatte? Ob Bram im kalten Licht des Tages wieder zu dem harmlosen alten Freund würde? Oder bliebe er der unheimliche und doch so vertraute Fremde? Hatte sie sich verändert oder er?
Inzwischen misstraute sie sich schon selbst. Sie hatte Nick so verzweifelt geliebt. Suchte sie vielleicht nur jemanden, an den sie jetzt ihre Gefühle hängen konnte? Das würde bedeuten, dass sie Bram benutzte, und das wollte sie nicht. Bram war ein ganz besonderer Mensch, mit dessen Gefühlen man nicht spielte. Auch wenn Melissa ihn nicht absichtlich verletzen wollte, sie hatte es getan. Sophie würde nicht den gleichen Fehler machen.
Ich muss umsichtig vorgehen, entschied sie. Zum einen würde sie nicht Hals über Kopf etwas tun. Bram hatte gesagt, dass er warten werde, bis sie sich auch körperlich auf ihn einlassen könnte. Also müsste sie erst Nick aus ihrem Herzen verbannen. Genauso wie Bram sich erst von den Geistern der Vergangenheit befreien musste. Sie würde Brams Frau sein, und sie hatte genügend Zeit, erst einmal Ordnung in ihr Gefühlsleben zu bringen. Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief Sophie endlich ein.
„Hm, zumindest ist die Küche sauber“, sagte Sophies Mutter und sah sich kritisch um. „Was man von dir ja nicht behaupten kann, Sophie. Was hast du nur wieder gemacht?“
„Einen der Ställe ausgeräumt.“ Sophie zupfte eine Spinnwebe von ihrem Ärmel. „Bram kauft mir einen Brennofen zu Weihnachten.“ Sie strahlte. „Ich will wieder anfangen zu töpfern.“
Seit einer Woche war sie wieder auf Haw Gill, nachdem sie in London endgültig alle Zelte abgebrochen hatte, doch es schien ihr schon viel länger her zu sein. Zu ihrer Erleichterung hatte sie sich gut bei Bram eingelebt. Es war lange nicht so schwierig, wie sie befürchtet hatte. In kürzester Zeit hatten sie ihr freundschaftliches Verhältnis wieder aufgenommen. Und allmählich glaubte Sophie, dass ihre seltsam verwirrenden Gefühle in der ersten Nacht auf der Farm nur ein Zeichen ihrer Anspannung und Erschöpfung gewesen waren.
Sicher, ab und zu hatte sie trotzdem noch darüber nachgedacht, wie es wäre, mit Bram zu schlafen. Wenn sie ehrlich war, dachte sie ein bisschen zu oft daran, als ihr guttat – besonders dann, wenn sie allein im Gästezimmer lag und Bram nur ein paar Meter von ihr entfernt in seinem Zimmer war.
Ella hatte mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg gehalten. „Was soll’s, wenn er Melissa immer noch liebt?“, meinte sie, als Sophie ihr die Situation erklärt hatte. „Er wird sie bald vergessen, wenn er dich hat. Warum also solltet ihr nicht euren Spaß haben? Du lebst nur einmal, Sophie.“
Einerseits sehnte Sophie sich danach, den Rat ihrer Freundin zu befolgen, aber es war schwer, dieses Thema erneut anzusprechen. Denn Bram war wieder ganz der Alte, ihr bester Freund, so wie sie es sich in der Nacht gewünscht hatte, als sie einwilligte, ihn zu heiraten.
Verzweifelt hatte sie versucht, seine Küsse zu vergessen und sich wie früher zu verhalten. Und jetzt fand sie es seltsamerweise frustrierend, dass es Bram offenbar so leicht zu gelingen schien, sich von ihr fernzuhalten. Sie konnte wohl kaum etwas daran ändern, wenn er ihr so deutlich machte, dass er rundum zufrieden war mit der Situation.
Vielleicht fällt es Bram schwerer, mit seinen Gefühlen umzugehen, als er gedacht hat, überlegte Sophie. Was auch immer der Grund sein mochte, schien das Thema Sex auf Eis gelegt. Sophie hatte sich entschieden, Brams Beispiel zu folgen und zu schweigen.
Stattdessen hatte sie sich in die Farmarbeit gestürzt und half Bram, wann immer er sie brauchte. Außerdem kochte sie regelmäßig. Die restliche Zeit verbrachte sie damit, den Schuppen aufzuräumen, um Platz zu schaffen für den Brennofen, den Bram ihr versprochen hatte. Sophie schien es ein sehr großzügiges Geschenk zu sein, doch Bram hatte betont, dass mehr Geld für die Farm da sei, wenn sie mit ihren Arbeiten Erfolg hätte.
„Du weißt ja, dass deine Mutter mich immer gedrängt hat, etwas zu
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