JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
lebt ihr schon zusammen, und Weiß würde dir nicht gerade schmeicheln. Dafür bist du zu blass.“
„Aber dieses Kleid würde mir schmeicheln.“ Sophie musste es gar nicht erst anprobieren, um zu wissen, dass das Kleid wie für sie gemacht war.
Doch ihre Mutter wollte nichts davon wissen. „Was sollen die Leute denn denken, wenn du damit zum Altar gehst? Ein rotes Kleid ist einfach nicht angemessen für eine kirchliche Hochzeit.“
Sophie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das Kleid, ehe ihre Mutter sie entschieden mit sich zog. Eigentlich war es ja keine richtige Hochzeit. Sie und Bram gingen eine Vernunftehe ein. Da macht das Kleid auch keinen Unterschied mehr, dachte sie enttäuscht.
Doch sie ließ sich in das Brautmodengeschäft führen, stand artig da, während man Maß nahm und ihre Mutter sich mit den Verkäuferinnen besprach. Nach endlosen Diskussionen entschieden sie sich für ein sehr schlichtes Kleid in elfenbeinfarbener Seide mit langen Chiffonärmeln. Das Oberteil war eng geschnitten, während der Rock in raffinierten Falten bis zum Boden fiel. Selbst Sophie musste zugeben, dass es wunderschön war und ihr gut stand. Trotzdem würde sie sich in diesem Kleid nicht so wohl fühlen wie in jenem aus dem Schaufenster.
„Und, habt ihr alles erledigt?“, fragte Bram, als sie abends nach Hause kam. Er hatte schon mit dem Kochen angefangen und versucht, nicht daran zu denken, wie leer die Küche ohne Sophie war.
„Ich bin total geschafft.“ Sie ließ sich auf den Stuhl neben dem warmen Ofen fallen. „Meine Mutter hat mich heute so oft durch die ganze Stadt geschleift, dass ich mich wundere, überhaupt noch aufrecht stehen zu können. Trotzdem war es sehr gut. Ich werde wie die perfekte Braut aussehen, mit langem, weißem Kleid, passenden Schuhen und Diadem. Aber bei dem Schleier habe ich gestreikt. Ach, Bram. Ich habe das perfekte Kleid für mich gesehen.“
Sie erzählte ihm von dem flammend roten Kleid. „Du weißt, dass ich nicht unbedingt eine Vorliebe für feine Abendgarderoben habe“, schloss sie, „aber in diesem Outfit würde selbst ich mich wie eine Königin fühlen.“
„Klingt so, als ob du es haben solltest“, meinte Bram.
„Ich habe mich von meiner Mutter zu einem traditionellen Brautkleid überreden lassen“, sagte Sophie resigniert. „Ich hätte es mir sowieso nicht leisten können, und wahrscheinlich passt es auch nicht zu einer Hochzeit. Aber es war so schön.“
Sie stand auf und begann, den Tisch zu decken. Bram sagte nichts mehr dazu, doch als er am nächsten Morgen das Vieh gefüttert hatte, fragte er Sophie, ob sie irgendetwas vorhabe für diesen Tag.
„Eigentlich nicht“, meinte sie. „Vielleicht fahre ich zum Supermarkt, weil wir noch ein paar Sachen brauchen. Ansonsten wollte ich mit dem Schuppen weitermachen.“
„Beim Supermarkt können wir auf der Rückfahrt halten.“
„Auf der Rückfahrt?“
„Wir fahren nach York.“
„Aber da war ich doch gestern schon“, warf Sophie erstaunt ein. „Was willst du denn dort?“ „Wir werden ein Kleid für dich kaufen. Dein Kleid“, sagte Bram.
7. KAPITEL
„Nun komm schon“, sagte er, nachdem er einen Blick in das Schaufenster geworfen hatte. „Du wirst es jetzt anprobieren.“
„Aber wir wissen nicht einmal, was es kostet“, protestierte Sophie schwach. „Wahrscheinlich ist es furchtbar teuer.“
Doch Bram war schon im Geschäft verschwunden. Eine Verkäuferin suchte auf den Ständern nach dem Kleid in Sophies Größe. Sie hatte Sophie in ihren Jeans und der zu großen Jacke einen abfälligen Blick zugeworfen, während ihr Blick mit Interesse an Bram hängen geblieben war.
Als Sophie in der Umkleidekabine war, hörte sie, wie die Mitarbeiterin mit Bram plauderte und kokett lachte. Manche Frauen haben doch keinen Anstand, dachte sie, vor Wut kochend. Und Bram sollte sie nicht noch ermutigen. Schließlich war er verlobt. Er hatte kein Recht dazu, mit dieser Verkäuferin zu flirten und so zu tun, als sei er noch zu haben.
Eifersüchtig presste Sophie die Lippen zusammen, während sie ihre Jacke abstreifte und den Reißverschluss ihrer Jeans herunterzog. Als sie in das Kleid schlüpfte, war ihr Ärger sofort verflogen.
Die Berührung war wie eine Liebkosung auf ihrer nackten Haut und die Farbe wie ein Jubelschrei. Mit bloßen Füßen stand sie da, ohne einen Hauch von Make-up, und trotzdem fühlte Sophie sich in dem Kleid unglaublich anziehend und verführerisch.
Sie stieß die Tür der
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