Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
schmecken …
„Sehen Sie nicht so schockiert drein, Jake. Das Konzept gibt es doch hier sicherlich auch, oder?“
„Konzept? Was? Oh …“ Er räusperte sich und wich ein wenig zurück. „Ja, natürlich. Scheidung ist in Amerika eine Art nationaler Breitensport.“
„Na, sehen Sie!“ Sie klatschte begeistert in die Hände, als hätte sie gerade in der Lotterie gewonnen. Bei dem kleinen Hüpfer wogten ihre Brüste auf und ab. Trug diese Frau denn keinen BH? „Umso besser. In Brasilien ist Scheidung zwar legal, wird aber nicht gern gesehen. Meist initiieren die Männer diesen Schritt, nicht die Frauen. Und selbst dann müssen Sie schon einer gewissen gesellschaftlichen Klasse angehören, sonst geht es einfach nicht.“
Jake verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hecken Sie da aus, Catarina?“
„Oh, das ist ganz simpel.“
Nichts, was mit Catarina zu tun hatte, war simpel.
„Sie suchen mir einen Ehemann. Einen achtbaren brasilianischen Mann. Das haben Sie doch gesagt, richtig?“
„Richtig.“ Das klang, als würde es sich mit links erledigen lassen. Aber wieso denn auch nicht? Bei ihrem Aussehen, ihrem Geld, ihrer Unschuld …
Die Unschuld. Die würde es allerdings schwieriger machen. Schließlich konnte er sie nicht mit irgendjemandem verheiraten. Sie sollte schon einen besonderen Mann bekommen, einen, der sich Zeit lassen würde, sie einzuführen in … in …
„So weit alles verstanden?“
Jake runzelte die Stirn. „Entschuldigung, was sagten Sie?“
„Ich sagte, ich heirate den Mann, den Sie aussuchen. Vorher wird er ein paar Bedingungen zustimmen müssen. Erstens“, sie zählte an den Fingern ab, „wird er ein Dokument unterzeichnen, mit dem er alle Ansprüche auf mein Erbe aufgibt.“
„Sie werden eine Menge Geld bekommen, Catarina. Ich glaube nicht, dass …“
„Wenn Sie einen passenden Mann finden, wird er mein Geld nicht brauchen.“
„Passend heißt dann wohl reich, oder?“
„Ekelerregend reich“, bestätigte sie fröhlich. „Denn ein Mann, der genug eigenes Geld hat, wird mich nicht nur meines Geldes wegen wollen. Das ist Ihnen doch auch klar … Oder wollten Sie mich einfach irgendjemandem überlassen?“
Natürlich hatte sie recht. Er nickte. „Was noch?“
„Er muss zustimmen, dass wir in den Vereinigten Staaten bleiben.“
„Catarina, ich weiß nicht, ob ein Brasilianer …“
„Und drittens wird er schon vor der Hochzeit vertraglich der späteren Scheidung zustimmen müssen. Nach einer gewissen Zeit, meine ich. Also, ich heirate, erhalte mein Erbe, ich lasse mich scheiden. Ist doch ganz einfach.“ Sie lächelte strahlend.
„Ja, einfach. Oder besser: einfältig. Warum sollte ein Mann einem solchen Plan zustimmen? Wollen Sie ihm einen Scheck als Belohnung unter die Nase halten? Wenn er selbst reich ist, braucht er Ihr Geld nicht.“
Das war es – der Dreh- und Angelpunkt ihres Plans. Es gefiel ihr nicht sonderlich, aber was blieb ihr anderes übrig? „Auch daran habe ich gedacht.“ Catarina holte tief Luft. Verzweifelte Zeiten verlangten nach verzweifelten Maßnahmen. „Sie müssen wissen, dass ich schon seit langem von meiner Freiheit träume.“
„Natürlich verstehe ich das, aber …“
„Nein!“ Sie legte Jake eine Hand auf den Arm. „Nein, Jake, das können Sie nicht verstehen. Meine Eltern starben, als ich noch sehr jung war. Mein Onkel – mein Vormund – steckte mich am Tage nach ihrer Beerdigung in dieses Kloster und ließ mich dort. Er holte mich nicht fürs Wochenende zu sich, auch nicht über die Ferien. Das Kloster war nicht nur ein Heim oder eine Schule für mich, es war meine ganze Welt.“
„Catarina, es muss schrecklich gewesen sein, trotzdem …“
„Es war gar nicht so schrecklich. Manche der Schwestern waren nett, ich habe auch Freundinnen gefunden. Aber sobald sie achtzehn wurden, gingen sie zu diesem großen Tor hinaus. Nur ich nicht. Ich musste bleiben, drei weitere, endlos lange Jahre.“ Ihre Finger krallten sich in sein Hemd. „Das Einzige, was mich davor bewahrte, verrückt zu werden, war der Traum, den ich hatte – wie es sein würde, wenn ich endlich auch durch das Tor gehen konnte.“
Jake wurde die Kehle eng. Seine Kindheit war durchwachsen gewesen. Oft hatte er die Gefahr gesucht und gefunden. Hatte sich oft eine blutige Nase eingehandelt, bevor er lernte, den ersten Schlag auszuteilen, um sich zu schützen. Aber er hatte eine Mutter gehabt, die ihn liebte, und ganz New York City als
Weitere Kostenlose Bücher