Julia
sich nur um eine sehr entfernte Verwandtschaft handelte, aber sie antwortete, ihr sei keine andere Wahl geblieben, weil sie von ihrer Mutter die Tolomei-Gene hatte, er jedoch den Tolomei-Namen, und beides zusammengehörte.
Wenn ihr mich fragt, war das alles sehr seltsam. Ihr beide seid in Siena auf die Namen Giulietta und Giannozza Tolomei getauft worden. Laut eurer Mutter handelt es sich bei diesen Namen um eine Familientradition.
Ich habe nach Kräften versucht, sie zum Heimkommen zu bewegen, und sei es nur auf Besuch. Wir hatten sogar schon die Flugtickets bestellt, aber dann hatte sie wegen ihrer Forschung so viel zu tun und sagte immer wieder, sie stehe kurz davor, den Schatz zu finden, und müsse wegen eines alten Rings jemanden aufsuchen. Eines Morgens erhielt ich dann einen Anruf von einem Polizeibeamten aus Siena, der mir mitteilte, es habe einen schrecklichen Unfall gegeben, und eure Mutter sei tot. Er erklärte mir, ihr wärt bei euren Laufpaten, dort aber höchstwahrscheinlich in großer Gefahr, und ich müsse unbedingt sofort kommen und euch mit zu mir nehmen. Als ich dort ankam, um euch abzuholen, fragte mich die Polizei, ob Diane jemals einen Mann namens Luciano Salimbeni erwähnt habe. Das machte mir große Angst. Sie wollten, dass ich bis zu einer Anhörung blieb, aber ich hatte solche Angst, dass ich gleich mit euch zum Flughafen gefahren bin und den nächsten Flieger genommen habe. Ich habe nicht mal gewartet, bis die Adoption genehmigt war. Eure Namen habe ich auch geändert. Giulietta nannte ich Julia und Giannozza Janice, und anstelle von Tolomei gab ich euch meinen Namen, Jacobs. Ich wollte verhindern, dass euch irgend so ein verrückter Italiener findet und womöglich adoptieren will. Deswegen habe ich sogar noch Umberto eingestellt, damit er euch beschützt und die Augen offen hält, falls dieser Luciano Salimbeni auftauchen sollte. Zum Glück haben wir nie wieder etwas von ihm gehört.
Ich weiß nicht, was Diane all die Jahre allein in Siena gemacht hat, bin aber mittlerweile davon überzeugt, dass sie tatsächlich auf etwas sehr Wertvolles gestoßen ist, das sie in Siena für euch zurückgelassen hat. Ich hoffe, falls ihr es jemals findet, werdet ihr es schwesterlich teilen. Diane gehörte auch ein Haus, und ich glaube, ihr Mann war vermögend. Falls ihr in Siena irgendetwas von Wert vorfindet, könnt ihr euch dann vielleicht auch um den lieben Umberto kümmern?
Es fällt mir sehr schwer, euch das zu sagen, aber ich bin nicht so reich, wie ihr glaubt. Ich habe all die Jahre von der Rente des armen Jim gelebt, aber wenn ich sterbe, wird nichts mehr für euch da sein - außer Schulden. Vielleicht hätte ich euch das sagen sollen, doch in solchen Sachen war ich noch nie gut. Ich wünschte, ich wüsste mehr über Dianes Schatz. Sie hat manchmal darüber gesprochen, aber ich habe ihr nie zugehört. Ich dachte, es wäre bloß wieder eine von ihren verrückten Geschichten. Allerdings gibt es in der Bank im Palazzo Tolomei einen Herren, der euch vielleicht weiterhelfen kann. Sein Name fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein. Er war der Finanzberater eurer Mutter, und ich glaube, er war damals noch ziemlich jung, so dass er vielleicht noch am Leben ist.
Solltet ihr euch tatsächlich zu einer Reise nach Italien entschließen, dann denkt daran, dass es in Siena Menschen gibt, die an die gleichen Geschichten glauben, an die auch eure Mutter geglaubt hat. Ich wünschte, ich hätte besser aufgepasst, als sie mir das alles erzählte. Nennt niemandem eure richtigen Namen, außer dem Mann in der Bank. Vielleicht kann er euch bei der Suche nach dem Haus helfen. Ich fände es sehr schön, wenn ihr zusammen reisen würdet. Das wäre bestimmt auch Dianes Wunsch gewesen. Wir hätten schon vor Jahren gemeinsam hinfliegen sollen, aber ich hatte immer Angst, euch könnte dort etwas zustoßen. Nun wisst ihr, dass ich euch nichts hinterlassen habe, wovon ihr leben könnt. Deswegen hoffe ich, dass ihr mit diesem Brief zumindest die Chance habt, zu finden, was eure Mutter euch hinterlassen hat. Heute Morgen hatte ich einen Termin mit Mr. Gallagher. Ich hätte wirklich nicht so lange leben sollen, denn nun wird euch nichts mehr bleiben, nicht einmal die Erinnerung, weil ich nie wollte, dass ihr sie kennt. Ich hatte immer Angst, ihr könntet wie Diane davonlaufen und euch in Schwierigkeiten bringen. Inzwischen aber weiß ich, dass ihr sowieso in Schwierigkeiten geraten werdet, egal, wo ihr hingeht. Ich weiß,
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