Julian und das Ende der Nacht
von der Macht des Buches. Abgesehen von seiner bösartigen Natur, hat das Buch auch die Macht, Verstorbenen wieder Leben einzuhauchen. Was sagst du, Sohn?“ Taminos Herz raste bei dem Gedanken, Emma wieder in seinen Armen halten zu dürfen. Er erhob sich entschlossen. „Ich werde Richard töten!“
62
Mitfühlend lächelte Diana Eric an, der neben ihr auf dem Bett Platz genommen hatte und nervös seine Hände aneinander rieb.
„Mach dir keine Sorgen“, versuchte Diana ihn zu beruhigen, „wenn Eve ihr Schicksal begreift, wird sie nicht mehr sterben wollen.“
„Das ist alles was ich will, dass Eve lebt“, erwiderte Eric mit rauer Stimme. Diana musterte Erics Gesicht.
„Du liebst sie“, flüsterte sie.
„Meine Gefühle sind unwichtig. Ich bin, was ich bin.“ Diana dachte an Henry und Ewans Angebot, ihn zu verwandeln, schwieg aber. „Henry hat wirklich Glück mit dir.“ Erics Stimme klang sehnsüchtig.
„Liebe fragt nicht nach Essgewohnheiten. Erzähl' Eve von deinen Gefühlen. Gib ihr die Chance, sich für dich oder gegen dich zu entscheiden.“ Eric erhob sich. „Gute Nacht.“ Aufgewühlt von Dianas Worten verließ er das Zimmer.
63
Kairons Traumbild riss Richard aus dem Schlaf. Sanft zog er die Decke über Safra, die neben ihm schlief. Richards Blick wanderte zu Lilith, die noch immer am Fenster stand und in die Dunkelheit hinaus starrte. Vorsichtig erhob sich Richard und näherte sich besorgt seiner Tochter.
„Hat Jared sich noch immer nicht gemeldet?“, fragte er mitfühlend.
„Ich fange an, mir Sorgen zu machen. Jared ist vor Stunden gegangen“, seufzte Lilith, die Jared bereits zehn telepathische Botschaften geschickt hatte. „Vergiss nicht, dass Jared nun ein Gott ist. Ich bin sicher, es geht ihm gut“, versuchte Richard seine Tochter zu trösten. „Vielleicht möchte Jared nicht gestört werden. Er wird sich dir morgen sicher erklären. Jetzt solltest du etwas schlafen. Du musst bei Kräften sein, wenn das Blutvergießen beginnt.“ „Wie willst du Ewan finden?“, fragte Lilith abwesend.
„Ich schicke Ewan eine telepathische Botschaft. Er wird mir in die Falle gehen. Ewan weiß nichts von Safra und dir. Gemeinsam werden wir ihn vernichten“, gab sich Richard selbstbewusst.
„Wie du meinst.“ Lilith wandte sich vom Fenster ab und blickte ihrem Vater tief in die Augen. „Sag Ewan, er soll Henry mitbringen. Dieses Mal schaufle ich sein Grab.“
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Friedlich schlief Luna in ihrem Kinderbett, das Eric Cara vor einer Stunde gebracht hatte. „Es fällt mir schwer, euch allein zu lassen“, flüsterte Ewan und streichelte ihr sanft übers Haar.
„Wir möchten auch nicht ohne dich sein, deshalb habe ich mir einen Plan überlegt“, erwiderte Cara leise. Neugierig näherte sich Ewan Cara, die am Fenster stand, und ergriff ihre Hände. „Ich höre.“ Kaum hörbar, um Luna nicht zu wecken, erklärte Cara Ewan ihren Plan. Zärtlich küsste er Cara auf die Stirn. „Danke, Schatz. Du bist ein Genie.“
„Das finde ich auch“, flüsterte Ariana, die auf dem Bett saß, stolz.
„Ich rede sofort mit den anderen. Bis bald.“ „Glaubst du wirklich, mein Plan funktioniert?“, fragte Cara ihre Mutter leicht zweifelnd, nachdem Ewan sich aus dem Raum teleportiert hatte. Ariana erhob sich und machte drei Schritte auf Cara zu, um sie fest zu umarmen. „Sorge dich nicht, mit deinem Plan wirst du der Welt ihr Licht bewahren.“
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Ewans Herz schlug heftig, als er sich seinem Sohn Tamino gegenüber sah. Ein Gefühl der Wehmut überfiel Ewan und machte ihm schmerzhaft bewusst, dass der Hass, der ihn Jahrhunderte beherrschte, Tamino nicht nur um die Liebe eines Vaters betrogen, sondern auch ihn um viele Momente des Glücks gebracht hatte.
„Wir sind hier, um dich im Kampf gegen Richard zu unterstützen“, brach John das Schweigen. Ewan schluckte schwer, er wusste, es gab jetzt Wichtigeres als seine selbst verschuldeten Gefühle.
„Ich komme gerade von Cara. Sie hat einen Plan, den ich für vernünftig halte. Setzen wir uns.“ Ewan zeigte Richtung Sofa. „Ich erkläre euch alles.“
„Vater.“ Ewan wandte sich um. Henry kam die Treppe herunter und wirkte aufgewühlt.
„Solltest du nicht schlafen, Sohn?“ „Ich muss ständig an Diana und unser Kind denken“, erwiderte Henry genervt.
„Viel lieber würde ich Richard und seiner Brut den Garaus machen.“
„Dein Vater wollte uns gerade erklären, wie Richards Ende aussehen könnte“, warf John ein und nahm neben
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