JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Verlobten gesehen – genauso, wie sie es erwarteten.
Als sie an Brams Lippen dachte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Was für ein seltsames Gefühl das doch gewesen war! Unglaublich warm und angenehm und doch so unerwartet aufregend. Würde es sich genauso anfühlen, wenn sie ihn erneut küsste?
Plötzlich wurde sie sich seiner Gegenwart überdeutlich bewusst. Und wenn sie jetzt ihre Hand mit sanftem Druck auf seinen Oberschenkel legen und ihm einen Kuss gäbe, genau dort, wo sein Haar den schlanken und dennoch kräftigen Hals freigab? Wenn sie sich an ihn schmiegte und seine Stärke ihr Sicherheit gäbe – was wäre dann?
Sophie hatte diese Vorstellung so lebhaft vor Augen, dass sich etwas in ihr zusammenzog und sie unwillkürlich scharf die Luft einzog. Sofort spitzte Bess die Ohren, und Bram warf ihr einen fragenden Blick zu, ehe er den Landrover parkte.
„Ist irgendwas?“
„Nein, nichts.“ Sophie merkte selbst, dass ihre Stimme unsicher klang.
Doch Bram beließ es dabei, bis sie in der Küche waren. Er hatte Sophie ein Glas Wein eingeschenkt und suchte nun im Kühlschrank nach etwas Essbarem. „Du siehst ein bisschen verwirrt aus“, begann er vorsichtig. „Stimmt was nicht?“
„Nein, es ist alles in Ordnung.“ Warum konnte sie die Erinnerung an den Kuss nicht abschütteln und stattdessen nur mit Zuneigung an ihn denken, wie sie es getan hatte, als er sie vorhin zum Lachen brachte? Stattdessen bemerkte sie das Muskelspiel seines Körpers, als er sich zum Kühlschrank beugte, seine starken Hände, mit denen er eine Flasche Wein öffnete, und die selbstverständliche ruhige Art, mit der er sich bewegte. Es machte sie nervös und unruhig, als ob ihre Welt aus den Fugen geraten wäre.
Ihre Antwort war nicht glaubwürdig gewesen, das wusste sie. Hastig nahm sie einen Schluck Wein. „Ich habe wohl gerade daran gedacht, dass wir zu überzeugend gewesen sein könnten“, sagte sie. „Die Vorstellung bei meinen Eltern lief wunderbar glatt. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass sich die ganze Sache verselbstständigt hat und wir ungebremst in etwas hineinschlittern, das wir nicht wollten.“
Sie drehte das Glas hin und her. „Du weißt ja, wie Mum ist“, fuhr sie fort. „Wir können sie nicht ewig abwimmeln. Morgen wird sie mit den Vorbereitungen anfangen, ganz egal, ob ich sie darum bitte oder nicht. Dann wird es immer schwieriger, die ganze Sache abzusagen. Und wenn wir nicht aufpassen, können wir irgendwann überhaupt nicht mehr Nein sagen.“
6. KAPITEL
Bram stellte Käse auf den Tisch, ehe er gegenüber von Sophie Platz nahm und sie eindringlich ansah. „Dann lass uns die Hochzeit nicht absagen“, meinte er, „sondern lass sie uns planen.“
Beunruhigt wich Sophie dem Blick seiner blauen Augen aus, die ihr eigentlich so vertraut waren. „Wir haben doch schon letztes Wochenende darüber gesprochen.“
„Dann müssen wir es eben noch mal tun“, schlug Bram vor. „Lass uns die Vergangenheit vergessen und von vorn anfangen. Ich glaube, wir hätten ein schönes Leben zusammen. Wir könnten die Farm zusammen führen. Und du könntest dir in einem Schuppen eine Töpferwerkstatt einrichten. Zumindest wissen wir, dass wir gut miteinander auskommen können. Wir würden Freunde sein, genau wie jetzt auch.“
„Aber verheiratet zu sein bedeutet mehr als Freundschaft, oder nicht?“ Sophie wählte ihre Worte mit Bedacht. Eine Ehe hieß, alles miteinander zu teilen.
Auch das Bett.
Bisher hatte sie immer das Gefühl gehabt, mit Bram über alles reden zu können. Doch nun wurde ihr klar, dass sie nie über Sex gesprochen hatten. Es war einfach kein Thema zwischen ihnen gewesen. Aber warum sollten sie nicht darüber reden?
Weil er sie inzwischen geküsst hatte und sich alles plötzlich anders anfühlte.
Das ist doch lächerlich, redete Sophie sich ein. Bram war ihr alter Freund, und selbst wenn er es nicht gewesen wäre, so waren sie doch schließlich erwachsen. Himmel, sie war einunddreißig. Warum also war sie aufgeregt wie ein schüchterner Teenager? Nein, schüchterner sogar, als sie es als Jugendliche jemals gewesen war, korrigierte sie sich.
Sex war ein Thema wie jedes andere, und sie würden darüber sprechen müssen. Aber es wäre einfacher, wenn sie sich nicht geküsst hätten und wenn sie aufhören könnte, in ihm einen begehrenswerten Mann zu sehen. Schließlich war er noch immer ihr bester Freund Bram.
Sie räusperte sich. „Wie stellst du dir diese Ehe denn genau
Weitere Kostenlose Bücher