JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Augen zu führen, wie sehr sie ihn geliebt hatte? Wollte sie wirklich in der Vergangenheit leben oder vorwärtsschauen?
Und dabei zusehen, wie Bram ein Leben führte, in dem für sie vielleicht kein Platz mehr war?
Nein, wenn sie etwas veränderte, dann gemeinsam mit ihm. Sie würde nicht zulassen, dass sie Bram an Vicky Manning oder irgendeine andere Frau verlor.
„Gut.“ Sie stellte ihr Glas ab. „Ich habe mich entschieden.“
„Und?“
„Ich werde dich heiraten.“
Für einen flüchtigen Moment erinnerte sich Sophie daran, dass sie die gleichen Worte zu Nick gesagt hatte, unter anderen Umständen allerdings. Nick hatte in einem Restaurant ein romantisches Dinner bestellt, mit Kerzen, leisen Geigenklängen, einer dunkelroten Rose … Damals war ihr sein Antrag romantisch erschienen. Im Rückblick aber dachte sie, dass diese perfekte Feier ein Zeichen mangelnder Fantasie von seiner Seite gewesen war.
Sophie war entsetzt, dass dieser Gedanke sich so heimtückisch bei ihr eingeschlichen hatte. Bis jetzt hatte sie nie ohne Tränen an Nicks Heiratsantrag denken können, und jetzt sah sie ihn plötzlich mit kritischem Blick. Was hatte sich verändert?
Natürlich hatte sie zugestimmt, ihn zu heiraten. Mit Nick war ein Traum für sie in Erfüllung gegangen. Sie hatte ihr Glück gar nicht fassen können. Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein.
Und das hatte sich schließlich auch bestätigt.
Während sie jetzt Bram ansah, spürte sie nicht die gleiche unfassbare Freude. Doch als sie die Worte ausgesprochen hatte, schien ihr ein Stein vom Herzen gefallen zu sein, von dessen Existenz sie nichts gewusst hatte. Sie war erleichtert, sich endlich entschieden zu haben. Es fühlte sich gut an und richtig.
„Lass uns heiraten“, sagte sie noch einmal und lächelte.
Bram sah sie liebevoll an. „Ja, lass uns heiraten.“ Er nahm ihre Hände. „Ich bin froh, Sophie.“
Verwirrt nahm sie wahr, dass sie die Berührung seiner warmen Finger genoss. „Obwohl du weißt, was für eine Schwiegermutter du bekommst?“
Er lachte. „Trotzdem.“
Hatte er schon immer so gestrahlt, wenn er lachte? Waren seine Augen dabei stets so blau gewesen? Sein Lachen verwirrte sie plötzlich. Es war seltsam fremd und erinnerte sie daran, wie es sich angefühlt hatte, ihn zu küssen.
Hastig wandte Sophie den Blick von seinem Gesicht ab. „Zumindest muss ich mir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie ich Mum beibringen soll, dass wir unsere Verlobung lösen, wenn sie schon alles organisiert hat.“ Hastig zog sie die Hände weg, bevor sie noch etwas Überstürztes tat.
Als sie ihr Glas nahm, stellte sie erschrocken fest, dass ihre Hand zitterte. „Ich werde ihr sagen, dass sie die Hochzeitsplanung übernehmen kann, wenn du damit einverstanden bist.“
„Ja, natürlich.“ Bram widerstand dem Bedürfnis, wieder ihre Hände zu halten, und erhob sich, um nachzusehen, ob er noch etwas zum Essen fand. „Das wird sie sowieso tun.“ Er öffnete wieder den Kühlschrank. „Also lassen wir ihr einfach ihren Willen.“
„Auch wenn es bedeutet, dass wir an Heiligabend heiraten?“
„Warum nicht? Mir würde es nichts ausmachen. Aber wenn es dir zu schnell geht, sag deiner Mutter, dass du im Frühling heiraten willst.“
„Nein.“ Sophie stellte ihr Glas ab. „Diesmal bin ich mir sicher. Lass uns an Weihnachten heiraten. Ich will nicht länger warten.“
Sophie lag im Gästezimmer im Bett und lauschte dem heulenden Wind, der über die Heide tobte. Wütend rüttelte er an den Fenstern, fegte um die Ecken, während der Regen heftig gegen die Scheiben schlug.
Eine Nacht, wie geschaffen, um sich an einen Liebhaber zu schmiegen und sich in seinen Armen sicher und geborgen zu fühlen. Sophie dachte an Bram, dessen Zimmer nur ein kleines Stück auf dem gleichen Flur lag. Sie überlegte, ob sie zu ihm gehen und in sein Bett schlüpfen sollte, um sich an seinen starken Körper zu schmiegen. Es wäre sehr tröstlich … oder nicht?
Sie dachte daran, wie er sie umarmt hatte, ehe sie die Treppe hinaufging. „Schlaf gut, Sophie“, hatte er gesagt. „Und mach dir keine Sorgen. Alles wird gut gehen, so wie es sein soll.“
Verwirrt und ruhelos drehte Sophie sich auf die Seite. Seine Umarmung hatte sie völlig verunsichert. Zum ersten Mal hatte sie nicht den Wunsch in ihr erweckt, sich beruhigt an ihn zu lehnen. Stattdessen hatte sie seine starken Arme gespürt, die Wärme seines muskulösen Körpers. Und sie hatte überlegt, wie es
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