Julia Weihnachtsband Band 26
Bäume rings um den Parkplatz überzog, und hüllte sie in einen Glanz, der sie wie einen schimmernden Engel erscheinen ließ. Cullen schüttelte den Kopf, um den Dunstschleier vor seinen Augen loszuwerden, doch es war kein Dunstschleier. Wendy glitzerte tatsächlich in der vereisten Welt um sie herum.
„Wie wär’s also, wenn wir den problematischen Teil des Plans überspringen und gleich zu Fuß nach Hause gehen?“
Toll. Ein bisschen Bewegung ließ ihn vielleicht wieder normal auf sie reagieren. „Schön.“
„Prima. Sie dürfen Harry tragen.“
Er sah sie verblüfft an. „Harry tragen?“
„Es ist ein Weg von zehn Minuten. Und der Kleine wiegt nur vierzig Pfund. Oder sind reiche Männer vielleicht zu verweichlicht, um kleine Kinder tragen zu können?“
Cullen hob den Jungen auf seine Schultern. Was nicht hieß, dass er ihrem Spruch über verweichlichte reiche Männer in die Falle ging. Er mochte Harry. Wer mochte ihn nicht? Der Kleine hatte einen Verlust erlitten, der die meisten Erwachsenen umhauen würde, doch er trug es wie ein Mann. Ihm stand eine gewisse Sonderbehandlung zu.
„Sie tragen das Herz auf der Zunge.“
Sie verzog das Gesicht. „Nicht immer.“
Das wollte er nicht hören. Er wollte nicht wissen, dass sie sich in seiner Gegenwart untypisch verhielt. Es war wie eine Bestätigung, dass sie ihn anziehend fand. Wenn sie sich zueinander hingezogen fühlten und die Nacht gemeinsam verbrachten, konnten daraus Probleme entstehen. Doch dass sie frech zu ihm war, konnte natürlich auch bedeuten, dass ihr die gegenseitige Anziehung genauso wenig recht war wie ihm. Dann drohte keinerlei Gefahr.
In solche Gedanken versunken, rutschte Cullen auf dem Eis aus. Harry auf seinen Schultern geriet ins Schwanken, und er kreischte vor Vergnügen. „Das macht Spaß!“
Die Hände an Harrys Oberschenkeln, balancierte Cullen den Jungen aus. Er schüttelte den Kopf. „Ihr Kinder, ihr findet die seltsamsten Dinge spaßig.“
Harry kicherte. Cullens Stimmung hob sich unverhofft, doch er mahnte sich zur Besonnenheit. Mochte sein, dass er Harrys Leben ein bisschen fröhlicher gestalten wollte, aber er war nicht zum Vergnügen hier. Er musste in den nächsten paar Wochen mit Wendy Winston zusammenarbeiten. Er musste freundlich zu ihr sein, aber gleichzeitig auch Distanz halten. Er wollte nicht versehentlich in eine Beziehung schlittern, die bei seiner Abreise notgedrungen zu Ende sein musste.
Er schwieg während des restlichen Weges zu ihrem Haus. Da er jetzt im Gras ging, glitt er nur noch ein-, zweimal aus, was Harry wiederum zum Lachen brachte.
Plötzlich bog Wendy nach rechts auf einen vereisten Fußweg ab, und Cullen blieb abrupt stehen.
Ach. Du. Lieber. Gott, schoss es ihm durch den Kopf.
„Kommen Sie.“
Cullen schluckte seinen Widerspruch herunter und bewegte sich vorsichtig den Fußweg entlang und die fünf vereisten Stufen zu der breiten Veranda hinauf. Sie betraten eine eiskalte Eingangshalle mit einem schönen Holzfußboden, frischem Anstrich und einem modernen Tischchen, auf dem neben einer Ingwertopf-Lampe ein Stapel ungeöffneter Post lag.
Wendy zog ihren Mantel aus. „Wenn ich Feuer im Kamin gemacht und den Ofen angeheizt habe, wird es hier unten gemütlich warm.“ Auf dem Weg zur Küche rief sie über die Schulter hinweg: „Wenn Ihnen kalt ist, dann ziehen Sie den Mantel vorerst noch nicht aus.“
Er ließ Harry zu Boden. Der Junge zog sogleich seinen Mantel aus und warf ihn in den Garderobenschrank. Cullen verzog das Gesicht. Er würde wie ein Schwächling dastehen, wenn er im Mantel blieb. So legte er lieber ab und folgte Harry in die Küche.
Wendy strahlte Harry an. „Oh, du hast ganz allein deinen Mantel ausgezogen!“
Harry nickte. „Ich habe gesehen, wie du ihn in den Schrank gehängt hast, und jetzt weiß ich, wie es geht.“
Cullen verfolgte den Dialog, war jedoch zu sehr mit der Musterung der Küchenschränke beschäftigt, um sich zu äußern.
Wendy verzog das Gesicht. „Ich weiß, sie sind hässlich.“
„Mein Vater hat sie auch nie gemocht.“
Sie riss die schönen grünen Augen auf. „Das hier war Ihr Haus? Ihre Familie war die reiche Familie, die die Stadt verlassen und das Haus vernachlässigt hat?“
„Ja, das waren wir.“
„Und dieser Fußboden geht auf das Konto Ihrer Mutter?“
„In den Achtzigern war Linoleum der letzte Schrei.“
„Ja, aber jetzt habe ich es am Hals. Ich sollte mindestens einen von Ihnen erschießen.“
Cullen hatte sie
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